Ist die US-(Einzelhandels-)Lage so trüb wie die Stimmung?
- US-Einzelhandelsumsätze sollten sich nach dem Minus im Januar wieder erholen
- Fed dürfte die Leitzinsen unverändert lassen - Fokus auf Projektionen. Auch bei BoJ, BoE & Co liegt der Fokus auf den Signalen für die zukünftige Geldpolitik
- Bearishes Sentiment am Aktienmarkt eröffnet Chance auf Stabilisierung
Es ist zu befürchten, dass nach den Trumpschen Zolltiraden zu Beginn dieser Woche auch in der nächsten Woche das Thema Zölle eine gewichtige Rolle spielen wird. Wenn nicht in Form von Donald Trump, dann zumindest bei der Pressekonferenz der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch. Dabei dürfte die unmittelbare Leitzinsentscheidung für wenig Überraschung sorgen. Es herrscht weitgehend Einigkeit unter den Ökonomen und auch mit Blick auf die am Geldmarkt gepreisten Erwartungen, dass die Fed die Leitzinsen unverändert im Bereich zwischen 4¼ Prozent und 4½ Prozent belassen wird. Daran dürfte auch der etwas weniger stark als erwartete Anstieg der US-Verbraucherpreise in dieser Woche nichts ändern. Interessanter dürften die Projektionen der Mitglieder des Offenmarktausschuss sein – nicht nur mit Blick auf das erwartete Leitzinsniveau in den kommenden Monaten und Jahren, sondern gerade auch mit Blick auf die Inflation und die (implizit erwarteten) Auswirkungen der Trumpschen Zollpolitik.
Bereits am Montag werden an den Kapitalmärkten mit Spannung die US-Einzelhandelsumsätze erwartet. Nachdem zuletzt einige Stimmungsindikatoren auf eine mögliche Abschwächung des privaten Konsums hingedeutet hatten, liefern die (zugegebenermaßen im Nachhinein häufig revidierten) Einzelhandelsumsätze ohne Autos für Februar einen ersten Hinweis darauf, ob die Lage tatsächlich so trübe ist wie die Stimmung. Erwartet wird – nach einem Rückgang im Januar – ein Anstieg um 0,4 Prozent gegenüber Vormonat. Die Daten zur Februar-Industrieproduktion am Dienstag dürften dann einen Aufschluss darüber geben, ob sich die moderate Stimmungsverbesserung in der US-Industrie auch in den harten Daten zeigt.
Auch in China werden am Montag Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandel erwartet. Während erstere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken sein sollte, erwartet bei letzterem der Konsens einen moderaten Anstieg.
Dies dürfte das zuletzt positive Sentiment gegenüber China weiter verbessern, auch wenn der Aktienmarkt in Hoffnung auf eine Ankündigung weiterer Maßnahmen zur Förderung des privaten Konsums am Montag bereits am heutigen Freitag deutliche Kursgewinne verbuchte.
Im Euroraum hält sich die Datenflut in Grenzen. Am Dienstag sollte die ZEW-Konjunkturumfrage eine weitere Aufhellung der Stimmung unter den Volkswirten zeigen. Das Barometer soll von 26 auf 36 Punkte klettern. Ebenfalls am Dienstag wird die EU-Handelsbilanz veröffentlicht, der aufgrund der derzeitigen Zollthematik ein höheres Interesse gelten dürfte als sonst üblich. Dagegen sollten die finalen Inflationsdaten für den Euroraum am Mittwoch keine Überraschung zu den vorläufigen Zahlen liefern.
Anleihen
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat sich in der vergangenen Woche oberhalb von 2,8 Prozent festgesetzt. Daran dürfte sich in der kommenden Woche nur dann etwas ändern, wenn die geplanten Sondervermögen doch noch scheitern sollten. In den USA stabilisierten sich die US-Treasury-Renditen gleicher Laufzeit zuletzt oberhalb von 4,2 Prozent – nach einem Rückgang von einem Renditeniveau von 4,8 Prozent seit Mitte Januar. Hier sollte der Trend eher wieder in Richtung steigende Renditen stehen, nicht zuletzt aufgrund der Zollpolitik Trumps – zumindest solange, wie sich Rezessionsbefürchtungen nicht verfestigen.
