Was ist die Core-Satellite-Strategie?
16.09.2022 – Die Core-Satellite-Strategie ist eine Anlagestrategie, die durch die Aufteilung des Portfolios ausreichend Sicherheit und gleichzeitig eine lohnende Renditesteigerung zum Ziel hat. Wie funktioniert diese Anlagestrategie in der Praxis?
Die Core-Satellite-Strategie setzt im Kern (engl. Core) überwiegend auf breitgestreute, risikoarme Investments und ergänzt diese mit wenigen riskanten, aber dafür renditestarken Einzelinvestitionen, den Satelliten. Wie funktioniert diese Anlagestrategie in der Praxis und welche Anlageklassen sich als Satelliten eignen, verrät Ihnen unser Ratgeber.
Wie funktioniert die Core-Satellite-Strategie in der Praxis?
Konservative Investments bieten Anlegern ein hohes Maß an Sicherheit, denn das Risiko von Verlusten ist hier vergleichsweise gering. Diese Sicherheit hat allerdings auch ihren Preis: Mit solchen Anlagen lassen sich in der Regel keine hohen Renditen erzielen. Ferner sollte man die Inflationsrate berücksichtigen, welche sich auf den Wert des Investments auswirkt.
Dagegen versprechen riskante Wertanlagen vergleichsweise hohe Renditen. Aufgrund des hohen Risikos müssen Anleger bei ihnen jedoch mit hohen Verlusten bis hin zum Totalausfall ihrer Investition rechnen.
Das Ziel des Core-Satellite-Ansatzes ist es, die Struktur eines Kapitalanlageportfolios im Hinblick auf Rendite und Risiko zu optimieren. Dieses Ziel wird erreicht, in dem das Portfolio in stark diversifizierte Kernanlagen und einzelne Satellitenanlagen aufgeteilt wird.
Kerninvestitionen
Als Erweiterung der „Modernen Portfoliotheorie“ (MPT) nach Harry Markowitz strebt die Core-Satellite-Strategie im Kern eine sichere Grundrendite an. Den stabilen Kern dieser Anlagestrategie bilden breit gestreute, risikoarme Anlagen, die langfristige Ertragschancen bieten.
In der Regel handelt es sich hierbei um ETFs, börsengehandelten Indexfonds (engl. Exchange Traded Fund, ETF), die meist passiv verwaltet werden. Das bedeutet, die in diesen Mischfonds enthaltenen Aktien, Rohstoffe oder Anleihen werden nicht aktiv ausgewählt, sondern bilden die Zusammensetzung und Entwicklung eines Wertpapierindexes nach.
Satelliten
Um die Gesamtrendite zu erhöhen, wird der Kern des Portfolios um einzelne Satelliten aus unterschiedlichen Anlageklassen ergänzt. Anleger setzen dabei gezielt auf einen bestimmten Anlagestil – beispielsweise auf Wachstum – oder auf eine Geldanlage in ausgewählte Märkte, Sektoren oder Regionen.
Diese Investments zeichnen sich zum einen durch ein hohes Risiko aus, zum anderen durch ein höheres Potenzial, eine Überrendite zu erzielen. Gleichzeitig erlauben sie dem Anleger, individuelle Interessen und Anlageschwerpunkte in seinem Portfolio zu verankern.
Gewichtung der verschiedenen Anlagen
Bei der Aufteilung eines Core-Satellite-Portfolios verteilen sich idealerweise 80% der Gesamtinvestition auf den Kern und 20% auf die Satelliten. Die einzelnen Satelliten machen je nach Anzahl meist nicht mehr als 5% des Gesamtportfolios aus.
Erfahren Sie hier, wie sie mit dem Cost-Avergae-Effekt eine höhere Rendite erreichen.
Was bietet sich als Kernanlage an?
Der Kern des Core-Satellite-Portfolios sollte gemäß des Buy-and-Hold-Ansatzes aus Anlagen mit einem langfristig abschätzbaren Risikoprofil bestehen. Hier bieten sich in der Regel die Investition in ETFs oder andere Investmentfonds an, die für zahlreiche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe oder Immobilien verfügbar sind.
