Bargeldlos bezahlen
26.05.2020 – Die Geschichte des Bargelds scheint besiegelt. Immer öfter zahlen die Deutschen an der Kasse kontaktlos. Warum das so ist, lesen Sie hier.
So lösen Karte und Smartphone das Bargeld ab
Lange Jahre waren die Deutschen eiserne Verfechter von Schein und Münze. Ob im Supermarkt, im Elektronikhandel oder gar im Autohaus – die Bundesbürger zahlten lieber mit Bargeld statt mit Giro- oder Kreditkarte. Das ändert sich gerade; dank kontaktloser Technologien wird das Bezahlen bargeldlos. In diesem Artikel erfahren Sie, was die Zukunft für das Bargeld bedeutet und wie neue Technologien unsere Zahlgewohnheiten jetzt schon verändern.
Bargeldlos statt Cash
Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Während Menschen in vielen Ländern rund um den Globus in den vergangenen Jahren immer öfter bargeldlos statt cash bezahlen und neue Technologien wie das kontaktlose NFC-Verfahren enthusiastisch annahmen, hielten die Deutschen fast schon trotzig an Scheinen und Münzen fest. Gerade kleine Einkäufe im Supermarkt oder beim Bäcker, aber auch der Eintritt ins Schwimmbad oder das Feierabendbierchen in der Kneipe beglichen sie bar statt bargeldlos mit der Karte. Bei der Anzahl der bargeldlosen Transaktionen pro Kopf liegt Deutschland europaweit gerade mal auf Platz 15. Im Durchschnitt hat hier jeder Einwohner rund 100€ im Portemonnaie – mehr als in jedem anderen Euroland. 1.364€ in bar hortet jeder Deutsche laut Deutscher Bundesbank durchschnittlich zu Hause. Insgesamt schlummern damit über 200 Milliarden Euro unter der sprichwörtlichen Matratze. Doch das ändert sich gerade – die Vormachtstellung des Bargelds scheint gebrochen.
Seit 2018 zahlten die Deutschen erstmals öfter bargeldlos
Karte und Handy sind nicht nur bei der jüngeren, technikaffinen Bevölkerungsschicht beliebt. Insgesamt griffen deutsche Verbraucher im Jahr 2018 beim Bezahlen ihrer Einkäufe erstmals öfter zur Giro- oder Kreditkarte als zum Bargeld, hat das Handelsforschungsinstitut EHI in Köln ermittelt. Nach Berechnungen des Instituts zahlten die Verbraucher im stationären Einzelhandel rund 209 Milliarden Euro bargeldlos. Das sind 12,4 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. Damit stieg der Umsatzanteil von Karte oder Smartphone auf 48,6% und überholte das Bargeld – wenn auch nur knapp.
Die Ergebnisse der aktuellsten EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022“ zeigen, dass Verbraucher auch weiterhin immer häufiger die Karte zum Bezahlen nutzen. In den folgenden Jahren ab 2019 ist der Umsatzanteil der Kartenzahlung von 50,5 auf 58,8% gestiegen. Auch der Transaktionsanteil der Karte ist um mehr als 10% von 26,1 auf 37,9% angestiegen. Dabei ist die Girocard im Jahr 2021 erneut zur stärksten Zahlungsart noch vor der Barzahlung geworden. Der Anteil der Kreditkarte liegt mit einem Plus von 0,5% bei 9%.
Laut der EHI-Studie ist die girocard in 2021 mit einem Umsatz von 182,4 Mrd. Euro im stationären Einzelhandel zur stärksten Zahlungsart vor der Barzahlung geworden. Allein 42,4% des Einzelhandelsumsatzes und damit 2,3% mehr als im Vorjahr konnte der Marktführer auf sich vereinen. Dazu kommen noch 6%, die ebenfalls über die girocard im unterschriftbasierten SEPA-Lastschriftverfahren abgewickelt wurden. Mit einem Plus von 0,5% liegt der Anteil der Kreditkarte bei 9% (Umsatz: 38,7 Mrd. Euro).
