Was ist ein Annuitätendarlehen?
Wer sich bei der Baufinanzierung für ein Annuitätendarlehen entscheidet, sichert sich eine gleichbleibende Rate über die Zeit der Sollzinsbindung hinweg für maximale Planungssicherheit.
Annuitätendarlehen, Das Wichtigste in Kürze
- Beim Annuitätendarlehen bleibt die monatliche Rate, die aus einem Zins- und einem Tilgungsteil besteht, über die gesamte Sollzinsbindung gleich.
- Das Annuitätendarlehen bietet Zinssicherheit und Planbarkeit. Flexible Rückzahlungsoptionen wie z. B. Sondertilgungen müssen allerdings schon bei Vertragsabschluss vereinbart werden.
- Die aktuelle Zinssituation beeinflusst die Kosten, zu denen derzeit ein Darlehen aufgenommen werden kann. Bausparverträge und KfW-Darlehen können eine Möglichkeit sein, zinsgünstige Kredite zu erhalten.
Annuitätendarlehen einfach erklärt
Das Annuitätendarlehen ist die gängigste Form der Baufinanzierung. Darlehensnehmer erhalten eine Summe für den Hausbau oder -kauf von der Bank und zahlen monatliche Raten an die Bank zurück. Die Rate, auch Annuität (lat. annus = Jahr) genannt, setzt sich aus einem Tilgungs- und einem Zinsanteil zusammen. Darlehensnehmer legen die Dauer der Sollzinsbindung sowie die anfängliche Tilgungsrate fest. Die Höhe der Rückzahlung ergibt sich aus dem Zinssatz, den die Bank festlegt, zuzüglich der Tilgungsrate.
Wie funktioniert ein Annuitätendarlehen?
Beim sogenannten Annuitätendarlehen (oder Annuitätenkredit) bleibt die Rate, bestehend aus Tilgungs- und Zinsanteil, über die gesamte Sollzinsbindung konstant.
Im Laufe der Sollzinsbindungszeit bzw. Zinsfestschreibung, die zwischen 5 und 20 Jahren liegt, verschiebt sich das Verhältnis zwischen dem Tilgungs- und dem Zinsanteil: Da Banken die Zinsen beim Annuitätendarlehen nur auf die jeweilige Restschuld berechnen, sinkt der Zinsanteil mit zunehmender Tilgung. Damit die Kreditrate konstant bleibt, erhöht sich der Tilgungsanteil. Am Ende der Zinsbindung wird fast die gesamte Monatsrate zur Tilgung des Darlehens verwendet.
Gut zu wissen:
Zur Absicherung des Annuitätendarlehens bei einer Baufinanzierung erhält die Bank eine Grundschuld auf die Immobilie des Kreditnehmers, die im Grundbuch eingetragen wird. Das bedeutet: Falls der Schuldner die Monatsraten nicht mehr zahlen kann, darf die Bank über die Immobilie verfügen. Nachdem das Darlehen abbezahlt ist, kann die Grundschuld aus dem Grundbuch gelöscht werden.
Restschuld begleichen
Mit Ausnahme eines Volltilgerdarlehens (= vollständige Tilgung des gesamten Darlehensbetrages innerhalb der vereinbarten Zinsbindung, die gleichzeitig die Darlehenslaufzeit darstellt) verbleibt bei einem Annuitätendarlehen am Ende der vereinbarten Zinsbindung eine Restschuld. Diese Restschuld lässt sich aufgrund der gleichbleibenden Kreditrate von Anfang an kalkulieren.
Sofern nicht genügend Eigenmittel zur Rückzahlung vorhanden sind, wird die Restschuld mit einer Anschlussfinanzierung (neue Zinsvereinbarung) am Ende der Sollzinsbindungsfrist beglichen. Sie können beispielsweise mit einem Forward-Darlehen bereits mehrere Jahre vor Auslaufen der ursprünglichen Zinsbindung einen neuen Zinssatz für die Zahlung der Restschuld mit Ihrer Bank vereinbaren und sich auf diese Weise einen niedrigen Zinssatz für die Anschlussfinanzierung sichern.
Wann können Sie ein Annuitätendarlehen kündigen?
Grundsätzlich gilt die vereinbarte Sollzinsbindung und Sie müssen den Darlehensvertrag bis zum Ende erfüllen. Wollen Sie die Immobilie, die Sie mit dem Annuitätendarlehen finanzieren, vorzeitig verkaufen, können Sie das Darlehen vorzeitig kündigen. Die Bank darf jedoch in diesen Fällen ein Vorfälligkeitsentschädigung von Ihnen verlangen.