Idealerweise setzt sich der Kern aus zwei nicht korrelierenden Anlageklassen wie Aktien und Anleihen zusammen, deren Kursbewegungen häufig gegensätzlich verlaufen. Möglich ist hierbei die Kombination eines Weltportfolios, das ausschließlich in Industriestaaten investiert, und einem Emerging Markets ETF, der die Schwellenländer abdeckt.
Was bietet sich als Satellitenanlage an?
Durch Satelliten ergänzen Anleger ihr Portfolio mit ausgewählten Investments, die Potenzial für lohnende Zusatzrenditen versprechen und erweitern gleichzeitig die Streuung ihres Portfolios. Diese Investments sind risikoreicher und werden nur kurz- oder mittelfristig im Portfolio gehalten. Zudem unterliegen sie häufig starken Kursschwankungen, was sowohl zu hohen Gewinnen als auch zu hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen kann.
Bei diesen Satelliten kann es sich um unterschiedliche Anlageklassen handeln. Hierzu zählen beispielsweise:
- Aktien
- Verschiedene Wertpapiere, wie zum Beispiel Zertifikate auf Kryptowährungen
- Themen-, Branchen-, Industrie-, Länder- oder Rohstoff-ETFs
Es kann sich aber auch um hochspekulative Hebelprodukte handeln. Aktiv gemanagte Investmentfonds, hochverzinsliche Unternehmensanleihen oder Rentenpapieren insbesondere aus Schwellenländern bieten sich ebenfalls als Satelliten an.
Die Vorteile der Core-Satellite-Strategie
Der wohl größte Vorteil der Core-Satellite-Strategie ist, dass der Kern aus risikoärmeren Anlagen für Stabilität und eine Grundrendite sorgt, während die risikoreicheren Satelliten der Steigerung der Performances des Gesamtportfolios dienen.
Diese Risikostreuung sorgt dafür, dass konservative Anleger nicht automatisch zugunsten der Sicherheit auf höhere Renditen verzichten müssen. Gleichzeitig ermöglicht es risikofreudigeren Anlegern, zu spekulieren, ohne dabei die finanzielle Stabilität ihres Core-Satellite-Portfolios zu gefährden.
Die Nachteile der Core-Satellite-Strategie
Obwohl Anleger ihr Risiko mit der Core-Satellite-Strategie reduzieren können, gibt es auch hier keine Garantie auf eine Rendite. Verluste sind auch bei einer vermeintlich sicheren Kernanlage nicht ausgeschlossen.
Ein weiterer Nachteil dieser Anlagestrategie ist, dass sie vergleichsweise aufwendig ist und ein gewisses Know-how erfordert: Zum einen sollten Anleger den Core regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls anpassen (Rebalancing). Zum anderen müssen sie regelmäßig und sorgfältig geeignete Satelliten auswählen.
Anleger sollten darüber hinaus über ausreichend Wissen und Erfahrung sowie ein gutes Gespür verfügen, um Trends zu erkennen, die zu einer möglichen Steigerung der Rendite führen. Und zwar rechtzeitig, um zum richtigen Zeitpunkt ein- bzw. auszusteigen.
Welche Risiken gibt es?
Selbst, wenn man die Prognosen sorgfältig studiert, kann es bei den Satelliten schnell zu Verlusten kommen. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten Anleger bei der Core-Satellite-Strategie bei der Auswahl der ETFs auf Diversifikation setzen und den Core um Satelliten aus unterschiedlichen Assetklassen ergänzen.
Ein weiteres Risiko besteht in dem Reiz, die Gewichtung des Kernanteils zugunsten der Satelliten zu verschieben. Zwar erhöhen sich dadurch die Renditechancen, allerdings gefährdet die Verschiebung die solide Basis des Portfolios. Zu viele Satelliten können zudem die Kosten für das Portfolio in die Höhe treiben.
Bei dem Versuch die verschiedenen Interessen, wie etwa Rendite und Sicherheit in Einklang zu bringen, kann das magische Dreieck der Geldanlage helfen. Es hilft Ihnen verschiedene Investitionsmöglichkeiten bezüglich Rentabilität, Liquidität und Sicherheit zu beurteilen.