Das kontaktlose Bezahlen mit Karte und zunehmend auch per Smartphone hat sich derweil zum Standard entwickelt, so die EHI-Studie. Die deutsche Kreditwirtschaft weist in ihren Statistiken für die kotaktlose girocard eine Steigerung in den Bezahltransaktionen des vergangenen Jahres von 61,1% auf 72,6% aus. Für die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels zeigt die EHI-Studie sogar noch höhere girocard-Kontaktlosanteile zwischen 78% (SB-Warenhäuser) und 87% (Drogeriemärkte). Der schnelle und hygienisch besonders vorteilhafte Bezahlprozess ist bei Kundschaft und Handel gleichermaßen beliebt.
Kleine Beträge werden bar bezahlt
Doch auch wenn der Einsatz von Bargeld grundsätzlich sinkt, bedeutet das nicht, dass die Deutschen in absehbarer Zeit nur noch bargeldlos bezahlen. Besonders für kleine Beträge unter 30 Euro ist Bargeld nach Auswertung der Experten des EHI noch immer das Zahlungsmittel der Wahl. Dies sei damit zu erklären, dass es deutlich übersichtlicher ist, kleine Beträge bar zu zahlen, als mit der Karte und das Merken der Geheimzahl entfalle. So besteht zu jedem Zeitpunkt ein Überblick darüber, wie viel Geld für kleinere Produkte und eventuell Lebensmittel ausgegeben wurden.
Ein weiterer Grund ist, dass noch immer viele kleine Händler – allen voran Bäckereien und Kioske, aber auch Gastronomiebetriebe wie Restaurants, Kneipen und Bars – nur Bargeld akzeptieren. Viele von ihnen scheuen die Kosten, die mit bargeldlosen Zahlungen einhergehen. Dabei sind diese in den vergangenen Jahren signifikant gesunken.
Drei Fakten rund ums Geld
- Gut 28,8 Mrd. Euro in Scheinen waren Anfang 2022 in der Eurozone im Umlauf.
- Die Deutschen horten gerne Bargeld: Nur 10% des Bestandes landet zum Bezahlen an der Kasse, 90% werden ausschließlich zur Wertaufbewahrung verwendet – Tendenz steigend.1
- Bares wird Rares? Eher nicht. Denn auch wenn die bargeldlose Bezahlung auf dem Vormarsch ist: Eine komplette Abschaffung des Bargelds lehnen laut Studie der Deutschen Bundesbank 88% der Deutschen ab.
Giro- vor Kreditkarte
Bargeldlos bezahlen die Deutschen am liebsten mit der Girocard. Zwar verhalf auch die zunehmende Verbreitung der Kreditkarte in der Bundesrepublik dem bargeldlosen Bezahlen zu einem Umsatzzuwachs – das allerdings nur geringfügig. So baute die Kreditkarte ihren Anteil am Umsatz von 6,5 auf 6,9% aus. Insgesamt 29,8 Milliarden Euro wurden nach der Erhebung der EHI per Kreditkarte umgesetzt.
Demgegenüber stieg der Anteil der Girocard um 3,8%. 19,2 Milliarden Euro mehr wurden mit dem im allgemeinen Sprachgebrauch als EC-Karte bezeichneten Zahlungsmittel beglichen. Die Experten der EHI machen für diesen Anstieg vor allem folgende Einflussfaktoren aus: So habe die Gebührendeckelung zu einer Konditionsangleichung von Girocard und Lastschriftverfahren geführt, wodurch das sicherere Girocard-PIN-Verfahren für Händler deutlich an Attraktivität gewonnen habe.
Insgesamt nutzen im Jahr 2017 gut 98% der Bundesbürger ihre Girocard, um Einkäufe zu bezahlen, hat die Deutsche Bundesbank in einer Befragung ermittelt. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 griffen nur rund 91% der Befragten zur Girocard. Noch größere Zuwächse konnte die Kreditkarte verzeichnen: Nutzten im Jahr 2008 etwa 9% der Befragten Kreditkarten, waren es 2017 schon 36%. Das liegt vor allem an der zunehmenden Verbreitung der Kreditkarte und an den neuen Formen, die deutsche Banken in den vergangenen Jahren herausgegeben haben. So gibt es heute neben der eigentlichen Kreditkarte immer mehr Debit- und Charge Cards.