Nach Ablauf von zehn Jahren haben Sie in der Regel das Recht, ein Annuitätendarlehen vorzeitig zu kündigen – unabhängig davon, wie lange die vereinbarte Sollzinsbindung noch laufen würde. In diesem Fall darf die Bank keine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Allerdings gilt bei der Sonderkündigung eine Kündigungsfrist von sechs Monaten.
Ist eine hohe oder niedrige Annuität besser?
Die Höhe der Annuitäten setzt sich aus der Tilgung und den Zinsen zusammen. Je höher die Tilgung, desto schneller reduzieren Sie die Restschuld und zahlen somit weniger Zinsen. Das Darlehen ist also insgesamt günstiger für Sie. Auch verkürzt sich mit einer hohen Tilgung die Darlehenslaufzeit.
Mit einer hohen Annuität können Sie innerhalb der Sollzinsbindung einen höheren Anteil der Gesamtschuld begleichen, die Höhe der Annuität bleibt aber gleich. Ob Ihre Rate höher oder niedriger ausfällt, bestimmen Sie selbst abhängig von Ihrem vorhandenen Budget.
Besonderheiten beim Annuitätendarlehen
Sonderoptionen vereinbaren
Mithilfe einer Vereinbarung über Sonderzahlungen, die Sondertilgungen, können Sie Ihre Kreditschuld schneller reduzieren.
Die Tilgung beginnt in der Regel nach Auszahlung des Darlehens. Es kann zusätzlich eine tilgungsfreie Zeit (je nach Darlehensgeber von bis zu drei Jahren) vereinbart werden. Die Möglichkeit, den Tilgungssatz während der Sollzinsbindung anzupassen, müssen Sie ebenfalls vorab vereinbaren.
Wenn Ihnen das Annuitätendarlehen von der Bank zugesagt wurde, Sie die Summe aber noch nicht in Anspruch nehmen, etwa weil sich der Kauf Ihrer Immobilie verzögert, wird Ihnen ab einem bestimmten Zeitpunkt (meist nach dem dritten Monat nach der Zusage) ein sogenannter Bereitstellungszins auf den Darlehensbetrag berechnet. Dieser beträgt in der Regel 0,25% pro Monat. Eine Verlängerung dieser bereitstellungszinsfreien Zeit auf beispielsweise 24 Monate muss gesondert vereinbart werden.
Wie wird ein Annuitätendarlehen berechnet?
Ihre Annuitäten (also die Summe, die Sie jeden Monat zurückzahlen) und Ihre Tilgungsrate können Sie mithilfe eines Annuitätenrechners oder Tilgungsrechners selbst berechnen. Für den Baufinanzierungsrechner der Commerzbank benötigen Sie folgende Angaben:
- die Kredithöhe
- den anfänglichen Tilgungssatz
- die Dauer der Sollzinsbindung
- den Zinssatz
Unterschied Sollzins und effektiver Zins
Wenn Sie verschiedene Angebote für Annuitätendarlehen von mehreren Banken vergleichen, achten Sie immer auf den effektiven Jahreszins. Im Gegensatz zum Sollzins enthält er auch die Kosten für die Vermittlung des Darlehens oder zusätzliche Leistungen.
So wird der Tilgungsplan berechnet
Um Ihren persönlichen Tilgungsplan zu berechnen, müssen Sie die Höhe des Darlehens, den Zeitraum, über den Sie es abbezahlen wollen, sowie Ihre anfängliche Monatsrate festlegen. Wie hoch Ihre empfohlene Darlehens- und Kaufsumme für Ihre Immobilie ausfallen darf, können Sie in wenigen Minuten mit dem Budgetrechner der Commerzbank ermitteln.
Steht Ihr anfänglicher Tilgungssatz fest, können Sie Ihren Tilgungsplan und dessen monatliche Rate mit dem Baufinanzierungsrechner der Commerzbank berechnen. Die monatliche Rate (Annuität) setzt sich aus dem Tilgungssatz und dem Zinssatz zusammen. Den Zinssatz legt die Bank fest, die Ihnen das Darlehen gewährt.
Der Finanzierungsrechner verschafft Ihnen einen Überblick über die anfallenden Kaufkosten. Darüber hinaus erhalten Sie Informationen, welche Restschuld nach Ablauf der Zinsbindungsfrist noch übrig ist und wie lange Sie für die Rückzahlung Ihres gesamten Darlehens voraussichtlich benötigen.
Beispielrechnung
Ihre Wunschimmobilie kostet 295.000€. Sie bringen 45.000 Eigenkapital mit und benötigen für den Kauf ein Darlehen in Höhe von 250.000€. Bei einer Sollzinsbindung von 15 Jahren, einem Tilgungssatz von anfänglich 2,5% und einem Sollzinssatz von 3,5% liegt die jährliche Rate bei 15.000€ bzw. 1.250€ im Monat. Die Restschuld am Ende der Sollzinsbindung beträgt 126.934,36€.
