Einwegplastik-Verbot: Kunststoff auf dem Rückzug
20.10.2021 – Die EU verbietet Plastikbecher und Co. Damit allein lässt sich das Müllproblem aber nicht lösen.
Die Europäische Union verbietet den Verkauf von Einweggegenständen aus Kunststoff und unternimmt darüber hinaus noch weitere Anstrengungen zugunsten des Umweltschutzes. Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft ist aber auch jeder Einzelne gefragt.
Die Reise des Plastikmülls
Die übermäßige Verwendung von Kunststoffen ist ein großes Problem unseres Lebensstils: 33 Kilogramm Plastikmüll entfallen im Durchschnitt pro Jahr auf jeden Einwohner der EU1.
Ein großer Teil dieser Abfälle wird nicht wiederverwertet, sondern gelangt durch unsachgemäße Entsorgung in die Umwelt. Allein durch den Rhein fließen pro Jahr etwa 380 Tonnen Kunststoff in die Nordsee2. Dort bleibt dieser Restabfall zurück und kann auf lange Sicht Menschen und Tiere schädigen. Große Teile des in Europa produzierten Plastikmülls werden nicht lokal verwertet, sondern nach Asien exportiert. Im Jahr 2019 exportierte Deutschland rund 2.600 Tonnen Kunststoffabfall nach China, 374.588 Tonnen gingen nach Südostasien. So findet sich in asiatischen Flüssen besonders viel Plastik, der in Teilen aus Europa stammt und in Asien illegal entsorgt wird.
Um dies zu vermeiden, unternimmt die Europäische Union (EU) eine Reihe von Anstrengungen, die die Menge an Plastikmüll reduzieren sollen. Dazu zählt auch das Verkaufsverbot für Einweggegenstände aus Kunststoff.
Was besagt das Plastikmüll-Verbot wirklich?
Ab dem 3. Juli 2021 gilt in der gesamten EU ein Verkaufsverbot für Plastikbesteck, Plastikgeschirr, Plastiktrinkhalme, Verpackungen für warme Speisen (Polystyrol) und Wattestäbchen aus Plastik. Dies gilt auch für „kompostierbare“ oder als „biologisch abbaubar“ gekennzeichnete Kunststoffverpackungen. Solche Begriffe sind häufig irreführend: Die Produkte zersetzen sich zwar, lassen sich aber nur unter Idealbedingungen kompostieren.
Ist das Verbot von Einwegplastik wirklich gut für die Umwelt?
Mit der Maßnahme will die EU die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik verringern. Nach Angaben von Statista landen pro Jahr bis zu sieben Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. 70 Prozent davon enden auf dem Meeresgrund.3 Dort werden Kunststoffe wie Polyethylen, das bereits seit den 1950er-Jahren zur Herstellung von Einkaufstüten verwendet wird, nur langsam abgebaut. Zehn bis zwanzig Jahre benötigt eine solche Plastiktüte, bis sie sich gänzlich zersetzt hat. Bei einer PET-Flasche dauert dieser Prozess 450 Jahre. Das Problem der zunehmenden Verschmutzung der Ozeane löst sich nicht von selbst. Den Anteil von Plastikmüll in den Meeren zu senken ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Verlagerung des Problems vermeiden
Seit dem 1. Januar 2021 gelten in der gesamten EU strenge Beschränkungen für den Export von Kunststoffabfällen. So ist der internationale Handel mit unsortierten oder verschmutzten Plastikgemischen jetzt untersagt. Um die Wiederverwertung von Plastikmüll attraktiver zu machen, erhebt die EU außerdem ab diesem Jahr von ihren Mitgliedsstaaten eine Abgabe von 80 Cent für jedes Kilogramm nicht recycelter Kunststoffabfälle. Dies soll die Mitgliedsstaaten zur Abfallvermeidung animieren und den Anteil von Plastikmüll in die Meere aus Flüssen in Asien minimieren.
Einwegplastik wird verboten – was sind die Alternativen?
Was im Großen funktionieren soll, muss im Kleinen beginnen. Jeder Einzelne kann und sollte etwas dafür tun, Plastikabfälle zu vermeiden. Inzwischen bieten sich dazu viele Möglichkeiten, angefangen bei unverpackten Lebensmitteln bis hin zum Kauf von Second-Hand-Kleidung.
Schon jetzt kann man Einwegprodukte aus einer Vielzahl alternativer Materialien kaufen, die weniger schädlich für die Umwelt sind. Wattestäbchen oder Trinkhalme aus Papier sind vielen bereits bekannt. Bei der Herstellung von Einwegtellern und Einwegbesteck lässt sich problemlos auf Materialien wie Bambus, Holz, Palmblätter oder Bagasse (Zuckerfasern) zurückgreifen.
Nachhaltig investieren und die Umwelt entlasten
Zusätzlich zu den kleinen, alltäglichen Angewohnheiten, mit denen man Plastikmüll reduzieren kann, lässt sich die Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit auch durch gezielte Investitionen in nachhaltige Fonds beschleunigen. Solche Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei der Auswahl der Titel im Portfolio die sogenannten ESG-Kriterien berücksichtigen. Dabei steht das „E“ für „Environment“ (Umwelt), das „S“ für „Social“ (Sozial) und das „G“ für „Governance“ (gute Unternehmensführung). Investiert wird demnach in Unternehmen, die in diesen Bereichen hohe Standards erfüllen.
Inzwischen stehen Anlegern viele Fonds zur Verfügung, die ihr Portfolio nach diesen Richtlinien bestücken. So können sie Ihr Geld mit einem guten Gewissen anlegen und vergleichbare Renditen wie mit herkömmlichen Geldanlagen erzielen. Sie verlieren also nichts – aber die Umwelt gewinnt.
Detaillierte Informationen zu nachhaltigen Geldanlagen finden Sie in diesem Artikel.