Girocard (Debit Card)
- Belastung vom Girokonto: Jede einzelne Zahlung wird dem Girokonto sofort belastet
- Kreditrahmen: Besteht nicht
- Zins: Es fallen keine Zinsen an
- Geeignet für: Alle, die gerne den Überblick über ihre Ausgaben behalten und keine größeren Abbuchungen wünschen
Charge Card
- Belastung vom Girokonto: Alle Zahlungen werden zusammenaddiert und zu einem festen Zeitpunkt (meist zum Monatsende) dem Girokonto belastet
- Kreditrahmen: Ein Verfügungsrahmen wird bei Kartenantrag festgelegt
- Zins: In der Regel fallen keine Zinsen an
- Geeignet für: Alle, die ihre Ausgaben gerne kumuliert in einer Summe begleichen und das Abbuchen des Geldes von ihrem Konto aufschieben wollen.
Revolving Card
- Belastung vom Girokonto: Alle Zahlungen werden zusammenaddiert; zu einem festgelegten Termin wird eine zuvor festgelegte Rate (fester Betrag oder Prozentsatz der Ausgaben) dem Girokonto belastet
- Kreditrahmen: Ein Verfügungsrahmen wird bei Kartenantrag festgelegt
- Zins: Ab dem zweiten Monat werden Zinsen für den in Anspruch genommenen Verfügungsrahmen fällig
- Geeignet für: Alle, die einen unkomplizierten Kreditrahmen wünschen, über den sie mit der Kreditkarte verfügen möchten
Prepaid Kreditkarte
- Belastung vom Girokonto: Prepaid Karte muss aufgeladen werden, um Zahlungen begleichen zu können
- Kreditrahmen: Besteht nicht
- Zins: Es fallen keine Zinsen an
- Geeignet für: Alle, die sich ein festes Kreditlimit setzen und die Karte nicht überziehen wollen
Und auch immer mehr Unternehmen geben in Kooperation mit Banken eigene Bezahlkarten aus, die nicht mehr nur in den jeweiligen eigenen Läden, sondern auch in fremden Geschäften genutzt werden können. Tchibo, Amazon, Douglas und Ikea, aber auch einige Tankstellenketten haben solche Kreditkarten im Programm. Meist handelt es sich dabei um Charge- manchmal um Creditcards. Oft locken die Unternehmen mit Vorteilen und Vergünstigungen.
Trend zum Bezahlen ohne Bargeld wird sich fortsetzen
Inzwischen heißt es bereits immer öfter: Karte statt Cash. Das zeigt eine Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland, die die Bundesbank seit 2008 durchführt. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 wurden zwar immer noch 74% aller Transaktionen mit Banknoten und Münzen getätigt. Aber zum ersten Mal war der Bargeldanteil am Umsatz auf weniger als die Hälfte gefallen (48%). Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen nimmt immer weiter zu.
Für das aktuelle Jahr erwarten Experten einen weiteren, wahrscheinlich noch größeren Vorsprung der bargeldlosen Zahlungen. Das hat verschiedene Ursachen. So meiden in der Corona-Krise immer mehr Menschen aus Hygienegründen den Kontakt zu anderen – und auch zum Bargeld – und bezahlen lieber kontaktlos mit Karte. Außerdem hält mit der zunehmenden Verbreitung des NFC-Verfahrens das kontaktlose Bezahlen Einzug in die Supermärkte und Geschäfte.
