Tilgung von Kredit und Darlehen: So funktioniert’s

01.12.2021 – Bei der Tilgung von Darlehen und Krediten spielen viele Faktoren eine Rolle: Tilgungsvarianten, Sondertilgung und Zinssatz verständlich erklärt.

Tilgung: Die Rückzahlung von Geldschuld

Als Tilgung bezeichnet man die Rückzahlung von Geldschulden etwa aus einem Kredit oder einem Darlehen. Grundsätzlich kommt es bei jeder Art von Geldforderung zu einer Tilgung. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel planmäßig gemäß einer vertraglich festgelegten Vereinbarung, über außerplanmäßige Sondertilgungen lässt sich die Schuld jedoch schneller reduzieren genauer gesagt begleichen.

Was sollten Sie bei der Tilgung beachten? Wie erstellen Sie einen Tilgungsplan? Und was können Sie selbst unternehmen, damit die Zinsen möglichst gering ausfallen?

Was bedeutet Tilgung?

Bei einem Kredit handelt es sich um einen Vertrag zwischen dem Gläubiger und dem Kreditnehmer: Der Gläubiger, beispielsweise eine Bank oder eine Bauspargesellschaft, stellt finanzielle Mittel zur Verfügung. Sie als Kreditnehmerin und Kreditnehmer verpflichten sich, Ihre Schuld zu tilgen. Hinzu kommen die im jeweiligen Vertrag festgelegten Zinsen, die Sie als Kreditnehmerin und Kreditnehmer ebenfalls zahlen müssen. Erst wenn sowohl der geliehene Betrag als auch die Zinsen vollständig zurückbezahlt sind, gilt die Schuld als getilgt. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob die Tilgung einem planmäßigen Rhythmus folgt oder durch außerplanmäßige Zahlungen beschleunigt wird. Die Tilgungsvariante sollte aber zu Ihnen und Ihren finanziellen Verhältnissen passen.

Wie hoch die Tilgungsraten ausfallen, wird individuell vereinbart. Sie setzen sich zusammen aus dem Tilgungssatz, das ist der Teil, der zur Tilgung der Schuldsumme dient, sowie einem weiteren Teil, der die Tilgung der Zinsschuld beinhaltet. Generell gilt: Je höher der Tilgungssatz, desto schneller ist die Rückzahlung beendet.

Wie unterscheiden sich Tilgung und Rate?

Als Tilgung bezeichnet man die Rückzahlung der eigentlichen Geldschuld, als Rate die monatlich zu zahlende Gesamtsumme. In der Rate ist neben dem Tilgungsanteil auch der Zinsanteil enthalten. Je nach Art der Tilgung, für die Sie sich entscheiden, kann die monatliche Rate zunächst sogar gar keinen Tilgungsanteil enthalten; Sie kommen dann zunächst einmal lediglich für die Zinsen auf.

Welche Arten der Tilgung gibt es?

Generell unterscheidet man zwischen zwei Arten der Tilgung:

Planmäßige Tilgung

Die Tilgung erfolgt durch Zahlungen in regelmäßigen Abständen und in einer festen Höhe. Beides wird im Tilgungsvertrag vereinbart.

Außerplanmäßige Tilgung

Hierbei tätigen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer Rückzahlungen, die von der planmäßigen Tilgung abweichen. Diese Zahlungen sind nicht vorab vereinbart, und der Kreditnehmer ist nicht dazu verpflichtet. Außerplanmäßige Tilgungen verkürzen die Laufzeit der Tilgung.

Darüber hinaus spielen bei der Tilgung Höhe und Zeitpunkt der Rückzahlungsraten eine Rolle. Man unterscheidet folgende Varianten:

Annuitätentilgung

Bei dieser Tilgungsvariante bleibt die Ratenhöhe über die gesamte Rückzahlungsphase gleich. Im Rückzahlungszeitraum steigt der Tilgungsanteil hinsichtlich der Betragshöhe, der Zinsanteil hingegen sinkt. Zu Beginn begleichen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer, insbesondere die Zinsen und Kreditkosten und im späteren Verlauf den eigentlichen Kreditbetrag. Durch die gute Planbarkeit, aufgrund der gleich bleibenden Ratenhöhe, ist diese Form besonders beliebt.

Ratentilgung

Anders als bei der Annuitätentilgung sind die Höhen der Kreditraten unterschiedlich, jedoch wird mit jeder Rate eine gleich hohe Tilgungsleistung vom Kreditnehmer erbracht. Zu Beginn der Rückzahlung des Darlehns sind die Kreditraten besonders hoch. Dabei bleibt der Tilgungssatz bei jeder Rate gleich, wohingegen die Zinsen mit jeder Ratenzahlung sinken. Dies führt dazu, dass sich im Verlauf der Rückzahlung die Höhe des Ratenbetrags reduziert.

Einmaltilgung

Die vollständige Geldschuld inklusive Zinsen wird am Ende der vereinbarten Laufzeit zurückgezahlt.

