Risiken bei ETFs: Welche es gibt und wie Sie ihnen vorbeugen
In ETFs investieren – das birgt Chancen, aber auch Risiken. Wir erklären Ihnen, welche das sind und wie Sie sich bestmöglich vor Verlusten schützen.

ETF Risiken, Das Wichtigste in Kürze
- ETFs bieten Renditechancen, bergen aber auch Risiken. Zu den häufigsten Risiken gehören Verluste durch Kursschwankungen (Marktrisiko).
- Einige Risiken betreffen nur bestimmte ETFs. Sie hängen beispielsweise mit der Replikationsform oder Größe des ETFs zusammen.
- Die meisten ETF Risiken können Sie durch ein breit gestreutes Portfolio sowie langfristiges Investieren senken.
Chancen & Risiken von ETFs im Überblick
Chancen
- ETFs bieten Gewinnchancen:
Ein ETF bildet einen Index ab – steigt der Wert des Index, steigt auch der Wert des ETFs. Manche ETFs zahlen auch Gewinnbeteiligungen (Dividenden). - ETFs streuen Risiken:
Ein ETF verteilt Ihr Geld auf viele Unternehmen gleichzeitig. Deshalb sind ETFs nicht so risikoreich wie einzelne Aktien. - ETFs sind flexibel:
ETFs können Sie während der Börsenzeiten jederzeit kaufen und verkaufen – anders als manche Fonds, die nur einmal am Tag handelbar sind. - ETFs sind günstig:
Da ETFs nicht aktiv verwaltet werden, sind die Gebühren gering. Und geringe Gebühren heißt auch: mehr von der Rendite. - ETFs gelten als Sondervermögen:
Das Fondsvermögen eines ETFs wird getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft verwahrt. Heißt: Ihr Investment bleibt sicher, wenn die Fondsgesellschaft in finanzielle Notlage gerät.
Risiken
- ETFs schwanken:
Durch die Schwankungen der Märkte kann der Wert eines ETFs steigen oder fallen. Fällt der Kurs, sind auch Verluste möglich. - ETFs sind nie besser als ihr Index:
Anders als bei aktiven Fonds können Sie mit ETFs keine Gewinne über Marktdurchschnitt erzielen. Denn ein ETF versucht nicht, den Markt “zu schlagen”, sondern bildet seine Entwicklung möglichst genau nach. - Währungsrisiken:
Wenn ein ETF in ausländischen Märkten investiert, können Wechselkursschwankungen Ihre Rendite schmälern. - Manche ETFs haben Ausfallrisiken:
Bei manchen ETFs, die mit bestimmten Finanzgeschäften arbeiten (z. B. Swap-ETFs), besteht ein Risiko, dass ein Geschäftspartner ausfällt. Dadurch können Verluste entstehen - Liquiditätsrisiko:
In seltenen Fällen kann der Handel mit ETFs vorübergehend ausgesetzt werden, wenn nicht genug Käufer und Verkäufer verfügbar sind. Dadurch können Verluste entstehen. - Schwankende Ausschüttungen:
Bei ETFs, die Dividenden auszahlen, können die Erträge unterschiedlich hoch ausfallen.
Risiko #1: Marktrisiko, ETFs können schwanken – dadurch sind Verluste möglich
Einen ETF können Sie sich wie einen Korb voller Aktien vorstellen. In manchen dieser “Körbe” stecken hunderte oder sogar tausende Aktien. Und der Wert dieser einzelnen Aktien schwankt. Denn: Aktienkurse steigen oder fallen, wenn an der Börse die Nachfrage nach einer Aktie steigt oder fällt.
Aus der Summe dieser steigenden und fallenden Aktien ergeben sich dann die Schwankungen des gesamten ETFs. So kann es sein, dass ein ETF im Wert steigt und Sie Gewinne erzielen – oder eben fällt und Sie Verluste erleiden.
Gut zu wissen: ETFs schwanken meist weniger als Einzelaktien
Schwankungen gehören zu den größten ETF Risiken. Da ETFs aber viele verschiedene Aktien enthalten, schwanken ihre Kurse nicht so stark wie die einer einzelnen Aktie. Denn innerhalb eines ETFs gleichen die Gewinne einer Aktie die Verluste einer anderen aus. Deshalb gelten ETFs verglichen mit Einzelaktien auch als weniger riskant.
So können Sie Kursschwankungen bei ETFs minimieren:
Investieren Sie breit gestreut:
Wenn Sie zu einseitig investieren (z. B. nur in ETFs mit einem bestimmten Schwerpunkt oder eine bestimmte Aktie), entsteht ein “Klumpenrisiko”- also ein erhöhtes Verlustrisiko durch zu einseitige Gewichtung. Verteilen Sie Ihr Investment deshalb auf verschiedene ETFs, aber auch auf andere Anlageklassen wie Anleihen, Tagesgeld- und Festgeldkonten.
