Alltagshelden legen Betrügern das Handwerk
In den Filialen verhindern Beschäftigte der Commerzbank immer wieder Betrugsversuche, auch in der Region Nürnberg.
Mit Parasiten kennt sich Eberhard S. aus. Es war das Fachgebiet des pensionierten Veterinärs aus Würzburg – und trotzdem wäre der passionierte Jäger fast Opfer eines modernen Schädlings geworden. Wenn er nicht in Christine Maiwald eine gestandene Privatkundenmitarbeiterin gehabt hätte, die den damals 85-Jährigen vor Schaden bewahrte. Eberhard S. erhielt das, was die Polizei einen „Schockanruf“ nennt. Ein Unbekannter – angeblich ein Staatsanwalt – gaukelte S. vor, seine Tochter habe bei einem Verkehrsunfall ein Kind tödlich verletzt. Nur eine schnelle Kaution könne sie vor Gefängnis bewahren.
„Eine skurrile Geschichte“, erinnert sich Christine Maiwald, Privatkundenmitarbeiterin in der Filiale Würzburg. „Der Anrufer fragte, was unser Kunde denn als Sicherheitsleistung aufbringen könne. Herr S. schaute auf seine Kontoauszüge und sagte: 30.000 Euro.“ Der Pensionär wurde per Taxi zur Commerzbank geschickt. Engmaschig überwacht. Der „Staatsanwalt“ wollte mithören und forderte ihn auf, die ganze Zeit die Verbindung über Mobiltelefon aufrechtzuerhalten.
Geistesgegenwärtig trotz Schock
Zwar war Eberhard S. geschockt – aber ihm schwante, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Als er in die Filiale kam, wirkte er hochnervös. Er brauche schnell 30.000 Euro, erklärte er Christine Maiwald. Doch Eberhard S. überlistete den Mithörer: Er drückte der Privatkundenmitarbeiterin einen Zettel mit der Telefonnummer seiner Tochter in die Hand. Christine Maiwald reagierte sofort, konnte aber weder über Festnetz noch per Handy eine Verbindung zur angeblich Festgenommenen herstellen.
Sie besann sich auf einen Kollegen von der Unternehmenskunden-Seite, der Herrn S. und dessen Tochter ebenfalls kannte – und dessen Anruf mit Würzburger Kennung hinausging. Die Tochter wurde endlich erreicht und bestätigte, dass sie in Freiheit sei und an der Räuberpistole nichts wahr war. Eberhard S. fiel ein Stein vom Herzen. Christine Maiwald beendete kurzerhand die Handyverbindung zum Betrüger und schleuste den Kunden über den Hinterausgang aus dem Gebäude – für den Fall, dass der Täter die Filiale beobachten sollte. Eberhard S. ging sofort ein paar hundert Meter weiter zur Polizei und erstattete Anzeige.
Sowohl er als auch seine Tochter bedankten sich später für die umsichtige Unterstützung. „Hätte er die 30.000 Euro zu Hause gehabt, hätte er sie im ersten Schock dem Betrüger übergeben“, ist Christine Maiwald überzeugt. Eberhard S. habe als Kaution erst einmal sein Mikroskop angeboten, der „Staatsanwalt“ bestand indes auf Geld, Diamanten oder Gold.
Culture Award für Integrität
Für dieses besonnene Verhalten wurde Christine Maiwald gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen Andreas Gernet, Sven Faber, Nicole Schumacher und Claudia Heindl aus der Region Nürnberg mit dem Commerzbank Culture Award 2023 in der Kategorie Integrität ausgezeichnet. Auch sie hatten in anderen Fällen durch ihr aufmerksames Verhalten Betrügern das Handwerk gelegt. So hob ein Kunde Woche für Woche 4.000 Euro für „Nachbarschaftshilfe“ ab. Gezielte Nachfragen der Filialbeschäftigten sorgten dafür, dass dieser Betrug unterbunden wurde. Die Polizei nahm den Täter vor der Filiale fest. Auch ein windiger Kunde wurde dingfest gemacht. Er hatte einen Autoverkauf fingiert und wollte letztlich Geldwäsche betreiben. Auch hier waren die Filialangestellten aufmerksam und vereitelten die Straftat. Drei Beispiele von vielen. In Summe verhinderten die Kolleginnen und Kollegen der Beratungsfiliale Region Nürnberg so einen Schaden in Höhe von einer halben Million Euro. Christine Maiwald jedenfalls ist froh, dem heute 86-jährigen Pensionär geholfen zu haben. „Das sind Taten, die wir vor allem verhindern, weil wir unsere Kundinnen und Kunden kennen und mit Bauchgefühl und Verstand agieren können.“
Christine Maiwald
Christine Maiwald begann 1981 als Auszubildende bei der Commerzbank. Nach verschiedenen Funktionen als Kontoführerin und Disponentin, Junior-Beraterin und kaufmännische Angestellte ist sie seit 2022 im Service tätig. Hier arbeitete sie als Serviceberaterin und Privatkundenassistentin, bevor sie ihre aktuelle Position als Privatkundenmitarbeiterin übernahm.