Endfällige Tilgung bzw. Tilgungssurrogat

Bei der endfälligen Tilgung kommen Kreditnehmerin und Kreditnehmer über den vereinbarten Zeitraum hinweg lediglich für die anfallenden Zinsen auf, und zwar durch Zahlungen in gleichbleibender Höhe. Die gesamte Geldschuld wird am Ende der Laufzeit auf einmal getilgt, z.B. bei Fälligkeit einer Lebensversicherung.

Sondertilgung

Die Sondertilgung fällt in den Bereich der außerplanmäßigen Tilgung und ermöglichen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer, die Gesamtschuld zu reduzieren. Ob Sondertilgungen möglich sind und in welcher Höhe, wird in der Regel vorab vertraglich vereinbart.

Alles Wichtige rund um die Tilgung

Wie berechnen sich die Zinsen?

Die Höhe des Zinssatzes spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für ein Tilgungsdarlehen. Zu Beginn der Laufzeit tilgen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer in der Regel vor allem die Zinsen, erst später beginnt die eigentliche Rückzahlung des Darlehens. Dies gilt jedoch nicht pauschal, sondern ist abhängig von der Tilgungsvariante, für die Sie sich entscheiden. Eine eindeutige rechtliche Vorgabe für die Festlegung von Zinsen gibt es nicht.

Welche Arten von Zinsen gibt es?

  • Der Darlehenszins, auch Sollzins genannt, richtet sich in der Regel nach den marktüblichen Zinskonditionen.
  • Wenn die Höhe der Zinsen für die gesamte Vertragslaufzeit gilt, spricht man von Festzins.
  • Der sogenannte Nominalzins gibt an, in welcher Höhe das Darlehen verzinst wird.
  • Der Effektivzins bezieht außerdem Bearbeitungsgebühren, Auszahlungskurse und andere Faktoren mit ein und sollte daher bei einem Vergleich verschiedener Kreditangebote beachtet werden.

Wie hoch die Zinsen für einen Kredit ausfallen, hängt nicht nur von der eigenen Bonität und der Laufzeit ab, sondern auch von der sogenannten Zinsbindung: Die Bank garantiert einen gleichbleibenden Zinssatz über eine vertraglich geregelte Dauer, die zwischen 5 und 30 Jahren liegen kann. Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer können sich damit gegen steigende Zinsen absichern und profitiert über den vereinbarten Zeitraum hinweg von gleichbleibenden Monatsraten. Im Gegenzug trägt die Bank das Risiko von Verlusten, wenn die Zinsen während der vertraglich vereinbarten Zinsbindungsfrist steigen sollten. Deshalb müssen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer für längere Zinsbindungsfristen immer einen Aufschlag in Form eines leicht erhöhten Zinssatzes bezahlen. Welche Zinsbindung sich am besten eignet, hängt nicht zuletzt vom Sicherheitsbedürfnis der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ab. Wer zum Beispiel eine Immobilie finanziert und sich die historisch niedrigen Zinsen von heute sichern will, sollte sich für eine möglichst lange Zinsbindung entscheiden.

Zusammenhang zwischen Tilgung, Zinsen und Restschuld

Wie sich die Höhe des Tilgungsanteils auf die Gesamtkosten und die Dauer der Finanzierung auswirkt, hängt von der Rate und dem Zins ab. Je höher die Tilgungsrate, desto niedriger wird mit den Jahren die Restschuld. Und je niedriger die Restschuld ist, desto geringer fallen die zu zahlenden Zinsen aus. Eine anfänglich hohe Tilgungsrate wirkt sich somit positiv auf die Gesamtkosten Ihres Darlehens oder Kredits aus.

Zins- und Tilgungsplan - einfach erklärt

Der Zins- und Tilgungsplan enthält eine Aufstellung über alle Fälligkeitstermine und Rückzahlungen. Häufig erstellt das Kreditinstitut diesen Plan. Auf Basis der vertraglich vereinbarten Daten können Sie als Kreditnehmerin und Kreditnehmer ihn auch selbst erstellen. Mit dem Zins- und Tilgungsplan erhalten Sie einen Überblick zum Schuldenstand. Gleichzeitig erleichtert er Ihnen die finanzielle Planung.

Mehr zum Tilgungsplan erfahren Sie hier.

Die Tilgung berechnen

Mithilfe mathematischer Formeln oder eines Onlinerechners können Sie als Kreditnehmerin oder Kreditnehmer die Tilgung selbst berechnen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen wie Kredithöhe, Zins und Laufzeit bekannt sein. Es empfiehlt sich, die Tilgung, also den monatlichen Betrag abzüglich des Zinsanteils, zu berechnen. So können Sie ermitteln,

  • wie sich welcher Tilgungssatz auf die Gesamtdauer der Finanzierung, die Restschuld und die Zinskosten auswirkt
  • wie sich Tilgung und Sondertilgung auf die Rückzahlung auswirken
  • wie hoch die Restschuld nach der Zinsbindungsfrist ist

Ein Online-Tilgungsrechner ermöglicht es Ihnen, verschiedene Szenarien durchzuspielen und zu prüfen, um das für Sie richtige Darlehen zu finden. Die Höhe der Tilgung sollte sorgfältig abgewogen werden, damit Sie sich während der Laufzeit finanziell nicht übernehmen.