Kleine Geschichte des bargeldlosen Bezahlens
Bargeldlos Bezahlen – das funktioniert bereits seit mehr als 70 Jahren. Begonnen hat alles mit der Diners Card. Im Jahr 1949 lud Frank McNamara, Inhaber eines kleinen Kreditunternehmens, Geschäftsfreunde in ein angesagtes New Yorker Restaurant zum Essen ein. Doch als die Rechnung kam, stellte er bestürzt fest, nicht genug Bargeld im Portemonnaie zu haben. Zwar konnte seine Frau aushelfen, doch McNamara wollte eine so peinliche Situation nicht noch einmal erleben – und entwickelte Anfang des Jahres 1950 mit der Diners Card die erste Kreditkarte. So zumindest erzählte es McNamara lange Jahre. Später räumte das Unternehmen ein, die Gründungsgeschichte sei erfunden. Nichtsdestotrotz: Die Diners Card verbreitete sich über New York hinaus schnell über die gesamten USA. Noch im selben Jahrzehnt zogen die Finanzinstitute Franklin National Bank und Bank of America nach und entwickelten eigene Universalkarten – die Grundsteine für die heutigen Kartengesellschaften Mastercard und Visa.
In Deutschland konnte sich die Kreditkarte lange Zeit nicht durchsetzen – zu suspekt war den deutschen Verbrauchern das schnelle Schulden machen bei bargeldlos bezahlten Rechnungen. Anders dagegen die Girocard: Sie basiert auf der 1968 eingeführten EC-Karte, die seinerzeit noch beim Bezahlen mit Eurocheque vorgelegt werden musste. Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich daraus das Electronic-Cash-System – mit Girocard und Geheimzahl war es den Verbrauchern nun erstmals möglich, bargeldlos zu bezahlen.
Kontaktlos Bezahlen schafft mehr Komfort
Es ist gerade dieses kontaktlose Bezahlen, das – schnell, einfach und komfortabel – das Potenzial hat, Bargeld noch schneller aus den Kassen zu verdrängen. Basis für diese Technologie ist NFC, die Near-Field-Communication, die sowohl in Kassenterminals als auch in die Chips von Giro- und Kreditkarte und in den meisten Smartphones integriert ist. Aus maximal 4 Centimeter Distanz überträgt sie die relevanten Zahlungsdaten per Funk – Kunden müssen ihre Karte also nur nah an das NFC-fähige Lesegerät halten, schon ist die Zahlung verbucht. Bei geringen Beträgen ist nicht einmal die Eingabe der Geheimnummer (PIN) nötig.
Die Anzahl der Girocards mit NFC-Funktion steigt
Nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft sind heute rund drei Viertel aller aktiven Bezahlterminals, rund 755.000 in ganz Deutschland, für die NFC-Technologie gerüstet. Der Vormarsch dieser neuen Technologie zeigt sich aber auch in den Geldbörsen der Verbraucher: Die Anzahl derjenigen Deutschen, die eine Girocard mit NFC-Funktion besitzen, steigt jedes Jahr. Immer mehr Banken geben NFC-fähige Karten auch ohne gesonderten Antrag aus. So sind heute inzwischen 75 Millionen der gut 100 Millionen Girocards mit der Kontaktlosfunktion ausgestattet, hat das Dienstleistungsunternehmen Euro Kartensysteme ermittelt. In den nächsten Jahren wird jede Bezahlkarte mit der neuen Technologie ausgestattet sein, schätzen Experten. Und auch der Anteil derjenigen, die diese Funktion schon ausprobiert haben, steigt überproportional. Das liegt auch daran, dass viele Verbraucher an der Kasse sehen, wie schnell und unkompliziert das Bezahlen bargeldlos über NFC funktioniert, und neugierig werden.
So war im vergangenen Jahr gut jede vierte (rund 26,6%) der 4,5 Milliarden Girocard-Bezahltransaktionen kontaktlos, hat das Dienstleistungsunternehmen Euro Kartensysteme ermittelt. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es nur 9,8%. Bemerkenswert sei vor allem die rasante Entwicklung im Jahresverlauf: Fanden im Januar 2019 noch 19% der Bezahlvorgänge kontaktlos statt, so waren es im Dezember 2019 bereits 35,7%. „Dies zeigt, dass Karteninhaber die Rechnung gerne und verstärkt durch Vorhalten mit Karte oder Smartphone begleichen“, folgern die Experten von Euro Kartensysteme.