Investieren Sie langfristig:
Die Kapitalmärkte schwanken vor allem kurzfristig besonders stark. Investieren Sie deshalb mittel- bis langfristig. Es gilt: Je länger Sie investieren, desto eher können Sie Schwankungen mit der Zeit ausgleichen.
Nutzen Sie ETF-Sparpläne:
Mit einem ETF-Sparplan kaufen Sie automatisch mal mehr, mal weniger ETF-Anteile – je nachdem, ob der Kurs niedrig oder hoch ist. So ergibt sich ein Durchschnittspreis, der Schwankungen ausgleicht. Diesen Effekt nennt man “Durchschnittskosteneffekt”.
Risiko #2: Indexrisiko, ETFs sind nicht besser als ihr Index – das hat Konsequenzen
ETFs sind eine passive Anlageform. Das bedeutet: Sie bilden die Entwicklung eines zugrundeliegenden Index (z. B. des DAX) möglichst genau nach – ohne, dass jemand aktiv in diese Entwicklung eingreifen würde. Deshalb kann der ETF in der Regel auch nicht “besser performen” (also: mehr Wert generieren) als sein zugrundeliegender Index.
Anders ist das bei aktiven Fonds: Hier gibt es ein Fondsmanagement, das durch aktive Kauf- und Verkaufsentscheidungen versucht, die Wertentwicklung des Fonds so zu steigern, dass er besser abschneidet als der Markt. Außerdem greift das Fondsmanagement bei fallenden Kursen ein, um Risiken für die Anleger zu mindern.
Dieser Unterschied hat Folgen für ETFs:
- Fällt der Kurs, greift niemand ein:
Sinkt der Wert des Index, verliert auch der ETF an Wert. Bei aktiven Fonds gibt es hingegen die Chance, dass das Fondsmanagement durch direkte Eingriffe Verluste minimiert. - “Überproportionale Gewinne” sind nicht möglich:
Ein ETF ist immer “nur so gut” wie sein Index. Anders bei aktiven Fonds: hier kann das Fondsmanagement auch Renditen über Marktdurchschnitt erzielen.
Gut zu wissen: ETFs sind dafür oft günstiger
Im Vergleich zu ETFs haben Fonds zwar mehr Optionen, bei steigenden oder fallenden Kursen zu reagieren. Für diesen Mehrwert zahlen Sie in der Regel aber auch mehr Gebühren, die wiederum von Ihren Renditen abgehen.
Risiko #3: Wechselkursrisiko , Währungen und ETFs: weniger Rendite durch schlechte Wechselkurse?
Ein ETF enthält in der Regel eine Vielzahl von Aktien verschiedener Unternehmen. Diese Unternehmen können ihren Sitz in unterschiedlichen Ländern haben und in unterschiedlichen Währungen handeln. Mit einem solchen ETF investieren Sie also automatisch auch in mehrere Währungen.
Währungs-Effekt
Dabei entsteht ein “Währungsrisiko” (auch “Wechselkursrisiko” genannt) – aber auch eine “Währungschance”, von der Sie profitieren können:
- Schwächere Währungen: Wenn die Währungen innerhalb des ETFs im Vergleich zu Ihrer Heimatwährung an Wert verlieren, kann das Ihre Rendite schmälern.
- Stärkere Währungen: Umgekehrt kann ein Anstieg der Währungen innerhalb des ETFs gegenüber Ihrer Heimatwährung Ihre Rendite erhöhen.
Gut zu wissen: Fondswährung hat keinen Einfluss auf Währungsrisiken
Vielleicht ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es manche ETFs in unterschiedlichen Fondswährungen gibt: Sie können z. B. zwischen einem MSCI World Index mit der Fondswährung Dollar oder Euro wählen. Anders als man vermuten würde, hat diese Fondswährung in der Regel aber keinen Einfluss auf das Währungsrisiko. Das wirkliche Währungsrisiko liegt nämlich innerhalb des ETFs – eben durch die unterschiedlichen Währungen, in denen die enthaltenen Aktien gehandelt werden.
So können Sie mit dem Wechselkursrisiko umgehen:
- Währungssicherung meist unnötig: Es ist möglich, ETFs durch eine Währungssicherung vor Wechselkursschwankungen zu schützen. Allerdings sind diese Sicherungen meist sehr teuer und ihre Effekte eher gering.
