ETF-Replikationsmethoden: Das sollten Sie darüber wissen
ETFs nutzen verschiedene Replikationsmethoden, um einen Index nachzubilden. Das klingt komplizierter, als es ist: Hier erfahren Sie, was Sie wissen sollten, wenn Sie in ETFs investieren.

ETF-Replikationsmethoden, Das Wichtigste in Kürze
- Replikation meint die Art und Weise, wie ein ETF die Wertentwicklung eines Vergleichsindex nachbildet.
- Dabei werden vor allem drei Methoden unterschieden: Physische Replikation, Sampling und Synthetische Replikation bzw. Swap.
- Jede Replikationsmethode hat unterschiedliche Vor- und Nachteile, die sich auf die Kosten und Renditen eines ETFs auswirken können.
Definition, Was bedeutet „Replikation” bei ETFs und welche Methoden gibt es?
„ETFs bilden einen Vergleichsindex nach!”
Diesen Satz liest man immer wieder in den Standarddefinitionen von ETFs. Doch was heißt „nachbilden” überhaupt und wie wird das gemacht?
Der Fachbegriff für dieses „Nachbilden” lautet „Replikation” – von lateinisch „replicatio” was so viel wie „Wiederholung” bedeutet. Um das Prinzip zu erklären, nehmen wir den größten Deutschen Aktienindex DAX als Beispiel:
- Der DAX enthält Aktien der 40 größten deutschen Unternehmen. Wenn Sie in jedes dieser Unternehmen investieren möchten, ist das sehr kostspielig.
- Einfacher und günstiger ist es, in einen ETF auf den DAX zu investieren.
- Ein solcher DAX-ETF repliziert die Wertentwicklung dieser 40 Unternehmen – das heißt: Er bildet die Wertentwicklung des DAX möglichst genau nach, damit Sie als Investor von dieser Wertentwicklung profitieren können.
Doch wie wird so eine Nachbildung technisch umgesetzt? Dafür gibt es drei unterschiedliche Replikationsmethoden, die ETF-Anbieter nutzen können:
- Physische Replikation
- Sampling
- Synthetische Replikation (Swap)
Welche Replikationsmethode einem ETF zugrunde liegt, können Sie immer im jeweiligen ETF-Factsheet nachlesen.
Wie also funktionieren die einzelnen Methoden und was unterscheidet sie?
Die Physische Replikation
Bei der Physischen Replikation bildet ein ETF seinen Vergleichsindex nach, indem er alle im Index enthaltenen Titel tatsächlich physisch einkauft. Daher nennt man diese Methode auch “vollständige Replikation”.
Um beim Beispiel des DAX mit seinen 40 Unternehmen zu bleiben: Ein physisch replizierender DAX-ETF kauft also alle 40 Aktien mit genau den Anteilen, wie sie auch im DAX enthalten sind.
Der Vorteil
Durch diesen 1:1 Kauf kann der ETF die Kursentwicklung des Vergleichsindex relativ genau nachzeichnen.
Der Nachteil
Durch den 1:1 Kauf entstehen auch höhere Kosten, insbesondere Transaktionskosten, als bei anderen Replikationsmethoden.
Wichtig: Trotz vollständiger Replikation kann der Kurs eines ETFs vom Vergleichsindex abweichen. Diese Abweichungen nennt man „Tracking-Differenz”. Die Gründe dafür sind vielfältig: Differenzen entstehen zum Beispiel durch Transaktionskosten, Verwaltungsgebühren oder Dividendenausschüttungen.
Das Sampling
Beim Sampling (oder auch ETF-Sampling) handelt es sich ebenfalls um eine physische Replikationsart – der ETF kauft also tatsächlich Wertpapiere ein. Allerdings nicht vollständig, sondern nur die wichtigsten im Index enthaltenen Titel, wie der Name nahelegt („Sampling” von engl. „sample” = „Probe”). Diese Abbildungsmethode wird in der Regel nur bei Indizes verwendet, die eine hohe bzw. sehr hohe Anzahl von Indexbestandteilen aufweisen – insbesondere, wenn viele von ihnen nur gering gewichtet sind.
Der Vorteil
Da der ETF beim Sampling nicht alle, sondern nur ausgewählte Titel kauft, sind die Kosten (Transaktionskosten) geringer als bei der vollständigen Replikation.
Der Nachteil
Die eingeschränkte Titelauswahl kann allerdings auch zu stärkeren Abweichungen (Tracking-Differenz) vom Vergleichsindex führen.
Synthetische Replikation (Swap)
Im Gegensatz zur physischen Replikation kauft ein ETF, der synthetisch repliziert, nicht 1:1 die Wertpapiere des Index, sondern ein sogenanntes „Trägerportfolio“. Mithilfe dieses Portfolios und eines Tauschgeschäftes, auch Swap genannt, wird der Vergleichsindex abgebildet.
