Grundsatz-Vereinbarung soll Vertrauen in KI stärken

Commerzbank einigt sich mit Betriebsrat, um den internen Einsatz von künstlicher Intelligenz im Einklang mit den Persönlichkeitsrechten der Beschäftigten voranzutreiben

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Julia Sterling
Die Abbildung zeigt ein neuronales Netzwerk vor einem schwarzen Hintergrund.
Datenfluss im digitalen Zeitalter© Siarhei, Adobe Stock

Wie kann eine Bank die enormen Potenziale von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen nutzen, um Kundenservice und Bankprozesse zu verbessern, ohne dass gleichzeitig Mitarbeitende „gläsern“ werden? Dafür haben Bank und Betriebsrat gemeinsam KI-Grundsätze erarbeitet.

Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) halten zunehmend Einzug in unser tägliches Leben und in die Arbeitswelt in der Commerzbank. Damit verbunden sind vielfältige Chancen, Kunden noch besser zu bedienen, Prozesse schneller und effizienter zu gestalten sowie Risiken besser zu managen. Gleichzeitig birgt der Einsatz von KI einige neue Herausforderungen für Unternehmen als Arbeitgeber.

Federführend haben sich Tomas Klenke und Julia Sterling von Bankseite sowie Gunnar de Buhr und Thomas Kühnl von Seiten des Betriebsrats um das Thema gekümmert.

„Mit der Key Area Big Data & Advanced Analytics verfügt die Commerzbank schon seit 2017 über ein Kompetenzzentrum für KI. Seit einigen Jahren wird hier unter anderem die KI-Strategie der Bank entwickelt. Dabei geht es vor allem auch darum, Vertrauen in KI zu schaffen. Hier sind neben bereits allseits bekannten Aspekten wie Datenschutz und Informationssicherheit vier Dimensionen im Fokus: menschliche Kontrolle, Fairness, Transparenz und Verlässlichkeit. Letztendlich funktioniert KI nur dann, wenn Nutzer ihr vertrauen. Deshalb ist es wichtig und gut, dass wir in der Commerzbank mit den KI-Grundsätzen ein gemeinsames und solides Fundament für den Einsatz von KI in der Bank erarbeitet haben“, berichtet Tomas Klenke, Bereichsleiter AI Solutions & Data Insights“.

Die KI-Grundsätze sollen Mitarbeitende auch befähigen, mit den Veränderungen umgehen zu können.

„Die richtige Einführung von KI in einem Unternehmen ist von großer Bedeutung für den Erfolg eines solchen Vorhabens. Wir müssen die Beschäftigten befähigen, Schritt mit den Veränderungen zu halten. KI muss als eine Chance gesehen werden, die Arbeit zu unterstützen. Dazu muss zum Beispiel eine ausreichende Transparenz und Erklärbarkeit von KI in unseren Prozessen sichergestellt werden. Gleichzeitig gilt es, Sorgen und Ängste der Beschäftigten ernst zu nehmen. Wir haben deshalb zusammen mit der Bank vereinbart, dass KI bei uns nicht eingesetzt wird, um Emotionen, Persönlichkeitseigenschaften oder die psychische Verfassung der Mitarbeitenden zu analysieren oder zu manipulieren“, betont Thomas Kühnl, Vorsitzender des Betriebsrats Bayern Nord und Sprecher des Gesamtbetriebsratsausschusses "Mensch, Organisation und Technologie".

Gunnar de Buhr: „Für uns beginnt die menschliche Kontrolle nicht erst bei hochrisikoreichen Anwendungen. Die Verantwortung für die Ergebnisse, die durch KI generiert werden, liegt grundsätzlich beim Beschäftigten. Das bedeutet, dass am Ende eines solchen Prozesses immer die menschliche Kontrolle steht. KI und ML werden in unserer Bank zur Unterstützung der Beschäftigten in den Arbeitsprozessen eingesetzt.“

„Die Ängste und Sorgen der Beschäftigten nehmen wir ernst. Es dürfen keine ‚gläsernen Mitarbeitenden‘ entstehen, nur dann besteht das notwendige Vertrauen in den Einsatz von KI“, sagt Thomas Kühnl. Und Vertrauen ist ein Basispfeiler genauso wie Datenschutz und ethische Verantwortung. „Vertrauenswürdige KI heißt vor allem, dass Anwender ihr gegenüber offen sind und so das Potenzial von KI richtig nutzen. Deshalb ist es wichtig und gut, dass wir jetzt über ein gemeinsames und solides Fundament für den Einsatz von KI in der Bank verfügen“, fasst Tomas Klenke zusammen. Bank und Betriebsrat werden sich auch weiter regelmäßig zum Einsatz von KI und ML austauschen.

Thomas Kühnl links, Julia Sterling rechts
Thomas Kühnl und Julia Sterling© Commerzbank

Thomas Kühnl und Julia Sterling

  • Thomas Kühnl: Vorsitzender Betriebsrat Bayern Nord, Sprecher GBR-Ausschuss MOT
  • Julia Sterling: Leiterin KI-Strategie und -Governance

Tomas Klenke, links, Gunnar de Buhr, rechts
Tomas Klenke (li), Gunnar de Buhr (re)© Commerzbank

Thomas Klenke und Gunnar de Buhr

  • Tomas Klenke: Bereichsleiter AI Solutions & Data Insights
  • Gunnar de Buhr: Vorsitzender Betriebsrat Hamburg, Mitglied des Aufsichtsrats, Stellv. Vorsitzender AR -Ausschuss für digitale Transformation

Die KI-Grundsätze der Commerzbank

Die Bank schützt die Persönlichkeitsrechte ihrer Mitarbeitenden beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen. Dazu gehört, dass KI-Systeme die fundamentalen Rechte von Betroffenen, geltende Gesetze und demokratische Werte berücksichtigen und Daten der Beschäftigten nur in nachvollziehbarer Weise verarbeiten. KI-Systeme werden vertrauenswürdig, verantwortungsvoll und diskriminierungsfrei eingesetzt. Das beinhaltet allen voran Fairness, Transparenz, Robustheit, Sicherheit, Datenschutzkonformität und menschliche Kontrolle.