- Decken Sie verschiedene Währungen ab: Wechselkursrisiken können Sie am besten vorbeugen, wenn Sie verschiedene Währungen in Ihrem Portfolio abdecken. Investieren Sie also nicht nur in ETFs, die ausländische Währungen enthalten, sondern auch in solche mit inländischer Währung.
Risiko #4: Ausfallrisiko, Ausfälle bei bestimmten ETFs
Ausfallrisiko durch Wertpapierleihe
Bei der Wertpapierleihe leihen sich Finanzinstitute (z. B. Banken) wortwörtlich Wertpapiere aus einem Fonds oder ETF. Fondsgesellschaften können so zusätzliche Einnahmen generieren und ihre Fonds und ETFs dadurch günstiger anbieten.
Ein Ausfallrisiko besteht dann, wenn der Entleiher (also das Finanzinstitut) in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Das Risiko besteht auch dann noch, wenn die Wertpapierleihe (wie üblich) abgesichert wird.
Ausfallrisiko bei Swaps
Um dieses Risiko besser zu verstehen, schauen wir zunächst auf ein paar ETF-Grundlagen:
- Sie wissen bereits, dass ein ETF versucht, die Wertentwicklung eines zugrundeliegenden Index (z. B. des DAX oder MSCI World Index) möglichst genau nachzubilden.
- Dafür nutzen ETF-Anbieter sogenannte “Replikationsmethoden”. Das sind technische Herangehensweisen, um den Index nachzubilden.
- Zu den sogenannten synthetischen Replikationsmethoden gehören auch Swaps. Und bei diesen besteht ein Ausfallrisiko.
Was ist ein Swap?
Einfach ausgedrückt: Ein Swap ist ein Tauschgeschäft zwischen einem ETF-Anbieter und einer Bank (auch “Kontrahent” genannt). In diesem Tauschgeschäft erhält der ETF-Anbieter die Wertentwicklung des Index, die er dann in seinem ETF abbildet. Er kauft die im ETF enthaltenen Wertpapiere also nicht physisch ein, sondern bildet sie “synthetisch” nach.
Das Ausfallrisiko bei einem solchen Swap besteht als “Kontrahentenrisiko”:
Kontrahentenrisiko: Der Kontrahent (z. B. Bank) gerät in Zahlungsschwierigkeiten, kann seine Vereinbarungen des Tauschgeschäfts nicht mehr einhalten und dadurch die Wertentwicklung des Index möglicherweise nicht mehr vollständig liefern. Das Geld der Anleger bleibt zwar sicher, es könnten aber Renditeeinbußen auftreten.
Gut zu wissen: Das Ausfallrisiko bei Swap-ETFs ist sehr gering
Bei Swap-ETFs kommt es nur selten zu den beschriebenen Ausfällen. Außerdem sind sie meistens vollständig besichert. Swaps haben zudem spezielle Vorteile, sie ermöglichen z. B. eine sehr genaue Nachbildung des zugrundeliegenden Index.
So können Sie Ausfallrisiken vorbeugen:
- Prüfen Sie, ob ein ETF Wertpapierleihen durchführt:
Fondsanbieter weisen dies transparent in ihren Produktbeschreibungen aus. Bedenken Sie aber, dass Wertpapierleihen trotz der Risiken auch Vorteile für die Wertentwicklung haben können. - Investieren Sie in unterschiedlich replizierende ETFs:
Achten Sie bei der Auswahl Ihrer ETFs darauf, auch physisch replizierende ETFs ins Portfolio aufzunehmen. Bei diesen ist das Ausfallrisiko deutlich geringer, da der ETF-Anbieter die zugrundeliegenden Aktien direkt hält.
Risiko #5: Liquiditätsrisiken, Wenn Sie einen ETF plötzlich nicht mehr loswerden
Gibt es genügend Käufer und Verkäufer für einen ETF, gilt er als “liquide”. Ist das der Fall, können Sie den ETF jederzeit problemlos kaufen oder verkaufen.
Kommt es jedoch zu einem Engpass, besteht das Risiko, dass Sie den ETF nicht sofort zum gewünschten Preis verkaufen können. Im äußersten Fall werden Sie den ETF nur mit Verlusten oder gar nicht mehr los.
Zu solchen Liquiditätsproblemen kann es beispielsweise kommen, wenn der ETF Nischenprodukte - also z. B. “exotische” Aktien - enthält, für die es einfach nicht genügend Nachfrage gibt, oder aber auch, wenn es zu einer Marktkrise kommt und viele Anleger gleichzeitig verkaufen wollen.