Um das besser zu verstehen, hilft ein Alltagsvergleich:
Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen Obstkorb besitzen, der die Vielfalt eines exotischen Obstmarktes widerspiegelt. Doch statt selbst auf diesen Markt zu gehen und alle dort vorhandenen Früchte einzukaufen (wie es ein physisch replizierender ETF tun würde), bieten Sie dem Obsthändler einen Tausch an:
- Sie geben dem Händler einen Obstkorb, der mit verschiedenen, weniger exotischen Obstsorten gefüllt ist. Im Gegenzug garantiert Ihnen der Händler einen Korb, der immer genauso viel wert ist, wie der gesamte exotische Obstmarkt.
- Welche Früchte der Händler in den Korb legt, ist ihm überlassen. Wichtig ist nur, dass der Wert des Korbs stets dem Marktwert entspricht.
Ähnlich funktionieren auch Swap-ETFs:
- ETF-Anbieter schließen mit sogenannten Kontrahenten (große internationale Banken) ein Tauschgeschäft („Swap“): Getauscht wird die Wertentwicklung eines Trägerportfolios gegen die Wertentwicklung des Index, den der ETF-Anbieter abbilden möchte.
- Das läuft so ab: Der ETF-Anbieter zahlt (auf täglicher Basis) die Wertentwicklung seines Trägerportfolios an den Kontrahenten. Im Gegenzug gibt dieser die Wertentwicklung des Index an den ETF-Anbieter weiter.
- Der ETF selbst muss also nicht zwangsläufig die Wertpapiere des Index enthalten. Das angelegte Trägerportfolio kann auch andere Aktien oder Anleihen als die des Index beinhalten. Wichtig ist nur, dass der Wert des Portfolios und des Swaps zusammengenommen dem Wert des Vergleichsindex entspricht.
Der Vorteil
Swaps bilden ihren Vergleichsindex oft sehr genau und steuereffizient ab (geringe Tracking-Differenz). Außerdem ermöglichen sie Investoren einen Zugang zu Nischenmärkten, die andernfalls schwer zugänglich wären – z. B. weil Handelsrestriktionen den physischen Einkauf von Wertpapieren oder beispielsweise Rohstoffen erschweren.
Der Nachteil
Bei Swaps besteht ein sogenanntes „Kontrahentenrisiko”, also die Möglichkeit, dass einer der Vertragspartner ausfällt. Dieses Risiko ist jedoch auf 10% begrenzt und im Regelfall vollständig besichert
Überblick, Vor- und Nachteile der Replikationsmethoden
Methode | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Physische Replikation | Relativ genaue Wertnachbildung, da alle Titel aus dem Vergleichsindex enthalten sind. | Oft höhere Transaktionskosten als ETFs mit anderen Replikationsmethoden. |
Sampling | Oft kostengünstige ETFs, da nur ausgewählte Titel aus dem Index gekauft werden. | Leichte Abweichungen vom Indexkurs sind möglich (sog. Tracking-Differenz). |
Synthetische Replikation (Swap) | Sehr genaue Nachbildung mit niedrigen Transaktionskosten. | Kontrahentenrisiko: Bei unzureichender Besicherung kann die Zahlungsunfähigkeit der Vertragspartner zu Verlusten führen. |
FAQ, Wichtige Fragen zu Replikationsmethoden
Nein, grundsätzlich hat die Replikationsmethode keinen direkten Einfluss darauf, ob ein ETF Erträge ausschüttet – also Gewinne direkt auf das Konto des Anlegers überweist (sogenannter „ausschüttender ETF”) – oder sofort reinvestiert (sogenannter „thesaurierender ETF”). Das zu entscheiden, obliegt dem ETF-Anbieter und wird auch im Namen des ETFs mit Abkürzungen, wie „Dist“ für „ausschüttend“ bzw. „Acc“ für „thesaurierend“ klar kenntlich gemacht.
Unabhängig von der Replikationsmethode müssen Gewinne, die durch ETFs erzielt werden, im Rahmen der Kapitalertragssteuer in Deutschland versteuert werden. Dies betrifft sowohl Kursgewinne als auch Erträge durch Ausschüttungen sowie, für thesaurierende ETFs, die sogenannte „Vorabpauschale“. Die Versteuerung findet automatisch durch die Depotbank des Investors statt.
Wichtig zu wissen: Fonds werden steuerlich in drei Kategorien eingeteilt:
- Aktienfonds mit mindestens 50% Aktien
- Mischfonds mit mindestens 25% Aktien
- Sonstige Fonds (mit weniger als 25% Aktien)
Je nach Klassifikation greift für deutsche Privatanleger die sogenannte Teilfreistellung, was bedeutet, dass sowohl Kursgewinne als auch Ausschüttungen bzw. die Vorabpauschale um folgende Sätze reduziert besteuert werden: Aktienfonds um 30% Mischfonds um 15%
Bei der Vorabpauschale handelt es sich um eine jährliche Besteuerung, die hauptsächlich für thesaurierende Fonds zur Anwendung kommt. Eine Doppelbesteuerung ist hierbei ausgeschlossen, da die während der Haltedauer gezahlte Vorabpauschale bei Verkauf angerechnet wird.