Jahr2024 | Schuldenstand Vorjahr250.00,00€ | Ratenzahlungen15.000€ | Zinsanteil8.648,76€ | Tilgungsanteil6.351,24€ | Schuldenstand am Jahresende243.648,76€ |
Jahr2028 | Schuldenstand Vorjahr223.207,24€ | Ratenzahlungen15.000€ | Zinsanteil7.695,82€ | Tilgungsanteil7.304,18€ | Schuldenstand am Jahresende215.903,07€ |
Jahr2033 | Schuldenstand Vorjahr183.994,43€ | Ratenzahlungen15.000€ | Zinsanteil6.301,14€ | Tilgungsanteil8.698,86€ | Schuldenstand am Jahresende175.295,57€ |
Jahr2038 | Schuldenstand Vorjahr137.294,20€ | Ratenzahlungen15.000€ | Zinsanteil4.640,16€ | Tilgungsanteil10.359,84€ | Schuldenstand am Jahresende126.934,36€ |
Betrachtet man in diesem Beispiel den Anteil der Zinsen, nehmen diese mit steigender Tilgung ab, da jeweils nur die Restschuld verzinst wird. Bei gleichbleibender Rate steigt der Tilgungsanteil, sodass Sie Ihr Darlehen schneller zurückzahlen.
Für wen ist ein Annuitätendarlehen sinnvoll?
Bauvorhaben oder der Kauf einer Immobilie erfordern hohe Investitionen. Diese Investitionen können nur wenige Menschen aus eigener Tasche finanzieren, weshalb sie sich zu einer Baufinanzierung entschließen.
Die Rückzahlung einer Immobilienfinanzierung erfolgt meist in Form von Annuitäten. Dabei lässt sich ein Annuitätendarlehen auch mit einer staatlichen Förderung in Form eines KfW-Darlehens kombinieren (siehe unten). Die konstanten Rückzahlungsraten sichern Kreditnehmern Planungssicherheit über die vereinbarte Vertragslaufzeit von bis zu 40 Jahren mit einem festen Zinssatz.
Das Annuitätendarlehen eignet sich also für Kreditnehmer, die eine hohe Kreditsumme benötigen, die sie über einen langen Zeitraum abbezahlen möchten. Das Risiko einer Zinserhöhung besteht nur in dem Fall, dass nach Ablauf der Zinsbindungsfrist noch eine Restschuld bleibt, für welche ein erneutes Darlehen (Anschlussfinanzierung) aufgenommen werden müsste.
Auswirkungen des Zinsniveaus auf Annuitätendarlehen
Zinsen sind die Kosten, die anfallen, wenn Sie sich Geld von der Bank für die Finanzierung Ihrer Immobilie leihen. Da die Zinsen ein wesentlicher Bestanteil Ihrer monatlichen Annuitätenrate sind, beeinflusst dessen Höhe maßgeblich die Gesamtkosten Ihres Darlehens und den Tilgungszeitraum.
Um bei der Baufinanzierung Geld zu sparen, lohnt es sich daher, das Zinsumfeld und die aktuelle Bauzinsentwicklung im Blick zu behalten, um sich im richtigen Moment niedrige Zinsen schnell sichern zu können. Erfahren Sie im Folgenden, wie das aktuelle Zinsniveau bzw. eine Bauzinswende Ihre Baufinanzierung beeinflusst:
Hohe Bauzinsen
- erhöhen Ihre monatliche Rate und damit Ihre finanzielle Belastung – oder verlängern die Laufzeit bei gleichbleibender Rate
- führen zu höheren Gesamtkosten des Darlehens auf Grund der höheren Zinsen.
- sorgen generell für schlechtere Finanzierungsbedingungen / schlechtere Chancen auf einen Kredit.
- verringern Ihre Kaufkraft (und erschweren damit den Immobilienkauf).
Niedrige Bauzinsen
- verringerten Ihre monatliche Rate und damit Ihre finanzielle Belastung – oder verkürzen die Laufzeit bei gleichbleibender Rate.
- führen zu niedrigen Gesamtkosten des Darlehens auf Grund der niedrigen Zinsen.
- machen den Abschluss eines Darlehensvertrags generell attraktiver.
- steigern Ihre Kaufkraft (im Hinblick auf Immobilienkauf).
Welche Vor- und Nachteile bietet ein Annuitätendarlehen?
