Zum 100. Weltspartag, Welche Sparformen sich jetzt lohnen
30.10.2024 – Vom Aufstieg einer Tugend: Zum 100. Weltspartag blicken wir auf die Geschichte des Sparens – und zeigen, warum es gerade jetzt besonders wichtig wird.
Vom Sparschwein zum Depot: Wie das Sparen Geschichte schrieb
Der Schrecken des 1. Weltkrieges war noch präsent, als die Initiatoren des 1. Internationalen Sparkongresses vor genau 100 Jahren den Weltspartag ins Leben riefen. Die wirtschaftlichen Entbehrungen ihrer Zeit hatten sie auf die Idee gebracht, das Sparen als gesellschaftliche Tugend in der Bevölkerung zu verankern. Besonders Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig lernen, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen und auf größere Anschaffungen hinzusparen.
Anfangs stand der Weltspartag ganz im Zeichen klassischer Sparformen und mit der Zeit des Wirtschaftswunders in den 1950er und 1960er Jahren feierte das Sparen Hochkonjunktur: Das Sparschwein wurde zum Symbol des persönlichen Wohlstandes, wer sparte, galt als klug und zukunftsorientiert. In den 80er- und 90er-Jahren veränderten Investmentfonds und Aktien den Charakter des Weltspartages. Von nun an ging es verstärkt um Anlagestrategien und Ansätze zur Vermögensbildung.
Und heute?
Die 2000er gelten als das Jahrzehnt der Sparmüdigkeit – bedingt durch die niedrigen Zinsen, die lange Zeit vorherrschten. Dabei zeigt ein Blick in unsere aktuelle Anlagestudie, dass die Deutschen kaum etwas von ihrer alten Tugend verlernt haben:
- 70% der Deutschen sparen Geld: Vor allem jüngere Menschen (Millennials und Generation Z) sparen emsig und regelmäßig.
- Die meisten Menschen sparen für die Altersvorsorge oder ganz grundsätzlich, um Rücklagen zu bilden.
- Konservative Sparformen wie Tagesgeld- und Festgeldkonten sind nach wie vor am beliebtesten – gefolgt von Wertpapierinvestitionen.
Die Liebe zu den konservativen Sparformen ist durch das Zinshoch der letzten Jahre neu entfacht. Aber bleibt das so? Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt – droht uns damit wieder eine Zeit, in der sich das Sparen kaum noch lohnt?
Warum Sparen wichtiger denn je ist
Zinsen hin oder her: Sparen ist und bleibt wichtig für die persönliche Vorsorge. Und angesichts aktueller Herausforderungen spricht viel dafür, dass Sparen sogar immer wichtiger wird:
- Schutz vor Inflation:
Aktuell sinkt die Inflationsrate wieder, doch 2022 lag sie mit 6,9 % noch so hoch wie lange nicht mehr. Die Kaufkraft des Geldes nahm spürbar ab. Durch kluge Geldanlagen können Sie diesen Wertverlust abfedern und sich so vor zu hoher Inflation schützen. - Altersvorsorge:
Der demografische Wandel setzt das Rentensystem enorm unter Druck. Immer mehr Menschen sind von Altersarmut bedroht. Mit einem langfristigen Vermögensaufbau können Sie mögliche Rentenlücken schließen. - Liquidität in Krisenzeiten:
Die letzten Jahre haben eindrücklich gezeigt, wie sich das Weltgeschehen in kürzester Zeit verändern kann. Durch kluges Sparen können Sie schnell verfügbare Rücklagen aufbauen, um in Krisenzeiten oder bei unvorhergesehenen hohen Kosten (z. B. teure Anschaffungen, Reparaturen) flexibel zu reagieren.
Welche Sparformen bringen’s noch?
Halten wir fest: Angesichts aktueller Herausforderungen ist Sparen unverzichtbar. Aber welche Sparformen sollten Sie wählen, wenn die Zinsen fallen, die Inflationsrate niedrig ist und Sie sich bestmöglich für die Zukunft absichern möchten? Wir geben Antwort.
Klassisches Sparen, Lohnt sich das Tagesgeldkonto noch?
Seit die Europäische Zentralbank Mitte 2023 den Leitzins stückweise anhob, stiegen auch die Zinsen auf klassische Sparforen wie Tages- und Festgeld. Finanzdienstleister überboten sich förmlich mit ihren Zinssätzen, sehr zur Freude der Sparer. Doch nun geht’s wieder in die andere Richtung: Wegen der sinkenden Inflation hat die EZB bereits drei Mal die Zinsen nach unten korrigiert, weitere Senkungen sind durchaus möglich. Damit wird auch der Tagesgeldzins sinken. Lohnt sich das Konto dann noch?
