Aktienbewertung: So gehen Sie vor

12.02.2023 – Eine Aktienbewertung ist nur etwas für Profis? Wir zeigen Kleinanlegern, wie auch sie mithilfe einer einfachen Aktienbewertung den Gewinn maximieren!

Aktienbewertung sorgt für höheren Gewinn an der Börse

Anleger, die mit Aktien handeln, erzielen neben der Dividende vorrangig aus der Kursdifferenz zwischen dem Ankaufs- und Verkaufspreis der Papiere Gewinn: Händler kaufen Aktien zu einem möglichst niedrigen Preis, um sie zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Mithilfe der Aktienbewertung erkennen Investoren, wann es sich lohnt, eine Aktie zu kaufen bzw. mit Gewinn wieder zu verkaufen.

Wir informieren Sie über die unterschiedlichen Analyseverfahren, mit denen Sie den Wert einer Aktie berechnen und erklären Ihnen die wichtigsten Kennzahlen. Erfahren Sie, was die Abkürzungen KGV, KCV, KBV und KUV bedeuten und, wie Sie in 7 einfachen Schritten eine Aktienbewertung erstellen.

Welche Methoden zur Aktienbewertung gibt es?

Erfahrene Aktienhändler erstellen regelmäßig Aktienanalysen und bestimmen den Wert der Papiere. Am Finanzmarkt haben sich dazu die beiden folgenden Analyseverfahren durchgesetzt:

Technische Analyse

Die technische Analyse wird auch als Chartanalyse bezeichnet. Dabei legen Analysten historische Chartverläufe der Aktienkurse für die Bewertung zugrunde: Der Wert einer Aktie wird über einen längeren Zeitraum in der Vergangenheit betrachtet und der Kursverlauf grafisch in einem Chart dargestellt. Der historische Wert ergibt eine Formation, aus der Händler und Anleger Rückschlüsse auf die zukünftige Kursentwicklung ziehen können.

Sowohl Unternehmen als auch Privatanleger sind von der Wirkung der Chartanalyse überzeugt und nutzen sie, um erfolgreich in Aktien zu investieren. Gleichzeitig versuchen die Händler, durch die Aktienbewertung den Gewinn aus dem Aktienhandel zu maximieren.

Fundamentalanalyse

Nicht alle Händler messen dem historischen Kurs einer Aktie so große Bedeutung bei. Sie nutzen statt der Chartanalyse die Fundamentalanalyse, um den inneren Wert einer Aktie zu berechnen.

Mit dem inneren Wert einer Aktie ist der angemessene oder faire Kurs gemeint, der sich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach einer bestimmten Aktie ergibt. Dieser Wert wird mit dem aktuellen Preis der Aktie verglichen. Liegt der innere Wert über dem aktuellen Aktienkurs, kaufen Anleger die Aktie – liegt der Wert unter dem aktuellen Kurs, wird es als Verkaufssignal gewertet.

Um den inneren Wert zu berechnen, werden bestimmte Kennzahlen ermittelt. Diese Kennzahlen ergeben sich aus den betriebswirtschaftlichen Daten, die das untersuchte Unternehmen veröffentlicht, sowie aus dem ökonomischen Umfeld. Um die Kennzahlen zu berechnen, sind folgende Fragen relevant:

  • Wie groß ist das Unternehmen?
  • Wie viele Aktien hat das Unternehmen ausgegeben?
  • Wie hoch ist das Eigenkapital?
  • Wie hoch sind die Schulden eines Unternehmens?
  • Welche Dividende zahlt die Gesellschaft an die Aktionäre?
  • Welchen Gewinn hat das Unternehmen erwirtschaftet?
  • Wer sind die Konkurrenten am Markt?

Aus den Antworten auf diese Fragen ermitteln Anleger verschiedene Kennzahlen, die für die Aktienbewertung hilfreich sind.

Diese Kennzahlen sollten erfolgreiche Anleger kennen

Zur Berechnung der Kennzahlen benötigen Sie einige Angaben über das Unternehmen, dessen Aktie Sie bewerten möchten. Diese Angaben finden Sie im Jahresbericht, in den Quartalsberichten oder in der Bilanz der Aktiengesellschaft, in den Märkten, Kursen & Analysen der Commerzbank sowie anderen Finanzanalysen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Kennzahlen für eine erfolgreiche Aktienbewertung:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bezeichnet das Verhältnis zwischen dem aktuellen Kurs einer Aktie und dem ihrem Jahresgewinn. Dabei gilt: Je niedriger das KGV, desto schneller verdient ein Unternehmen seinen Börsenwert. Während Anleger bei einem KGV von 5 nur 5 Jahre warten müssen, bis sie ihr eingesetztes Kapital wieder erwirtschaftet haben, warten sie bei einem KGV von 22 mehr als 22 Jahre, bis sich ihre Investition lohnt. Aktien mit einem hohen KGV eignen sich dementsprechend nur für langfristige Geldanlagen.