Die schnelle und einfache Handhabung begünstigen das bargeldlose Bezahlen
Begründet ist die zunehmende Verbreitung kontaktloser Bezahlvorgänge vor allem in der Schnelligkeit des Bezahlvorgangs und in der intuitiven Handhabung. Girocard oder Kreditkarte werden einfach vor das Bezahlterminal gehalten; der Betrag wird in Sekundenbruchteilen angefordert. Kleine Beträge werden dabei gar ohne die Eingabe der Geheimzahl autorisiert. So funktioniert das kontaktlose Bezahlen noch schneller – ein Vorteil, den viele Verbraucher zu schätzen wissen, hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. herausgefunden.
So stieg der Anteil von kontaktlos bezahlten Beträgen an allen Kartenzahlungen zum Ende des ersten Quartals 2020 nach einer Auswertung der Deutschen Kreditwirtschaft gar auf 50%. Und die Tendenz zeigt weiter. Denn bis Anfang 2020 funktionierte wirklich kontaktlos nur für kleine Beträge bis zu 25€. Sollten größere Beträge bezahlt werden, mussten Verbraucher die PIN am Kartenterminal eingeben. Zum Ende des ersten Quartals 2020 haben die meisten Anbieter aufgrund der Corona-Pandemie die Grenze, bis zu der ohne PIN-Eingabe kontaktlos bezahlt werden kann, jedoch auf 50€ angehoben.
Bargeldlos Bezahlen per Smartphone
In Zukunft könnte das Bezahlen in Supermarkt und Einzelhandel noch einmal einfacher werden und nicht nur kontaktlos und bargeldlos, sondern auch ohne Kreditkarte oder Girocard vonstattengehen. Möglich wird das durch die zunehmende Verbreitung des Smartphones. Das intelligente Handy fungiert schon heute als ständiger Begleiter. Geht es nach den Herstellern und App-Entwicklern, wird das Multifunktionsgerät bald als digitale Geldbörse das Portemonnaie für alle Zahlungen ablösen. Geschieht das, hat das Smartphone das Potenzial, zum Haupttreiber für technologische Fortschritte rund um das bargeld- und kontaktlose Bezahlen zu werden. Denn mit dem NFC-Bezahlen sind heute schon die meisten modernen Smartphones ausgestattet. Bezahl-Apps auf dem Gerät machen den Zugriff auf Konto oder Karte möglich.
Bezahl-Apps vor dem Durchbruch?
Bei den Deutschen werden Bezahl-Apps immer beliebter. Vor allem die jüngere Generation zahlt immer häufiger mit dem Smartphone. So nutzen 46% der unter 30-jährigen mobile Zahlungsmöglichkeiten. In einer Befragung durch die Bundesbank kannten 47% der Deutschen die mobilen Möglichkeiten einer Bezahlung und sogar 25% der Deutschen aller Altersgruppen zahlen zumindest gelegentlich mit dem Smartphone. Die erhöhte Sicherheit für den Nutzer ist mit Gewissheit ein Grund für die stetig wachsende Nutzung. Ihre Bankdaten sind beim kontaktlosen Zahlen mit dem Smartphone geschützt, da sie nur verschlüsselt übermittelt werden, anders als bei einer Kreditkarte. Welche Bezahl-App für Sie die komfortabelste ist, hängt zu einem großen Teil auch von Ihrer Bank ab. Nicht jede Bank unterstützt auch jede Bezahl-App.
Die Commerzbank bietet verschiedene Mobile Payment Optionen unter anderem Apple Pay, Google Pay, Garmin Pay und Swatch Pay.
Betrachtet man die Zahlen international nutzen die Deutschen deutlich weniger Mobile Payment Optionen als Menschen in anderen Ländern.