Klare Antwort: Ja. Denn:
- Die Inflationsrate befindet sich derzeit auf einem niedrigen Niveau von unter 2% (Stand: Oktober 2024). Momentan können Sie noch Tagesgeldkonten mit einem Zinssatz über der Inflationsrate abschließen und Ihr Geld so vor Entwertung schützen.
- Ein Tagesgeldkonto bietet hohe Flexibilität, denn Sie können jederzeit auf Ihr Erspartes zugreifen. Für kurzfristige Sparziele wie den nächsten Urlaub, eine Autoreparatur oder um einfach Rücklagen für höhere monatliche Kosten zu bilden, ist das Tagesgeldkonto also weiterhin die richtige Wahl.
Unser Tipp: Setzen Sie für kurzfristige Sparziele weiterhin auf das Tagesgeldkonto, behalten Sie aber die Entwicklung von Sparzinsen und Inflationsrate im Blick.
Wertpapier-Sparen, Ist jetzt die beste Zeit zum Anlegen?
Mit dem Leitzins werden auch die Erträge auf festverzinste Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Anleihen sinken. Wertpapiere wie Aktien, ETFs oder Fonds sind nicht direkt von der Zinspolitik abhängig, gewinnen durch Zinssenkungen aber an Attraktivität – ist also jetzt eine gute Gelegenheit, um in Wertpapiere zu investieren?
Klare Antwort: Ja. Denn:
- Sinken die Sparzinsen, verlieren klassische Anlageformen wie Tages- und Festgeld an Reiz. Die Chance, durch Wertpapierinvestitionen mehr Rendite zu erwirtschaften, könnte mehr Menschen zu Anlegen bewegen – und damit die Aktienkurse nach oben treiben.
- Auch unabhängig vom Zinsgeschehen ist es ratsam, auf Wertpapiere zu setzen. Denn historisch betrachtet steigen die Aktienmärkte langfristig. Wenn Sie Ihr Erspartes also auf viele Jahre oder gar Jahrzehnte in Wertpapiere anlegen, haben Sie gute Chancen, Ihr Geld zu vermehren.1
- Da die Märkte schwanken können, haben Wertpapiere zwar auch Risiken – verglichen mit der Investition in Einzelaktien ist das Risiko durch die breite Streuung von ETFs und Fonds (auch „Diversifikation" genannt) aber geringer.
Mit einen Wertpapier-Sparplan können Sie Marktschwankungen außerdem durch den sogenannten „Cost-Average-Effekt" ausgleichen. Der Spareffekt eines solchen Sparplans kann beachtlich sein, wie diese Grafik zeigt:
Unser Tipp: Investieren Sie langfristig in ETF- oder Fonds-Sparpläne. Der Vorteil: Sie können schon mit niedrigen Sparraten von 25 Euro pro Monat einsteigen und regelmäßig Fondsanteile erwerben – zum Weltspartag sogar 5 Jahre ohne Kaufkosten. Dafür benötigen Sie lediglich ein Depot.
3 Tipps, um erfolgreich zu sparen
Tipp 1, Setzen Sie sich ein konkretes Ziel
Wer ziellos spart, kommt meist nicht weit. Ein festes Sparziel bringt Motivation, schafft aber auch Klarheit, welche Sparbeträge Sie eigentlich benötigen. Geht es Ihnen um ein kurzfristiges Ziel wie den nächsten Urlaub oder die langfristige Vorsorge fürs Alter? Bringen Sie Klarheit in Ihr Sparvorhaben und wählen Sie dann die passenden Sparformen!
Tipp 2, Fangen Sie frühestmöglich an
Die meisten Sparformen sind auf Langfristigkeit ausgelegt. Über wenige Monate werden Sie mit einem ETF-Sparplan kaum eine nennenswerte Wertsteigerung erzielen – über mehrere Jahre oder Jahrzehnte hingegen schon. Gerade für den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge gilt daher: Fangen Sie so früh an, wie es geht, damit sich Ihr Geld möglichst lange vermehren kann!
Tipp 3, Setzen Sie auf verschiedene Sparformen
Aktien, ETFs oder Tagesgeld? Machen Sie ein „und” draus! Jede Sparform hat Stärken, die Sie für verschiedene Ziele nutzen können. Verteilen Sie einfach die Sparraten, zum Beispiel so: Für kurzfristige Ziele wie den nächsten Urlaub legen Sie monatlich 50 Euro aufs Tagesgeldkonto. Weitere 100 Euro monatliche Sparrate investieren Sie für die langfristige Altersvorsorge in den ETF-Sparplan.
Außerdem: Wenn Sie Ihr Geld in nur eine Anlageform investieren, riskieren Sie entweder hohe Verluste (z. B. bei Aktien) oder nur geringe Erträge (z. B. beim Tagesgeld). Sparen Sie hingegen „diversifiziert” – also verteilt auf mehrere Anlageformen – können Risiken sinken und Renditechancen steigen.