Schulden abbauen: Wege aus der Schuldenfalle
17.04.2023 – Kredite und Ratenkäufe sind praktisch und ermöglichen uns größere Anschaffungen, können aber auch schnell in die Schuldenfalle führen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Schulden abbauen können.
Schulden schnell, effektiv und nachhaltig abbauen
Viele Menschen nehmen im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere Kredite auf und verpflichten sich damit zu regelmäßigen Ratenzahlungen. Wenn die Ratenzahlungen nicht in die monatlichen Fixkosten mit einberechnet werden oder wenn Sie zeitweise den Überblick über Ihre Ausgaben verlieren, können Sie in die Schuldenfalle geraten. Wir zeigen Ihnen Wege, um Ihre Finanzen im Blick zu behalten, Ihre Einnahmen und Ausgaben klar zu strukturieren und so eine geeignete Lösung zu finden, um Ihre Schulden effektiv abzubauen.
Lohnende Schulden und Konsumschulden
Schulden aufzunehmen, ist grundsätzlich nichts Verwerfliches: Jedes Mal, wenn Sie Ihre Kreditkarte nutzen, auf den Dispositionskredit Ihres Girokontos zurückgreifen oder sich beim Kauf von Konsumgütern für Ratenzahlung entscheiden, entstehen Schulden. 2021 lag die individuelle Schuldensumme bei Privatpersonen in Deutschland durchschnittlich bei circa 31.100€.1 Allerdings unterscheiden sich lohnende (gute) Schulden von schlechten Konsumschulden.
Gute Schulden bieten langfristig einen echten Mehrwert. Möchten Sie beispielsweise eine Immobilie zur Selbstnutzung oder zur Vermietung kaufen, müssen Sie dafür zwar einen Kredit bei Ihrer Bank aufnehmen. Dafür profitieren Sie später aber von mietfreiem Wohnen im Alter oder von den Mieteinnahmen als zusätzlicher Einkommensquelle. Ein anderes Beispiel für gute Schulden sind Ratenkredite für die Anschaffung von Gütern, deren Wert künftig steigt – zum Beispiel einzigartige Kunstgegenstände und andere wertsteigernde Investments. Nach Abzug aller Zinsen und Kosten bleibt Ihnen bei guten Schulden also unterm Strich mehr als vor dem Erwerb.
Als Konsumschulden bezeichnet man dagegen den Kauf von Konsumgütern wie Möbel, Computer, Smartphones oder auch Autos „auf Pump“. Gerade bei Autos sinkt der Wert bereits mit dem Abschluss des Kaufvertrags um circa ein Drittel. Bis zum Ende der Ratenzahlung ist das Produkt häufig nur noch einen Bruchteil von dem wert, was es ursprünglich gekostet hat. Sie machen also Schulden, ohne am Ende einen lohnenden Gegenwert zu erhalten.
Die Schuldenfalle: Wann gilt man als überschuldet?
Ein vorübergehendes Minus lässt sich in der Regel ausgleichen, wenn Sie eine Zeitlang etwas aufs Geld achten. Übersteigen Ihre Ausgaben jedoch regelmäßig Ihre Einnahmen, können Sie Ihren finanziellen Verpflichtungen irgendwann nicht mehr nachkommen und die monatlichen Raten nicht mehr zahlen. So landen Sie in der Schuldenfalle. Die Ursachen für das Entstehen einer solchen Schuldenfalle können unterschiedlicher Natur sein.
Unüberlegtes Konsumverhalten als häufiger Grund für Verschuldung
Vor allem bei jungen Leuten spielt das Konsumverhalten eine große Rolle. Wenn es immer das neueste Smartphone oder Tablet sein soll, aber kein Geld für den Kauf vorhanden ist, ist ein Kredit oft die einfachste Lösung. Kommen mehrere solcher Anschaffungen zusammen, verlieren viele Menschen den Überblick über ihre monatlichen Ausgaben. Auch vermeintlich kleine Geldbeträge summieren sich mit der Zeit und so kommt es zu einer unkontrollierten Anhäufung von Schulden. Besonders unübersichtlich sind die Ausgaben über eine Kreditkarte, die einen gewissen Rahmen vorgibt, da aus den Salden viele kleine Ratenkredite entstehen. Wer zudem permanent seinen Dispositionskredit ausreizt, macht nicht nur Schulden, sondern nimmt zudem hohe Zinsen in Kauf.
