Digitaler Euro - was steckt dahinter
22.05.2022 – Wann kommt der digitale Euro? Und was steckt genau hinter der Digitalwährung?
Die Europäische Zentralbank (EZB) will Mitte 2021 darüber entscheiden, ob und in welcher Form der digitale Euro eingeführt werden soll.1 EZB-Präsidentin Christine Lagarde geht davon aus, dass Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union bereits in fünf Jahren mit der Digitalwährung einkaufen können, wie die Notenbank-Chefin im Januar 2021 verlauten ließ. Der digitale Euro könnte den Zahlungsverkehr für Verbraucher und Unternehmen erleichtern.
Warum wird das Thema digitaler Euro in Europa immer wichtiger?
Eine eigene Digitalwährung der Zentralbanken als Antwort auf Bitcoin und Libra? Die Europäische Zentralbank (EZB) möchte den digitalen Euro einführen, um die Stabilität des Euros gegenüber Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoin oder der Facebook-Währung „Diem“ (ursprünglich Libra) sowie Digitalwährungen anderer Länder zu schützen und damit die digitale Souveränität Europas zu stärken.
Andere Zentralbanken sind in Sachen digitaler Zentralbank-Währungen, sogenannter „Central Bank Digital Currency“ (CBDC), schon deutlich weiter als Europa. China hat bereits 2020 den digitalen Yuan in ausgewählten Pilotregionen in Umlauf gebracht. Die schwedische Zentralbank hat das Pilotprojekt „E-Krone“ gestartet, das laut Medienberichten bis 2022 verlängert werden soll.
Was bedeutet der digitale Euro für Geschäftsbanken und die EZB?
So wie die Europäische Zentralbank (EZB) den digitalen Euro aktuell diskutiert, wäre die Digitalwährung eine Ergänzung zum europäischen Bargeld und somit eine weitere Zahlungsart, die den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen zur Verfügung stehen würde.2 Das klassische Bargeld soll durch den digitalen Euro allerdings nicht ersetzt werden, sondern weiterhin zur Verfügung stehen.
So viel steht bisher schon fest: Wenn der digitale Euro kommt, wird er genau wie das Euro-Bargeld durch die EZB ausgegeben, geschützt und reguliert und wäre somit gleichermaßen vertrauenswürdig. Ebenso wie Euro-Münzen und Euro-Scheine würde der digitale Euro durch das Prinzip der Geldschöpfung der EZB und Geschäftsbanken generiert.3 Die Geschäftsbanken könnten ihren Kundinnen und Kunden für deren Guthaben neben Scheinen und Münzen auch die europäische Digitalwährung anbieten. Allerdings soll die Digitalwährung getrennt von dem Geld auf Girokonten auf einem speziellen Konto bei der Notenbank verbucht werden. Diese würde also die Kontrolle über die Digitalwährung behalten und somit die Sicherheit und Stabilität garantieren.
Welchen Mehrwert hätte der digitale Euro für Verbraucher und wie könnte er aufbewahrt werden?
Einer der größten Vorteile des digitalen Euro wäre sekundenschneller Zahlungsverkehr, der gleichermaßen sicher wäre wie mit dem europäischen Bargeld. Die Sicherheit könnte beispielsweise durch einen Blockchain-Ansatz gewährleistet werden. Darüber hinaus würde die Privatsphäre des Käufers beim Einkauf genauso gewahrt wie beim Bezahlen mit Münzen und Scheinen, da keine persönlichen Daten übermittelt werden sollen.
Der digitale Euro soll in einer Art virtuellen Geldbörse, einer sogenannten Wallet, aufbewahrt werden.3 Beim Einkauf könnte das Geld beispielsweise mithilfe einer App oder einem QR-Code aus der Wallet des Käufers in die des Verkäufers übertragen werden. Das wäre sowohl online als auch offline möglich, Letzteres durch technische Lösungen wie zum Beispiel Bluetooth. Diese Verfahren wären deutlich einfacher und schneller als etwa eine SEPA-Überweisung.
Wie könnten Unternehmen den digitalen Euro nutzen?
Der digitale Euro könnte der Wirtschaft unter anderem beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr Vorteile bringen. So wären Geldüberweisungen in andere Länder, die aktuell noch mehrere Tage in Anspruch nehmen, innerhalb weniger Sekunden möglich.
Im Hinblick auf die voranschreitende Digitalisierung von Geschäftsprozessen könnte ein digitaler Euro nützlich sein, der auf einer Blockchain-Technologie basiert. So könnten vernetzte Maschinen und Geräte im sogenannten Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) untereinander selbstständig Betriebsmittel oder Services buchen und bezahlen.
Welche Risiken könnte die Einführung des digitalen Euro mit sich bringen?
Kritiker befürchten, dass die Einführung der digitalen Währung Geschäftsbanken finanziell instabiler machen könnte. Das Szenario: Kunden, die kein Vertrauen in Banken haben oder verunsichert sind, heben ihr Geld von ihren herkömmlichen Konten bei Geschäftsbanken ab und parken es auf digitalen Konten bei der Notenbank. Große Summen werden so aus dem Bankensektor zur EZB übertragen. Und das wiederum könnte eine Liquiditätskrise im Bankensystem nach sich ziehen.
Um solchen Risiken vorzubeugen, werden aktuell unterschiedliche Mechanismen wie beispielsweise Grenzbeträge oder ein zweistufiges Verzinsungssystem geprüft.
Die fünf wichtigsten Fakten rund um den digitalen Euro (FAQ)
EZB-Präsidentin Christine Lagarde geht davon aus, dass in fünf Jahren in Europa mit der Digitalwährung bezahlt werden kann.
Die Europäische Zentralbank (EZB) möchte den digitalen Euro einführen, um die Stabilität des Euros gegenüber Kryptowährungen und (digitalen) Zahlungsmitteln anderer Länder zu schützen. Ob und wie der digitale Euro in Ergänzung zum Euro-Bargeld kommt, will die EZB Mitte 2021 entscheiden.
Der digitale Euro könnte Zahlungsverkehr in Echtzeit ermöglichen. Die Privatsphäre wäre hierbei gleichermaßen geschützt wie beim Bezahlen mit europäischem Bargeld.
Geldüberweisungen in andere Länder könnten automatisiert und binnen Sekunden ausgeführt und die Digitalisierung von Geschäftsprozessen vorangetrieben werden.
Kritiker befürchten mögliche „Bank Runs“, die dem klassischen Kreditgeschäft schaden könnten.
- 1
https://www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/html/index.de.html
- 2
https://www.ecb.europa.eu/euro/digital_euro/faqs/html/index.de.html
- 3
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ezb-digitaler-euro-101.html