E-Commerce treibt bargeldlosen Zahlungsverkehr
Immer weitere Verbreitung erfahren Bezahl-Apps durch die zunehmende Bedeutung des E-Commerce. Als Vorreiter gilt hier PayPal. Bereits seit Anfang der 2000er Jahre bietet der Zahlungsdienstleister eine sichere und alternative Zahlmethode für den Online-Handel. 23 Millionen Deutsche nutzten im vergangenen Jahr die Angebote des Zahlungsdienstleisters. Mit der Einführung der App will das Unternehmen nun auch im stationären Handel durchstarten und Zahlungen über das Smartphone ermöglichen. Schon heute können zum Beispiel Essensbestellungen einfach per App bezahlt oder Freunden Geld übermittelt werden. Großer Nachteil dieses Bezahlverfahrens: Das Unternehmen sitzt in den USA – Datenschützer kritisieren immer wieder den Umgang des Unternehmens mit sensiblen Daten und das Sperren deutscher Nutzer aus nichtigem Grund.
Auch die deutschen Banken greifen dieses Konzept auf und setzen beim bargeld- und kontaktlosen Bezahlen auf die Verzahnung von virtueller und reeller Sphäre. In einer Kooperation haben die deutschen Banken und Sparkassen mit giropay ein Online-Bezahlverfahren geschaffen, für das Verbraucher nur ein Girokonto und einen Online-Banking Zugang bei einem der teilnehmenden Kreditinstitute benötigen. Großer Vorteil: Als digitale Schwester der girocard ermöglicht giropay das komfortable Bezahlen direkt vom Girokonto. Und die Verbraucher entscheiden selbst wie Sie bezahlen möchten - mit Benutzername und Passwort, nach einmaliger Freischaltung oder per Online-Überweisung und TAN-Verfahren der jeweiligen Bank oder Sparkasse, ohne Freischaltung. Egal wie bezahlt wird, es greifen die anerkannt hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards des Online Bankings.
Kreditkarte und Girocard spielen im E-Commerce dagegen nur eine untergeordnete Rolle: So wurden im Jahr 2017 rund 58% der Umsätze im Online-Handel über Internet-Bezahlsysteme beglichen. Mit der Girocard zahlten dagegen nur 6% der Verbraucher (über Lastschriftverfahren, Giropay, etc.). Die Kreditkarte nutzten 12%, während 14% der Verbraucher ihre Online-Shopping-Rechnungen per Überweisung bezahlten.
Hinweis: Die paydirekt GmbH wird giropay, das Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen, zum 31.12.2024 einstellen. Zahlungen über giropay sind bis dahin weiterhin in teilnehmenden Online-Shops möglich. Ebenso kann über die giropay-App Geld gesendet und empfangen werden. Ansprüche von Kundinnen und Kunden, die sich aus einem Kauf ergeben werden gemäß vertraglichen Vereinbarungen auch nach Einstellung des Verfahrens erfüllt. Es ist durchaus möglich, dass einzelne Händler giropay bereits vor dem 31.12.2024 nicht mehr anbieten. Dies obliegt dem einzelnen Händler bzw. der individuellen Abstimmung der paydirekt GmbH mit dem einzelnen Händler.
Weitergehende Informationen und Beantwortung spezifischer Fragen finden Sie hier.
Im Vorbeigehen bezahlen
Mit der Digitalisierung nimmt auch die Etablierung des Smartphones als mobile Geldbörse immer weiter zu. Diese Entwicklung ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Auch Wearables wie Smartwatches treiben die Verbreitung bargeldlos abgeschlossener Finanztransaktionen weiter voran – Einkäufe und Rechnungen lassen sich in Zukunft immer einfacher bargeldlos, kontaktlos und quasi im Vorbeigehen begleichen.
Noch einfacher wird es, wenn Verbraucher in einigen Jahren nur noch ihren Finger auf das Lesegerät halten müssen, um ihre Zahlungen kontaktlos zu bestätigen. Die Technologie, die dafür benötigt wird, gibt es bereits heute – Fingerabdruckscanner sind in vielen Smartphones verbaut und zeigen, wie das Bezahlen bargeldlos per Fingerabdruck funktionieren könnte. Andere Einzelhändler verbannen derweil die Kassen gleich komplett aus ihren Geschäften und setzen auf einen barrierefreien Zu- und vor allem Ausgang. Der Online-Riese Amazon macht es vor und zeigt in seinen stationären Geschäften, wie Einkaufen und Bezahlen in Zukunft nicht nur bargeld- und kontaktlos, sondern gar ganz ohne Kasse und Check-out funktionieren könnte.