Schulden sind aber nicht ausschließlich auf ein ausschweifendes Konsumverhalten und fehlenden Überblick zurückzuführen. Vielleicht steht ganz plötzlich eine größere Reparatur an, die Ihre Ersparnisse und einen Teil Ihrer monatlichen Einnahmen auffrisst? Oder Sie können aufgrund eines Unfalls oder Krankheit vorübergehend oder dauerhaft nicht wie gewohnt arbeiten und Geld verdienen. Auch solche Fälle können dazu führen, dass Sie Ihren Immobilienkredit oder Ihre Leasingrate nicht bedienen können und in die Schuldenfalle geraten.
Wie bekommt man Schulden schnell in den Griff?, Möglichkeiten zum Schuldenabbau
Schulden bezahlen
Im besten Fall können Sie sich mit eigenen Mitteln aus der Schuldenfalle befreien. Wenn Sie stets den Überblick über Ihre Kreditraten sowie Ihre weiteren Verbindlichkeiten behalten und die Ausgaben nicht die Einnahmen übersteigen, stehen die Chancen gut, Ihre Schulden schnell abzubauen. Hier erweist es sich als überaus hilfreich, die eigenen Gewohnheiten zu überprüfen und genau zu schauen, wie Sie Ihre monatlichen Ausgaben optimieren können.
Schuldenerlass
Wenn klar ist, dass ein Minimieren Ihrer Ausgaben und ein Steigern der Einnahmen nicht ausreicht, um Ihre Schulden abzubauen, gibt es die Möglichkeit, einen (teilweisen) Schuldenerlass bei Ihren Gläubigern zu erwirken. Grundsätzlich werden Ihre Gläubiger natürlich nicht erfreut darüber sein, auf einen Teil ihres Geldes verzichten zu müssen. Bevor ein Totalausfall droht, stimmen viele allerdings häufig zu. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, eine Vertrauensperson oder eine Schuldnerberatung für einen Vergleich mit einzubeziehen. Erfahrene Personen finden oft unterschiedliche Lösungen, damit Sie Ihre Finanzen wieder in den Griff bekommen.
Privatinsolvenz
Scheitern alle zuvor genannten Optionen führt der Weg für viele Schuldner in die Privatinsolvenz. Dabei kommt es zu einer gerichtlichen Regulierung der Restschuld von Privatpersonen. Während der sogenannten Wohlverhaltensphase werden alle Beträge, die über die Pfändungsfreigrenze – die Summe, die jedem Menschen zur Existenzsicherung zusteht – hinausgehen, zur Schuldentilgung verwendet. Die Privatinsolvenz ist allerdings kein Weg, um Schulden schnell abzubauen: Erst nach Ablauf der Wohlverhaltensphase, die 3, 5 oder 6 Jahre dauern kann, erhalten die Gläubiger keine weiteren Zahlungen und der Schuldner gilt wieder als schuldenfrei.
Welche Schulden müssen zuerst bezahlt werden?
Die teuersten Schulden zuerst
Möchten Sie möglichst schnell den Kredit mit dem höchsten Zinssatz loswerden, lohnt sich ein Blick in die konkreten Vertragsverhältnisse. Sobald Sie teure Verpflichtungen erfüllt haben, steht Ihnen wieder mehr Geld zur Verfügung, um weitere Schulden begleichen zu können.
Die geringsten Schulden zuerst
Viele Menschen finden es motivierend, möglichst schnell viele einzelne und kleinere Posten loszuwerden. Das verschafft ihnen schnelle Erfolge: Die Anzahl der Gläubiger reduziert sich und das zur Verfügung stehende Budget kann für die größeren Verpflichtungen genutzt werden.
