Kluge Börsenweisheit oder fauler Mythos?

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„Trend is your Friend”

„Der Trend ist dein Freund!” Das zumindest behauptet eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Und meint damit: Wenn eine Aktie „im Trend liegt” - ihr Kurs also kontinuierlich steigt - sollten Sie diesem Trend folgen und die Aktie ebenfalls kaufen. Wenn Sie die Aktie bereits im Depot haben, rät der Spruch, sie bloß nicht voreilig zu verkaufen. Denn es winken möglicherweise satte Gewinne.

Umgekehrt verhält es sich, wenn der Trend in die andere Richtung geht und die Kurse fortlaufend sinken: Jetzt rät die Börsenweisheit zum Verkauf. Für diesen Fall gibt es übrigens noch einen anderen Börsenspruch, der warnt, „niemals in ein fallendes Messer zu greifen.”

Doch was ist dran an der "Trend is your friend"-Weisheit - und woran erkennen Sie überhaupt, ob es einen Trend gibt und in welche Richtung er läuft?

Von einem „Trend” spricht man, wenn sich ein Aktienkurs über einen gewissen Zeitraum in eine bestimmte Richtung entwickelt. Je nach Richtung unterscheidet man

• Aufwärtstrends (hier steigt der Kurs kontinuierlich an)
• Abwärtstrends (hier entwickelt sich der Kurs nach unten)
• Seitwärtstrends (der Kurs bewegt sich innerhalb einer Spanne seitwärts)

Die Börsenweisheit „Trend is your friend” fußt auf dem Gedanken, dass Märkte sich langfristig entwickeln. Trends und Trendwenden machen sich deshalb meist durch bestimmte Vorzeichen „bemerkbar”.

Unter anderem versuchen einige Anleger, diese Vorzeichen mithilfe von Chartanalysen zu identifizieren. Sie suchen die Muster eines Trends in den Aktienkursen und richten dann Ihre Anlageentscheidungen danach aus. Diese Strategie nennt sich „Trendfolgestrategie”. Und die hat wiederum Licht- und Schattenseiten.

Erfahrungsgemäß kann der Trend eines Aktienkurses durchaus Hinweise darauf geben, ob eher Gewinne oder Verluste zu erwarten sind. Ein positives Beispiel dafür ist die Tesla Aktie, die zwischen 2019 und 2021 einen enormen Anstieg verzeichnete: Von anfänglich 40 USD stieg der Kurs auf über 800 USD.

Wer mittel- und langfristig auf diesen Aufwärtstrend gesetzt hatte, fuhr also enorme Gewinne ein. Ein solcher Trend muss aber auch erst einmal rechtzeitig erkannt werden und dann tatsächlich wie erwartet eintreten. Ist das der Fall, müssen Anleger zudem die Nerven behalten und nicht direkt wieder aussteigen, wenn sich erste Kursverluste anbahnen.

Und wie bei allen Börsenweisheiten gilt auch bei „Trend is your friend”: So einfach, wie es dieser sehr pauschale Spruch nahelegt, ist die Welt nicht. Eine Trendfolgestrategie birgt nämlich auch Risiken:

• Trends bleiben ungewisse Zukunftsprognosen: Ein Trend zeigt letztlich nur, wie sich ein Aktienkurs in der Vergangenheit entwickelt hat und projiziert diese Entwicklung in die Zukunft - ob sie sich tatsächlich so fortsetzt, bleibt immer auch ungewiss.
• Trendfolge erfordert Erfahrung und Wissen: Für Laien sind Trends und ihre Wendepunkte nicht ohne Weiteres zu erkennen. Die Chartanalyse kann komplex sein und benötigt in der Regel viel Erfahrung.
• Das richtige Timing ist schwierig: Anfang und Ende eines Trends werden häufig erst erkannt, wenn sie bereits eingetreten sind - dadurch können Gewinne ausbleiben oder sogar Verluste drohen.
• Trends können täuschen: Oft sind Trends eher Ausdruck von Stimmungen am Markt und blenden die Unternehmen hinter dem Aktienkurs aus. Das wird einem entscheidenden Teil der wirtschaftlichen Realität nicht gerecht.