Kassenloses Bezahlen bei Amazon
In den stationären Geschäften des weltgrößten Online-Händler Amazon bezahlen Kunden heute nicht nur bargeldlos, sondern gar kassenlos. In den gut zwei Dutzend hauseigenen Läden nehmen Kunden die gewünschten Waren und Artikel einfach aus dem Regal und verlassen das Geschäft. Waagen in den Regalböden, Kameras und andere Sensoren registrieren mittels QR-Code, welcher Kunde welche Waren eingepackt hat. Die Zahlungen werden anschließend per App verbucht.
Die Zukunft wird bargeldlos
Bezahlen wird in Zukunft auch in Deutschland bargeldlos funktionieren, da sind sich Experten einig. „Das kontaktlose Bezahlen ist im Alltag angekommen“, weiß Burkhard Balz, für den Zahlungsverkehr zuständiger Vorstand der Deutschen Bundesbank. „Und auch das Bezahlen per Smartphone ist an den Ladenkassen mittlerweile üblich.“ Zwar stehe die umfassende Verbreitung von Karten mit Kontaktlos-Funktion noch aus. Einer Befragung der Deutschen Bundesbank zufolge besitzen heute zwar 95% der Verbraucher eine Girocard. Jedoch verfügten nur 49% dieser Karten über eine Kontaktlos-Funktion. Ähnlich sieht es bei der Kreditkarte aus. Hier verfügen 40% der ausgegebenen Karten über die Möglichkeit, kontaktlos zu bezahlen. Bargeldlos bezahlen immerhin 59% der Besitzer einer Girocard mindestens einmal pro Woche; die Kreditkarte nutzen 47% der Deutschen wöchentlich für ihre Zahlungen.
Bis zum Jahr 2025 könnte der Anteil der Barumsätze nach Schätzung der Unternehmensberatung Oliver Wyman auf 20 bis 32% sinken. Denn schon im vergangenen Jahr wurden im gesamten deutschen Handel 53% der Umsätze bargeldlos per Kreditkarte, Girocard oder Handy abgewickelt.
Experten befürchten, dass der Staat mit dem kontaktlosen Bezahlen direkt durch negative Zinsen auf die Ersparnisse der Bürger zugreifen könnte. Die vollständige Abschaffung von Bargeld lehnen aus diesem Grund auch 88% der deutschen Verbraucher ab. Und auch in der Europäischen Union ist Bargeld als Zahlungsmittel nach wie vor beliebt. So wurden im Jahr 2016 in der Euro-Zone vier von fünf Einkäufen bar statt mit Karte bezahlt.
Bargeldlos setzt sich durch
All diese Entwicklungen zeigen, dass sich der Trend, bargeldlos oder gar kontaktlos zu bezahlen, auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird – und das wahrscheinlich mit zunehmender Geschwindigkeit. Auch wenn die Deutschen ihr Bargeld lieben – nach und nach verschwindet es doch immer mehr aus unserem Alltag. Immerhin 97% der Bundesbürger besitzen heute ein Konto mit Girocard. Und nahezu alle von ihnen nutzen elektronische Zahlungen und die Karte, um ihre Rechnungen zu begleichen. Viele finden Gefallen an dem komfortablen Service, nachdem sie ihn einmal ausprobiert haben. Das Bezahlen per Karte ist bequem. Gerade deshalb wird sich bargeldlos für immer mehr Zahlungen durchsetzen.
Interessieren Sie sich für Mobile Payment Optionen? Die Commerzbank bietet Ihnen verschiedene Möglichkeiten an: Hier mehr erfahren.
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Zahl aus 2018, Quelle: Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele im Artikel „Das Bargeld und die Deutschen“