Schulden bündeln
Gerade bei Kreditkartenschulden oder kleinen Ratenkrediten steht Ihnen die Option offen, alle Schulden auf einmal mit einem Kredit abzulösen. Mit der Ablöse vieler kleinerer Verbindlichkeiten können Sie häufig eine Rate erzielen, die mit einem günstigeren Zinssatz einhergeht.
Wie geht man am besten mit den eigenen Schulden um?
Insbesondere schlechte Schulden führen bei den meisten Menschen zu einem negativen Gefühl. Viele scheuen sich daher, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei spielen auch Prestigegründe häufig eine große Rolle. Aber ohne eine konsequente Betrachtung aller Verbindlichkeiten und Gläubiger wird der Weg aus der Schuldenfalle nicht gelingen. Nur wer sich einen genauen Überblick verschafft und einen konkreten Plan entwirft, wird die Schulden effektiv abbauen können.
Überblick verschaffen mittels Bestandsaufnahme
Für eine erste Bestandsaufnahme reicht es meist völlig aus, zu Stift und Papier zu greifen und alle Schulden genauestens aufzulisten. Folgendes sollte die Auflistung enthalten:
- die Gesamtsumme inklusive Zinshöhe
- die monatliche Ratenzahlung
- die jeweiligen Gläubiger
So wissen Sie genau, wie viele Gläubiger auf ihr Geld warten und was Sie ihnen schulden. Zusätzlich können Sie ein Haushaltsbuch führen, um Ihre Finanzen im Blick zu behalten und künftige Überschuldungen zu vermeiden.
Schulden konkret loswerden
Wenn Sie sich einen Überblick über Ihre monatlichen Zahlungsverpflichtungen verschafft haben, sollten Sie als nächstes Ihre Einnahmen und Ausgaben genauer unter die Lupe nehmen: Prüfen Sie, welche Ausgaben Sie verringern und ob Sie im besten Fall Ihre Einnahmen erhöhen können. Der Überblick über Einnahmen und Ausgaben gelingt am besten mit einem klassischen Haushaltsbuch, das Sie mittlerweile auch bequem per App führen können.
Monatliche Ausgaben reduzieren
Viele Ausgaben, die wir jeden Monat haben, sind nicht unbedingt notwendig, sondern vor allem Gewohnheit. Prüfen Sie Ihre Ausgaben kritisch – an einigen Stellen lassen sich Kosten einsparen.
- Überlegen Sie vor dem Einkauf, was Sie unbedingt benötigen. Schreiben Sie eine Einkaufsliste, lassen Sie die Finger von größeren Spontankäufen und tauschen Sie Markenprodukte, wenn möglich, gegen günstigere Eigenmarken aus.
- Kündigen Sie unnötige bzw. wenig genutzte Abos (z. B. für Musik und Filme oder für das Fitnessstudio).
- Denken Sie darüber nach, wie oft Sie Ihr Auto wirklich brauchen. Gerade innerhalb der Städte lassen sich viele Wege genauso gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bus zurücklegen.
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über aktuelle Smartphone- und Stromverträge. Benötigt wirklich jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag? Bewirkt eine Tarifumstellung bei Ihrem Stromanbieter möglicherweise Kostenvorteile?
Monatliche Einnahmen erhöhen
- Falls Sie nicht vollzeitbeschäftigt sind, prüfen Sie, ob Sie Ihre Arbeitszeit erhöhen können. Auch ein Nebenjob kann ein zusätzliches Einkommen bescheren.
- Durchforsten Sie Wohnung und Keller und sortieren Sie nicht mehr benötigte Dinge aus. Vieles davon kann man auf Flohmärkten oder geeigneten Portalen im Internet zu Geld machen.
