Deutschland – Early Bird macht weiter Hoffnung

Anders als das Ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes ist unser Frühindikator für die deutsche Wirtschaft im Juni weiter gestiegen.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

5. Juli 2024

Mit -2 Punkten liegt er nun nur noch minimal unter der Nulllinie. Ausschlaggebend für den Anstieg war wie in den Vormonaten, dass die Geldpolitik die Konjunktur nicht mehr bremst, sondern sie inzwischen sogar eher wieder anschiebt. Hingegen kommt von der Weltwirtschaft und den Devisenmärkten weiterhin eher Gegenwind. Insgesamt macht der Early Bird weiter Hoffnung auf eine Belebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte, die allerdings eher verhalten ausfallen dürfte.

Die jüngsten Rückgänge des Ifo-Geschäftklimas und der Einkaufsmanagerindizes haben der von vielen geteilten Hoffnung, dass sich die Konjunktur in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte beleben wird, einen Dämpfer verpasst. Unser Early Bird spricht allerdings dafür, dass die schwächeren Juni-Werte der Stimmungsindikatoren keine Trendwende einläuten, sondern dass es sich hierbei eher um die bei einzelnen Monatswerten dieser Indikatoren immer wieder zu beobachtenden Ausreißer handelt. Denn unser Frühindikator, der die wichtigsten Treiber der Konjunktur in Deutschland abbildet, ist im Juni erneut gestiegen und liegt mit -2 Punkten nur noch knapp unter der Nulllinie, womit er sich im Vergleich zu Werten vor einem Jahr deutlich verbessert hat.

Geändert hat sich in den vergangenen zwölf Monaten insbesondere das geldpolitische Umfeld. Zwar hat die EZB bisher nur einmal die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt, und dieser Schritt Anfang Juni dürfte genau wie die wohl noch folgenden Zinserhöhungen seine volle Wirkung erst im kommenden Jahr entfalten. Allerdings liegen die vorhergehenden massiven Zinserhöhungen inzwischen mehr als ein Jahr zurück, sodass sich die Wirtschaft mehr und mehr an den Anstieg der Zinsen angepasst haben und damit dessen Bremseffekt nachlassen dürfte. Da der Realzins im historischen Vergleich sogar eher niedrig ist, signalisiert der Early Bird inzwischen wieder, dass die Geldpolitik der Konjunktur sogar Rückenwind gibt.

Gebremst wird die Konjunktur hingegen weiterhin von der Entwicklung am Devisenmarkt und von einer immer noch recht schwachen Weltwirtschaft. Dabei ist der Gegenwind vom Devisenmarkt schwächer als vor einem Jahr, während sich das weltwirtschaftliche Umfeld zwar zwischenzeitlich etwas verbessert hatte, es zuletzt hier aber einen Rückschlag gab.

Fazit: Mit seinem anhaltenden Aufwärtstrend macht der Early Bird weiter Hoffnung auf eine Belebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte. Der bis zuletzt anhaltende Gegenwind vonseiten der Weltwirtschaft und des Devisenmarktes mahnen allerdings, keine zu große Dynamik zu erwarten.

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