Fiktives Rechenbeispiel KGV: Für das Jahr 2022 beträgt der Kurs der Pharma AG Aktie 38,38€ mit einem Gewinn von 1,70€ je Aktie. Das KGV berechnet sich wie folgt: 38,38 : 1,70 = 22,58

Die Gewinnzahl beruht auf einer Schätzung des Jahresgewinns, was eine zuverlässige Bewertung der Aktie erschwert. Daher wird meist das KGV vergangener Geschäftsjahre zurate gezogen. Setzen Sie bei der Aktienbewertung auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis, gehen Sie zudem davon aus, dass ein Unternehmen über den berechneten Zeitraum jedes Jahr denselben Gewinn erwirtschaftet. Da ein gleichbleibender Gewinn über mehrere Jahre allerdings sehr unwahrscheinlich ist, ändert sich das KGV jedes Jahr und kann sich deutlich vom jeweiligen KGV der Vorjahre unterscheiden.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Einige Anleger empfehlen, anstelle des KGV das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) zu nutzen. Der Cashflow gehört zu den wesentlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, mit denen ein Unternehmen Auskunft über seine Liquidität gibt. Dazu werden die Einnahmen und Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum gegeneinander gerechnet. Um das Kurs-Cashflow-Verhältnis zu berechnen, wird der Kurs einer Aktie durch den Cashflow dieser Aktie geteilt.

Fiktives Rechenbeispiel KCV: Die Pharma AG gibt den Cashflow je Aktie für das Jahr 2022 mit 6,55€ an. Daher erfolgt diese Berechnung des KCV: 38,38 : 6,55 = 5,86

Erfahrene Anleger nutzen das Verhältnis von Kurs und Cashflow vor allem dazu, den Gewinn und somit die Ertragskraft einer Aktiengesellschaft zu bewerten. Außerdem eignen sich die Kennzahlen des KCV, um verschiedene Unternehmen miteinander zu vergleichen. Dazu müssen Anleger aber beachten, bei jedem Unternehmen für die Berechnung denselben Cashflow zugrunde zu legen. Unternehmen geben entweder den operativen Cashflow, den freien Cashflow oder den Brutto-Cashflow an.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Im Gegensatz zum KGV bezieht sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) nicht auf den Gewinn, sondern auf die Substanz eines Unternehmens. Das Verhältnis von Kurs und Buchwert entspricht ungefähr dem inneren Wert einer Aktie, also ihrem fairen Preis. Zur Berechnung des KBV teilen Anleger den Kurs einer Aktie durch ihren Buchwert. Der Buchwert ist das Eigenkapital einer Firma, geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien, auch als Marktkapitalisierung bezeichnet.

Fiktives Rechenbeispiel KBV: Am Beispiel der Pharma AG berechnet sich das KBV bei einem Kurs von 38,38€ am 30.12.2022 und einem Buchwert von 44,44€ je Aktie wie folgt: 38,38 : 44,44 = 0,87

Bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter 1,0 gehen Anleger nur ein geringes Verlustrisiko ein, da das Vermögen des Unternehmens einen höheren Wert als die von ihm ausgegebenen Aktien hat.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) steht ebenfalls in engem Zusammenhang mit dem KGV. Es zeigt die Marktkapitalisierung im Verhältnis zum Jahresumsatz. Für die Berechnung des KUV teilen Anleger den Kurs der bewerteten Aktie durch den Umsatz je Aktie.

Fiktives Rechenbeispiel KUV: Bei der Pharma AG sieht das KUV für das Jahr 2022 wie folgt aus: 38,38 : 161,47 = 0,24

Vor allem für Unternehmen mit Umsatzzahlen, die saisonbedingt oder zyklisch stark schwanken, ist das KUV häufig aussagekräftiger als das KGV. Auch bei Start-ups, die in ihrer Anfangsphase nur einen geringen Gewinn erwirtschaften oder sogar Verluste erleiden, ist das KUV im Vergleich zum KGV aufschlussreicherer.