Gut zu wissen: Am Spread können Sie ablesen, wie liquide ein ETF ist
Die sogenannte Geld-Brief-Spanne, auch Spread genannt, gibt den Unterschied zwischen Kaufpreis und Verkaufspreis eines ETFs an. Ein niedriger Spread (z. B. 0,01% bis 0,05%) deutet darauf hin, dass der ETF viel gehandelt wird und liquide ist. Ein hoher Spread (z. B. 0,5% oder mehr) kann auf ein Liquiditätsrisiko hinweisen. Den Spread eines ETFs können Sie auf der jeweiligen Handelsplattform ablesen.
Was Sie tun können, um Liquiditätsrisiken zu vermeiden
- Investieren Sie in große ETFs:
ETFs mit hohem Fondsvolumen (z. B. über 100 Millionen Euro) sind beliebter und werden häufiger gehandelt. Das Liquiditätsrisiko betrifft vor allem kleine ETFs auf Nischenmärkte. - Achten Sie auf den Spread:
Ein hoher Spread kann auf ein hohes Liquiditätsrisiko hinweisen. - Bevorzugen Sie beliebte Börsenplätze:
Große Börsen wie Xetra, Tradegate Exchange oder Gettex haben mehr Marktteilnehmer und verbessern so die Liquidität eines ETFs.
ETF Risiken: 4 Tipps, um sicherer in ETFs zu investieren
Investieren Sie breit gestreut
Achten Sie darauf, dass der Erfolg Ihres Investments nicht zu sehr von bestimmten Anlageklassen oder -schwerpunkten abhängt (sogenanntes “Klumpenrisiko”). Investieren Sie in verschiedene Anlageklassen sowie verschiedenartige ETFs (Replikationsform, Größe, Währungen), um Risiken zu senken.
Investieren Sie langfristig
Schwankungen sind das häufigste Risiko von ETFs – und die treten vor allem kurzfristig auf. Setzen Sie daher auf langfristige (am besten mehrjährige) Investments, um Schwankungsrisiken zu mindern.
Augen auf bei der ETF-Auswahl
Einige potenzielle Risiken wie Liquiditätsprobleme oder Ausfälle treten nur selten und bei bestimmten ETFs auf – bedenken Sie das bei der ETF-Auswahl.
Vorsicht beim Anbieter
Einige Broker locken mit günstigen oder kostenfreien ETFs, drücken die Kosten dann aber z. B. durch einen “Payment for Orderflow”. Dabei leiten die Broker die Anleger auf bestimmte Handelsplätze und erhalten dafür eine Provision. Manche kooperieren sogar nur mit einem Handelsplatz – falls dieser den Handel mit ETFs einstellt, können Sie Ihre Anteile dann nicht mehr verkaufen. In der EU ist die Praxis inzwischen verboten. Kaufen Sie ETFs daher nur bei seriösen und etablierten Finanzdienstleistern, um nicht von versteckten Kosten überrascht zu werden.
FAQ, Wichtige Fragen zu ETF Risiken
Niemand kann genau vorhersagen, wie sich ein ETF entwickeln wird und mit welchen Schwankungen Sie rechnen müssen.
Sie können sich aber die vergangene Performance eines ETFs anschauen. Daraus können Sie Rückschlüsse über eine mögliche künftige Entwicklung ziehen.
Das geht auf zwei Wegen:
- Betrachten Sie die Wertentwicklung im ETF-Factsheet: Das ETF-Factsheet ist eine Art Produktdatenblatt für einen bestimmten ETF. Der Anbieter gibt hier auch die vergangene Wertentwicklung an.
- Schauen Sie sich das Renditedreieck des ETFs an: Ein Renditedreieck zeigt, wie sich die Renditen von Aktien oder ETFs über verschiedene Zeiträume entwickelt haben. Anhand des Dreiecks können Sie ablesen, welche durchschnittliche Rendite mit Blick auf bestimmte Kauf- und Verkaufszeitpunkte möglich waren. Solche Renditedreiecke finden Sie beispielsweise auf der Website des Deutschen Aktieninstituts.
Nein, für Sparpläne und Einmalanlage gelten dieselben beschriebenen Risiken.
Sparplan und Einmalanlage unterscheiden sich allerdings in ihren Stärken:
- Mit einem ETF-Sparplan profitieren Sie vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt, der Marktschwankungen besser ausgleichen kann. Außerdem ist der Einstiegszeitpunkt bei ETF-Sparplänen nicht so entscheidend wie bei einer Einmalanlage.
- Bei einer Einmalanlage wirkt dafür der Zinseszinseffekt stärker: dabei generieren Erträge neue Erträge und sorgen so für einen schnelleren Vermögensaufbau.