“Sell in May!” - Was ist dran?

12.06.2024 - Mit Aktien ist es ein Auf und Ab. Vorhersagen sind nur schwer zu treffen. Doch eine alte Börsenweisheit behauptet, es ginge ganz einfach: Vor dem Sommer verkaufen, danach wieder einsteigen und Gewinne einfahren. Stimmt das? Wir klären auf.

Eine junge Frau steht glücklich vor blühenden Bäumen im Frühling

Das besagt der “Sell-in-May-Effekt”

Es ist ein hübsch gereimter Satz, der jedes Jahr um diese Zeit unter Anlegern die Runde macht:

“Sell in May and go away. But remember to come back in September.”

Soll heißen: Verkaufe im Mai deine Aktien, halte dich in den Sommermonaten vom Aktienmarkt fern und investiere erst im September wieder. Aber worauf fußt dieser Ratschlag?

Der Satz geht davon aus, dass die Märkte zwischen Mai und September in ein Sommerloch stürzen, das die Kurse fallen lässt. Ab September soll die Flaute vorbei sein und das Winterhalbjahr verspricht höhere Renditen - deshalb lohnt es sich, kurz vorher wieder einzusteigen.

Heißt also:

  • Wenn Sie bereits Aktien besitzen, sollten Sie diese bald verkaufen.
  • Wenn Sie noch keine Aktien haben, aber über eine Investition nachdenken, ist der Beginn des Winterhalbjahres die beste Zeit, um einzusteigen.

Doch ist die Welt wirklich so einfach?

Eher nicht: Die Börsenregel entstammt einer längst vergangenen Zeit. Im England des 18. Jahrhunderts lautete der Spruch nämlich noch: "Sell in May and go away, come back on St. Leger’s Day”. Der St. Leger’s Day war der Septembertag, an dem eine traditionelle Reihe von Pferderennen ihren Abschluss fand.

Zwischen April und dem St. Leger’s Day verbrachte der englische Adel seine Zeit auf den Landsitzen - und verkaufte zuvor seine Wertpapiere, was tatsächlich zu fallenden Kursen führte. In den Wintermonaten wurde wieder gekauft und die Kurse stiegen.

Nun ist die Zeit des englischen Adels längst vorbei. Aber heißt das auch, dass vom “Sell-in-May-Effekt” nur der hübsch gereimte Spruch übrig geblieben ist?

Gibt es einen “Sell-in-May-Effekt”?

Wenn wir uns anschauen, wie sich der Deutsche Aktienindex Dax in den letzten 65 Jahren entwickelt hat, so lässt sich wirklich ein Sell-in-May-Effekt vermuten: Daten zeigen, dass die Kurse zwischen Mai und September durchschnittlich sinken - am stärksten im September (-1,82 %), wohingegen die Börsenmonate Oktober bis April ein durchschnittliches Plus (zwischen 0,2 % und 1,57 %) verzeichnen.

Allerdings sollten Sie diese Zahlen mit Vorsicht genießen: Es sind eben nur Durchschnittswerte. Und wenn sich in langfristigen Vergleichen so etwas wie ein Sell-in-May-Effekt zeigt, kann das auch an einzelnen Börsenjahren mit außergewöhnlichen Kursschwankungen liegen.

Tatsächlich gibt es aber sogar eine Studie aus dem Jahr 2001, die sich die saisonalen Entwicklungen der Aktienmärkte in 37 Ländern angeschaut hat und dabei ebenfalls einen Sell-in-May-Effekt beobachtet, der besonders in europäischen Ländern stark ausgeprägt ist. Eine Erklärung für das Phänomen liefert die Studie aber leider nicht.

Statistisch lässt sich also festhalten: Es ist schon etwas dran am Sell-in-May-Mythos.

“Sell-in-May”: Sinnvoll als Anlagestrategie?

Ist es also doch klug, wenn Sie Ihre Anlagestrategie nach der Saisonalität ausrichten, wie es die “Sell-in-May” Strategie vorschlägt?

Trotz statistischer Hinweise sprechen einige Punkte dagegen:

Gehandelt wird immer

In Zeiten des digitalen Wertpapierhandels gibt es keine “Sommerflaute an der Börse”. Und auch wenn es im Durchschnitt so aussehen mag: Es gibt immer wieder auch Börsenjahre mit guten Sommermonaten. Pauschalaussagen lassen sich also kaum treffen.

Krisen kennen keine Saison

In einem globalisierten Aktienmarkt kommt es immer wieder zu Krisen und Ereignissen, die die Kurse beeinflussen - ganz unabhängig davon, welche Jahreszeit gerade ist.

Aktien verkaufen kann Sie Geld kosten

Beim Verkauf von Aktien fallen Transaktionsgebühren an und je nach Aktie entgehen Ihnen auch wertvolle Dividenden. Ob der Verkauf und der spätere Wiederkauf wirklich mehr einbringt, als er kostet, lässt sich also nicht pauschal sagen und hängt auch von der Zusammensetzung Ihres Portfolios ab.

Aktien halten bringt langfristig oft mehr

Einige Analysten vergleichen die Sell-in-May- mit der Buy-and-hold-Strategie. Beim Buy-and-hold werden Aktien gekauft und dann gehalten. Und es zeigt sich: Über längere Zeiträume und je nach Portfolio gewinnt man mit der Buy-and-hold-Strategie oft mehr.

Wann sollten Sie verkaufen oder investieren?

Fassen wir zusammen: Statistisch finden sich Hinweise, die für einen Sell-in-May-Effekt sprechen. Daraus eine pauschale Anlagestrategie abzuleiten, ist aber schwierig, denn jedes Börsenjahr verläuft anders. Was also sollten Sie mit Blick auf das bevorstehende Sommerhalbjahr tun?

Das sind unsere Tipps, wenn Sie Aktien haben oder überlegen, in den Wertpapierhandel einzusteigen:

Tipp 1: Vertrauen Sie Experten

Egal, welche Jahreszeit: Ein Einstieg in den Wertpapierhandel kann sich immer lohnen. Alles, was Sie dafür brauchen, ist ein Depot - und das bekommen Sie bei der Commerzbank.
Wichtig ist nur: Vertrauen Sie beim Handeln auf echte Experten statt auf Börsenweisheiten. Auf unserer Aktien-Seite finden Sie aktuelle Anlageempfehlungen und Aktien-Ideen unserer Anlagestrategen.

Tipp 2: Nutzen Sie Sparpläne

Verkaufen ist nicht immer sinnvoll: Viele Analysen zeigen, dass eine Buy-and-hold-Strategie oft mehr Rendite bringt.
Unser Tipp: Stocken Sie mit einem Aktiensparplan auf, denn damit kaufen Sie bei fallenden Kursen günstiger ein (“Cost-Average-Effekt”) und profitieren so automatisch, wenn es wirklich ein Sommerloch gibt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist ein Depot.

Sie möchten Ihr Wissen vertiefen?

Wir liefern Ihnen, die Informationen, die Sie brauchen.