Das sollten Anleger wissen
, Wo die US-Zölle Deutschland treffen könnten – und wo nicht

18.06.2025 – Seit 2 Monaten hält der Zollstreit die Welt in Atem. Die meisten Zölle sind nach wie vor ausgesetzt – doch was, wenn die Verhandlungen scheitern? Szenarien und Tipps für Anleger.

Ein Mann mit grauen Haaren und Designer-Brille steht an einem Tisch und schaut konzentriert in sein Smartphone.

Status Quo im Zollstreit
, Wie war das nochmal… ?

Steigen Sie noch durch, welche US-Zölle nun gelten und welche nicht? Zugegeben: Es ist gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Wir fassen noch einmal zusammen:

  • Im April verkündete Donald Trump drakonische Zölle für die ganze Welt, setzte die meisten aber kurz darauf für 90 Tage aus. Seitdem gilt – neben verschiedenen Sonderzöllen, die teilweise noch aus der Biden-Regierung stammen – vor allem ein Basiszoll von 10% auf alle Einfuhren in die USA.
  • Außerdem gilt ein Zollsatz von 50% auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium sowie 25% auf Autos und Autoteile. Letztere drohte Trump zu verdoppeln, sollten die Verhandlungen mit der EU scheitern.
  • Komplizierter ist die Lage im Streit mit China: Auch hier waren die Zölle nach Verhandlungen zunächst ausgesetzt worden, allerdings blieben bestimmte Sonderzölle bestehen.

Eine echte Achterbahnfahrt also. Und das spüren auch Anleger: Nach starken Verlusten im April haben sich die Kurse inzwischen zwar weitgehend erholt, dennoch bleiben die Märkte unsicher. Und auch in Deutschland fragt man sich: Was passiert, wenn die Verhandlungen scheitern?

Ruhe vor dem Sturm?
, Wo die Zölle Deutschland bald treffen könnten

Es gab lange nicht mehr so viele positive Signale aus der deutschen Wirtschaft wie zuletzt: Die Auftragsbücher der Industrie füllen sich, der DAX eilt von Rekord zu Rekord – und rund die Hälfte der DAX-Unternehmen übertraf im ersten Quartal sogar die Erwartungen der Analysten, während nur wenige hinter den Prognosen zurückblieben.

Hat der “Zollhammer” das Land etwa verfehlt?

Ganz so einfach ist es leider nicht:

  • Die Zahlen machen zwar Hoffnung, doch die Auswirkung der US-Zölle dürften erst folgen: Im ersten Quartal waren sie noch nicht wirksam.
  • Auch die Abschwächung des US-Dollars, die mit den Zöllen einherging, hatte sich bisher kaum auf die Ergebnisse der deutschen Unternehmen ausgewirkt.

Pharma, Autos und Maschinen besonders betroffen

Wie stark einzelne Branchen von den Zöllen betroffen sind, hängt vor allem davon ab, wie sehr sie die USA als Abnehmerland für ihre Waren brauchen. Und hier zeigt sich:

  • Mit einem US-Anteil von 22% an allen Exporten ist die Konzentration bei pharmazeutischen Produkten am höchsten – hier wird es besonders schwer, den US-Markt zu ersetzen.
  • Auch gewichtige Bereiche wie Fahrzeuge und Maschinen sind überdurchschnittlich stark vom US-Markt abhängig.
  • Die Metallindustrie zeigt eine eher geringe Abhängigkeit (unter 10%) – die höheren Zölle auf Aluminium und Stahl treffen, es gibt aber Ausweichmärkte.

Unternehmen, die einen hohen Umsatzanteil in den USA haben und für deren Produkte die Zölle gelten, dürften das in den kommenden Quartalen spüren. Wann dieser Effekt eintritt, hängt auch von den Lagerbeständen der Unternehmen ab.

3 Experten-Tipps für Anleger

Was sollten Sie als Anleger angesichts der neuen Zölle und möglicher Auswirkungen tun? Unsere Experten haben 3 Tipps:

1. Tipp
, Ruhe bewahren

Die Zoll-Achterbahn der letzten Wochen hat gezeigt: Nichts wird so heiß gegessen, wie gekocht. Auf die Ankündigung von Zöllen folgte immer wieder ihre Aussetzung. Inzwischen reagiert auch der Aktienmarkt gelassener: Nach der jüngsten Drohung, die EU mit 50%-Zöllen zu belegen, erholten sich die Märkte erstaunlich schnell wieder.

Insofern kann auch niemand den weiteren Verlauf der Situation vorhersagen. Deutlich wird aber: Die US-Administration ist durchaus interessiert an Verhandlungen. Bleiben Sie also gelassen und weiterhin informiert – am besten über unseren Analysten-Newsletter:

2. Tipp
, Breit investieren & nachjustieren

Wer beim Investieren auf unterschiedliche Assetklassen, Märkte und Themen setzt, verringert das Schwankungsrisiko seines Portfolios. Das kann Sie auch vor Kursverlusten schützen, wenn die Zölle im Laufe des Jahres ihre Wirkung entfalten. Überprüfen Sie die Titel-Gewichtung Ihres Depots immer wieder und justieren Sie, wenn nötig, nach.

Tipps, wie und mit welchen Titeln Sie Ihr Depot möglichst breit aufstellen können, finden Sie hier:

3. Tipp
, Sparpläne können bei Schwankungen profitieren

Gerade in unsicheren Zeiten lohnt sich der Einstieg in Wertpapiere, denn trotz Schwankungen (die völlig normal sind) bieten sie attraktive Chancen für den Vermögensaufbau. Wertpapiersparpläne sind dabei besonders vorteilhaft: Durch regelmäßige Käufe erwerben Sie bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger – durch diesen sogenannten “Durchschnittskosteneffekt” spielt das Timing für den Einstieg eine geringere Rolle. Sie können also jederzeit sinnvoll investieren.