Mit einem Annuitätendarlehen steht die Höhe Ihrer monatlichen Belastung für den vereinbarten Darlehenszeitraum zu einem festen Zinssatz fest. Zudem lässt sich die Restschuld von Anfang an berechnen, sodass Sie ggf. rechtzeitig Ihre Anschlussfinanzierung planen können. Damit bietet ein Annuitätendarlehen eine hohe Planungssicherheit.
Planbar und flexibel
Neben der guten Planbarkeit sind Annuitätendarlehen inzwischen auch sehr flexibel: Sondertilgungen, der Wechsel des Tilgungssatzes oder die vorzeitige Ablösung eines Annuitätendarlehens sind in der Regel möglich.
Vorteile und Nachteile des Annuitätendarlehens im Überblick
Vorteile
- Gute Planbarkeit
- Konstante Raten
- Zinssicherheit (wenn Zinsbindung = Laufzeit)
- Restschuld steht bei Vertragsbeginn fest
- Rechtzeitige Planung der Anschlussfinanzierung möglich
Nachteile
- Kaum Flexibilität
- Sondervereinbarungen müssen bei Vertragsabschluss getroffen werden
- Ohne Sondervereinbarungen droht Vorfälligkeitsentschädigung
Welche Alternativen gibt es zum Annuitätendarlehen?
Alternativ zum Annuitätendarlehen stehen für die Immobilienfinanzierung weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Neben dem Annuitätendarlehen gibt es auch andere Darlehensformen, wie das (inzwischen eher unübliche) Tilgungsdarlehen und das endfällige Darlehen.
Zinsgünstige Darlehen können Sie zum Beispiel über KfW-Kredite und Bausparverträge erhalten. In der Praxis werden sie häufig mit einem Annuitätendarlehen kombiniert, um so die erforderliche Summe, die die staatliche Förderung oder das Bausparguthaben übersteigt, zu finanzieren.
Tilgungsdarlehen vs. Annuitätendarlehen
Im Unterschied zu einer annuitätischen Tilgung, bei der sich die Tilgungsrate im Laufe der Zeit ändert, wird beim Tilgungsdarlehen bzw. Ratenkredit eine feste Tilgungsrate vereinbart. Diese Rate fällt vergleichsweise hoch aus. Dafür reduziert sich die Darlehenssumme schneller, wodurch die Zinsen für die Restschuld von Monat zu Monat sinken.
Endfälliges Darlehen: Zum Ende der Laufzeit tilgen
Bei einem endfälligen Darlehen werden während der Vertragslaufzeit nur die Zinsen beglichen. Die Tilgung der Kreditsumme erfolgt erst bei Fälligkeit des Kredites. Da die Zinsen immer auf den ursprünglichen Darlehensvertrag gezahlt werden, ist diese Alternative vergleichsweise teuer. Endfällige Darlehen bieten sich z. B. dann an, wenn Sie zusätzlich eine Anlage mit regelmäßiger Ansparung tätigen, die zur Tilgung des endfälligen Darlehens verwendet werden soll. Dies können beispielsweise (Bau-)Sparverträge oder Wertpapieranlagen sein.
KfW-Kredit: Darlehen zu günstigen Konditionen
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet verschiedene Förderprogramme für den Kauf, Bau, Umbau oder die Modernisierung von Immobilien an. Bauherren und Immobilienkäufer profitieren von zinsgünstigen Krediten, tilgungsfreien Anlaufjahren und möglichen Zuschüssen. Die Beantragung eines KfW-Kredits erfolgt über die Hausbank, die den Antrag prüft und weiterleitet. KfW-Kredite werden oft als Ergänzung zur klassischen Baufinanzierung genutzt und können durch ihre günstigen Konditionen die Monatsraten deutlich reduzieren. Darüber hinaus fördern Sonderprogramme wie das KfW-Energieeffizienzprogramm nachhaltiges und energieeffizientes Bauen und Sanieren.
Bausparen: Sparen und günstige Zinsen sichern
Beim Bausparen zahlt der Bausparer regelmäßig Beiträge in einen Bausparvertrag ein und sichert sich damit später ein zinsgünstiges Bauspardarlehen. Nach einer bestimmten Ansparphase und dem Erreichen der Bausparsumme wird das Darlehen zu vorher festgelegten Konditionen gewährt. Im Vergleich zum Annuitätendarlehen bietet Bausparen den Vorteil der Zinssicherheit, da die Höhe der Darlehenszinsen bereits bei Vertragsabschluss feststeht. Darüber hinaus können Bausparer von staatlichen Förderungen profitieren. Bausparen eignet sich besonders für eine langfristige Planung sowie zur Absicherung gegen mögliche Zinsschwankungen. Daher ist ein Bausparvertrag besonders gut geeignet für junge Erwachsene, die sich eventuell in Zukunft den Traum vom Eigenheim erfüllen möchten.