Wie funktioniert eine Sondertilgung?

Eine Sondertilgung ist eine Rückzahlung, die außerplanmäßig getätigt wird. Als Kreditnehmerin oder Kreditnehmer können sie z. B. eine Gehaltserhöhung, eine Bonuszahlung oder Geld aus einem Erbe nutzen, um Ihr Darlehen schneller abzuzahlen. Ob die Bank eine Sondertilgung akzeptiert, wird im Vertrag vorab festgelegt. Üblicherweise gibt es Beschränkungen – sowohl was die Höhe der Sondertilgung angeht als auch zur Häufigkeit.

Muss ich bei einer vorzeitigen Tilgung die vereinbarten Zinsen in voller Höhe bezahlen?

Bei einer vorzeitigen Tilgung der restlichen Darlehenssumme müssen die Zinsen nicht in voller Höhe gezahlt werden. Allerdings entstehen der Bank Kosten, weil ihr Zinseinnahmen durch verloren gehen, mit denen sie gerechnet hat. Deshalb verlangen die Banken häufig eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung. Diese bemisst sich nach der Restschuld, die zum Zeitpunkt der vorzeitigen Tilgung noch besteht. Daher macht eine Sondertilgung finanziell gesehen nicht immer Sinn. Sie lohnt sich nur dann, wenn die Zinsersparnis höher ist als die Kosten der Vorfälligkeitsentschädigung. Die gesetzliche Vorfälligkeitsentschädigung beträgt maximal 1 Prozent auf den Ablösebetrag bzw. 0,5 Prozent, wenn der Zeitraum zwischen der vorzeitigen und der vereinbarten Rückzahlung ein Jahr nicht überschreitet.

Was ist bei einer Tilgung zu beachten?

Grundsätzlich gilt: Je höher die Tilgungsrate, desto schneller ist das Darlehen zurückgezahlt. Das ist ein erstrebenswertes Ziel – das aber von vielerlei Faktoren beeinflusst wird. Darlehensnehmer sollten sich daher folgende Fragen stellen, bevor sie sich für ein Darlehen und eine Tilgungsvariante entscheiden:

  • Wie sicher ist Ihr Job?
  • Bleibt im Tilgungszeitraum genug Geld übrig für ungeplante Sonderausgaben oder um sich eine Reserve anzulegen?
  • Welche monatliche Rate können Sie sich leisten?
  • Wie lange ist die zu erwartende Lebensdauer des Produktes, das finanziert werden soll?
  • Was ist der beste Tilgungstermin, damit Ihr Konto immer gedeckt ist?

Muss der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer selbst die Tilgung bezahlen?

Nein. Die Tilgung kann auch von Freunden, Verwandten oder anderen Personen beglichen werden. Laut Gesetz darf es den Kreditgeber nicht interessieren, wer die Tilgung begleicht.

Was passiert bei Zahlungsschwierigkeiten?

Wenn die vereinbarten Raten nicht gezahlt werden, kommt es zum sogenannten Schuldnerverzug. Im Fall von Zahlungsschwierigkeiten empfiehlt es sich, frühzeitig mit dem Kreditgeber zu sprechen. Er kann Ihnen folgende Möglichkeiten anbieten:

  • Tilgung aussetzen bzw. stunden: Als Stundung bezeichnet man das Aussetzen einer oder mehrerer Tilgungsraten. Damit verlängert sich der Tilgungszeitraum. Einen rechtlichen Anspruch darauf gibt es nicht, daher sollte diese Möglichkeit vorab vertraglich vereinbart werden.
  • Tilgung stilllegen: Die Stilllegung eines Darlehens ist ebenfalls ein Aussetzen, jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg.
  • Tilgung stoppen: Der Kreditgeber kann einen Kredit stoppen, wenn Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer mehrfach die Raten nicht begleichen konnten. Dann fallen zusätzliche Gebühren für den Schuldner an.

Ist eine Restschuldversicherung sinnvoll?

Eine Restschuldversicherung schützt Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer im Fall einer Krankheit oder bei Arbeitslosigkeit gegen die Forderungen des Kreditgebers. Im Todesfall übernimmt die Versicherung die Tilgung der Restschuld. Wie sinnvoll der Abschluss einer Restschuldversicherung ist, müssen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer selbst entscheiden, zumal die Beiträge häufig sehr hoch sind und der Versicherungsschutz meist erst nach einer bestimmten Karenzzeit greift. Hier gilt es, sich genau über die Konditionen zu informieren und die Risiken abzuwägen.

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