Währungen
Neben der Fed werden in der nächsten Woche noch die Notenbanken Japans, Großbritanniens, der Schweiz und Schwedens tagen. Wie bei der Fed dürften die Signale, die die Notenbanken senden, für die Devisenmärkte entscheidend sein. Bei der Bank von Japan (BoJ) hatte sich zuletzt am Kapitalmarkt das Bild verfestigt, dass die angekündigten Leitzinserhöhungen vielleicht doch nicht kommen. Liefert die BoJ keine Anhaltspunkte für schnellere Zinserhöhungen, dürfte der Yen unter Druck kommen.
Aktien
Es ist eine gebrauchte Woche für den Aktienmarkt. So rutschte zum Beispiel der S&P 500 mit einem Wochenverlust von mehr als vier Prozent (per Donnerstagabend) unter die 200-Tage Linie, eine Stabilisierung nach den besseren US-Inflationsdaten währte nur einen Tag. Für die nächste Woche bietet beim S&P 500 das Niveau von 5.500 Punkten eine kurzfristige Unterstützung; beim DAX liegt eine ähnliche Unterstützung bei 22.200 Punkten. Ob diese hält, dürfte aber sehr stark von weiteren Zollnachrichten und den US-Konjunkturdaten zu Beginn der nächsten Woche sowie den Signalen von der Fed am Mittwoch abhängen. Dass es wieder etwas wahrscheinlicher geworden ist, dass ein „Shutdown“ der US-Regierung abgewendet wird, dürfte aber einer Stabilisierung zuträglich sein, ebenso wie das Aktiensentiment, das so bearish ist wie zuletzt im September 2022. Von der auslaufenden Berichtssaison sind dagegen auf Gesamtmarktebene wenig Impulse zu erwarten; in den USA werden nächste Woche noch Quartalszahlen u.a. von Accenture und Nike erwartet; in Europa berichten unter anderem RWE und Prudential.
Rohstoffe
Der Goldpreis hat zuletzt wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Stellen die Fed-Mitglieder im Rahmen ihrer Projektionen stärkere Leitzinssenkungen in Aussicht, dürfte dies Gold weiter beflügeln.
Ladevorgang...
Märkte in Zahlen
Renditen von Staatsanleihen - in Prozent
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
---|---|---|---|---|
Deutschland | ||||
2 Jahre | 2,17 | -0,09 | 0,07 | 0,11 |
5 Jahre | 2,44 | -0,09 | 0,26 | 0,33 |
10 Jahre | 2,83 | -0,03 | 0,43 | 0,46 |
Bund Future (Kurs) |
127,44 | -0,03 | -0,35 | |
USA | ||||
2 Jahre | 3,98 | -0,02 | -0,35 | -0,26 |
5 Jahre | 4,03 | -0,05 | -0,37 | -0,35 |
10 Jahre | 4,28 | -0,03 | -0,27 | -0,31 |
10J-2J (Pkt.) | 28,40 | 29,50 | 21,00 | 33,10 |
Währungen - Änderung in Prozent1
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
---|---|---|---|---|
USD pro EUR | 1,0858 | 0,4 | 4,1 | 4,9 |
GBP pro EUR | 0,8389 | 0,0 | 0,7 | 1,5 |
3CHF pro EUR | 0,9609 | 0,2 | 1,7 | 2,4 |
1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR
Aktienmärkte - Änderung in Prozent
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
---|---|---|---|---|
Europa | ||||
DAX | 22567,14 | -3,6 | -0,2 | 13,4 |
MDAX | 28470,09 | -6,0 | 2,6 | 11,3 |
DJ Stoxx 600 | 540,44 | -2,8 | -2,4 | 6,5 |
Euro Stoxx 50 | 5328,39 | -3,5 | -3,1 | 8,8 |
USA | ||||
S&P500 | 5521,52 | -3,8 | -9,7 | -6,1 |
Dow Jones | 40813,57 | -4,2 | -8,7 | -4,1 |
Nasdaq Comp. | 17303,01 | -4,2 | -13,3 | -10,4 |
Asien | ||||
Nikkei 225 | 36790,03 | -2,4 | -6,8 | -7,8 |
Rohstoffe - Änderung in Prozent
USD | -1W | -1M | ggü. 31.12. |
|
---|---|---|---|---|
Rohöl (Brent) | 70,27 | 0,67 | -6,75 | -5,98 |
Gold | 2978,85 | 2,22 | 2,01 | 13,46 |
Quelle: LSEG Datastream
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