Zusammenfassung, In 5 Schritten zur Schuldentilgung
Werden Sie sich Ihrer Schulden bewusst
Der permanente Blick auf die eigenen Finanzen bildet die Grundlage für ein positives Wirtschaften. Wenn das Geld am Monatsende knapp wird, schränken Sie Ihren Konsum am besten so weit wie möglich ein. Neben dem bereits genannten Haushaltsbuch hilft die regelmäßige Überprüfung Ihres Kontos. Langfristig ist es sinnvoll, die 50-30-20-Regel zu befolgen. Nach dieser Regel planen Sie 50% Ihres Einkommens für Fixkosten und 30% für Freizeit ein. Die übrigen 20% des Einkommens werden gespart.
Stellen Sie einen Schuldenplan auf
Wenn Sie die Analyse für die Reduzierung Ihrer Ausgaben durchgeführt haben, stellen Sie einen Plan auf, um Ihre Schulden konsequent abzubauen. Haben Sie die Punkte umgesetzt und im Idealfall Ihre Einnahmen erhöht, sollte Ihr monatliches Budget mindestens auf 0 € hinauslaufen. Im besten Fall bleibt Ihnen sogar Geld übrig, das Sie zum Beispiel in einen Sparplan der Commerzbank fließen lassen können. Mittel- und langfristig bringen Ihnen Fonds- oder ETF-Sparpläne eine attraktive Rendite. So starten Sie Ihren Vermögensaufbau und greifen zukünftig auf eigenes Geld zurück.
Betrachten Sie die Alternative einer Umschuldung
Sollten Sie Ihren Dispositionskredit bereits ausgereizt haben, ist die Umschuldung eine mögliche Lösung, um aus der Überschuldung herauszukommen. Hierbei können relativ hohe Zinsen anfallen. Spätestens dann, wenn es sich nicht nur um eine kurzfristige Überbrückung von Zahlungsüberschneidungen handelt, sollten Sie eine Umschuldung in Betracht ziehen, um Ihre laufenden Kredite tilgen zu können.
Bleiben Sie konsequent
Um nicht noch tiefer in die Schuldenfalle zu geraten, setzen Sie Ihre gesteckten Ziele so lange um, bis Sie weitestgehend wieder schuldenfrei sind. Dies betrifft sowohl Ihre Strategie, wann Sie welche Schulden ablösen, als auch die konsequente Umsetzung der monatlichen Budgetplanung. Erst wenn Ihnen monatlich wieder Geld zur freien Verfügung steht, sollten Sie an weitere Anschaffungen denken.
Holen Sie sich bei Bedarf Hilfe
Die psychische Belastung, die mit einer Verschuldung häufig einhergeht, ist nicht zu unterschätzen. Viele schämen sich oder geben nicht offen zu, in die Schuldenfalle geraten zu sein. Wenn Sie Ihr näheres Umfeld nicht mit einbeziehen möchten, finden Sie Hilfe bei einer Schuldnerberatung. Experten kennen die Anknüpfungspunkte, bieten passende Lösungen und unterstützen Sie bei Ihrem Vorgehen.
Weitere Schulden vermeiden
Auswirkungen auf Ihre Bonität
Bei vielen kleinen Ratenkrediten, mehreren Konten und Kreditkarten fällt es schwer, den Überblick über die eigenen Finanzen zu bewahren. Gleichzeitig verschlechtert sich dadurch aber auch Ihre Kreditwürdigkeit. Umschuldung und damit die Konsolidierung verschiedener finanzieller Verpflichtungen kann Ihnen einen besseren Schufa-Wert verschaffen und Sie bei der Bank als kreditwürdig darstellen.
Planen Sie strukturiert und konsequent Ihren Schuldenabbau
Viele Menschen geraten in eine Schuldenfalle. Es gibt Hoffnung: Mit einer strukturierten und konsequenten Planung können Sie Gläubiger rasch befriedigen und Ihre Schulden begleichen. Durch einen vernünftigen Umgang mit einem Kredit bewegen Sie sich auf sicherem Boden und Unvorhergesehenes bringt Sie nicht mehr aus dem Konzept. So bekommen Sie Ihre Schulden wieder in den Griff.