Aktienbewertung in 7 Schritten

Wir zeigen Ihnen in sieben einfachen Schritten, wie Sie als Anleger den Wert einer Aktie richtig einschätzen, bevor Sie sich zu einem Kauf entschließen oder Aktien aus Ihrem Bestand mit Gewinn verkaufen:

Berücksichtigen Sie die Auswahlkriterien für eine Aktie

Nicht nur der Aktienkurs sagt etwas über den Wert einer Aktie aus. Erfahrene Anleger suchen die Papiere, in die sie investieren, nach verschiedenen Kriterien aus:

  • der Branche, in der die Aktiengesellschaft tätig ist
  • dem Marktumfeld und Alleinstellungsmerkmal der Produkte
  • der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung am Geschäftssitz der Aktiengesellschaft
  • der Nachfrage und veränderten Marktbedingungen
  • Produktneuheiten und Innovationen

Berechnen Sie das Kurs-Gewinn-Verhältnis

Recherchieren Sie die erforderlichen Kennzahlen der Aktiengesellschaft und berechnen Sie so das Verhältnis von Aktienkurs und dem Gewinn des Unternehmens. Wenn Sie nur kurzfristig investieren möchten, kaufen Sie Aktien mit einem niedrigen KGV. Stellt die Investition einen Teil Ihrer Altersvorsorge dar oder möchten Sie langfristig für die Ausbildung Ihrer Kinder sparen, kann sich auch eine Aktie mit einem hohen KGV lohnen.

Ermitteln Sie weitere Kennzahlen

Neben dem KGV geben auch Kennzahlen zu Marktliquidität und Cashflow Auskünfte über den Wert eines Unternehmens und die Entwicklung der Aktie. Der Cashflow zeigt die Finanzkraft eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Aktiengesellschaften mit guter Marktliquidität verzeichnen zahlreiche Käufe und Verkäufe ihrer Anteile. Aufgrund der hohen Nachfrage ist die Wahrscheinlichkeit höher, einen Käufer für Ihre Anteile zu finden, falls Sie die Papiere verkaufen möchten.

Vergleichen Sie Unternehmen miteinander

Nutzen Sie die berechneten Kennzahlen, um verschiedene Unternehmen miteinander zu vergleichen. Der Vergleich bietet sich vor allem bei Unternehmen an, die in demselben Geschäftsbereich tätig sind. So können Sie nach dem Vergleich von KBV und anderen Kennzahlen zum Beispiel entscheiden, ob Sie lieber die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas oder Puma kaufen möchten.

Berücksichtigen Sie die Dividende der Aktiengesellschaft

Neben den Kursgewinnen erhöht die Dividende, die eine Aktiengesellschaft zahlt, Ihre Rendite. Ihre Aktienbewertung sollte daher auch die Dividendenzahlungen der letzten Jahre berücksichtigen. Die Gesellschaften entscheiden auf der Hauptversammlung über die Höhe der Dividende.

Beachten Sie das Verhältnis von Schulden und Vermögen

Bei einem wirtschaftlich starken Unternehmen ist das Vermögen mindestens doppelt so hoch wie die aktuellen Schulden. Beachten Sie als Anleger sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Verbindlichkeiten der Gesellschaft.

Informieren Sie sich über den Gewinn des Unternehmens

Ein weiterer Punkt bei der Aktienbewertung ist die Frage, welchen Gewinn das Unternehmen in den letzten 10 Jahren erwirtschaftet hat. Einige Experten erwarten einen Gewinn von mindestens 30%. Dabei kommt es jedoch auf die Branche und das Alter des Unternehmens an, sodass die Gewinnsteigerung auch geringer ausfallen kann.

Übung macht den Meister

Keine Angst vor den Kennzahlen und der Berechnung: Fangen Sie einfach mit einer bekannten Aktie an, deren Zahlen Sie schnell und einfach recherchieren können. Vergleichen Sie den aktuellen Aktienkurs mit den historischen Kursen und überlegen Sie, ob Sie die Aktie vor einigen Jahren gekauft hätten. So bekommen Sie ein Gefühl für die Aktienbewertung und können schnell über zukünftige Käufe entscheiden.

Rendite steigern

Neben einer aussagekräftigen Aktienbewertung sollten Sie auch durch die Auswahl des passenden Depots für einen höheren Gewinn aus dem Aktienhandel sorgen. Die Commerzbank bietet Ihnen ein Online-Depot zu Top-Konditionen an und unterstützt Sie bei Ihrem Vermögens-Management. So bleibt ein höherer Gewinn für Sie übrig und die Rendite aus dem Aktienhandel steigt. Alternativ können Sie Ihr Depot auch selbst strukturieren.

Durch Aktienbewertung zum Anlageprofi werden!

Wenn Sie sich ausgiebig mit der Theorie der Aktienbewertung beschäftigt haben, sollten Sie Ihr Wissen konsequent anwenden. Suchen Sie sich eine bestimmte Aktie aus, berechnen Sie die Kennzahlen und beobachten Sie den Kursverlauf für einige Zeit. So finden Sie die passende Aktie für eine erfolgreiche Geldanlage!

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