Haltungs- und Anschaffungskosten für ein Pferd
05.05.2022 – Der Reitsport ist ein besonderes Hobby. Erfahren Sie, wie viel ein Pferd kostet und welche Unterhaltsverpflichtungen neben den Anschaffungskosten auf Besitzer zukommen.
In der Haltung von Pferden gibt es einiges zu beachten. Nach dem Kauf fallen unterschiedliche Kosten an. Hinzu kommen zu lösende Fragen nach der Stallmiete, dem Hufschmied, Tierarzt, dem Reitunterricht, der Versicherung sowie einer individuellen Reiterausrüstung.
Wie viel kostet ein Pferd in der Anschaffung?
Das Pferd zählt zu den ältesten Nutztieren und beeindruckt den Menschen seit Jahrtausenden durch seine Kraft, Größe und ungezähmte Wildheit. Sein ausgeprägter Bewegungsdrang will in der artgerechten Haltung des ursprünglichen Steppenbewohners berücksichtigt werden. Wer sich mit dem Gedanken anfreundet, ein Pferd anzuschaffen, sollte sowohl die einmaligen Kosten als auch alle laufenden monatlichen Unterhaltskosten genau kennen.
Mitunter variiert der Anschaffungspreis stark. Während für kleine Exemplare nur wenige Hundert Euro anfallen, sind für eine große Rasse zumindest Tausend Euro einzuplanen. Alter, Pferdeart, Stammbaum, Erfahrung im Wettkampf und Ausbildungsgrad nehmen direkten Einfluss auf den Preis des Tieres. Wer über wenig Pferde-Know-how verfügt, sollte sich vor dem Erwerb von einem Tierarzt oder Fachmann beraten lassen, um nicht irrtümlich ein krankes Pferd zu kaufen.
Der Traum vom eigenen Pferd ist dennoch nicht einfach zu entscheiden. Eine Vielzahl unterschiedlicher Pferderassen kommt als Nutz- oder Reittiere zum Einsatz. Ob auf der Weide oder im Stall – die richtige Tierhaltung ist das A und O. Eines haben alle Rassen gemeinsam: Sie brauchen Auslauf, eine ausgewogene Ernährung und gute Pflege, damit diese urtypischen wilden Tiere gesund und vor allem wohlauf bleiben.
Die einmaligen Ausgaben sind bei Weitem nicht alles. Auf zukünftige Pferdebesitzer kommen erhebliche monatliche Kosten zu, die selbst den einstigen Anschaffungspreis klein erscheinen lassen. Damit es für Tierliebhaber keine unliebsamen Überraschungen gibt, empfiehlt es sich bereits im Vorfeld eine umfassende Kostenkalkulation durchzuführen. Ob Stallmiete, Hufgesundheit oder eine ausgewogene Ernährung – Reiter übernehmen mit der Haltung eines Pferdes jede Menge Verpflichtungen.
Grundausstattung für Pferdebesitzer
Bevor die Einkaufstour beginnen kann und die Kosten für die erste Grundausstattung explodieren, sollte sich jeder angehende Reitsportler darüber Gedanken machen, welches Equipment für Mensch und Pferd sinnvoll ist. Das fängt mit dem Putzzeug, unzähligen Bürsten, Striegel und Kämmen an, die in vielen Onlineshops für Reitbedarf zu finden sind.
Dazu gibt es verschiedene Decken und Zubehör für das Lognieren und die Bodenarbeit. Bei so einem umfangreichen Angebot ist es leicht, die Orientierung zu verlieren. Wer sich für diesen hohen Kostenaufwand eine Finanzierung mit bequemen kleinen Raten sichern möchte, sollte vor der Anschaffung die Konditionen für einen Ratenkredit in Betracht ziehen.
Das Putzzeug zählt zu den essenziellen Sortimentsbestandteilen, die ein Reiter haben muss. In der Grundausstattung dürfen Kardätsche, Wurzelbürste, Wonderbrush, Hufauskratzer, Huffettpinsel, Gummiriegel und eine Haarbürste für Schweif und Mähne nicht fehlen. Ein Halfter, langes Seil sowie eine Trense und Gebiss als auch eine Dressurgerte sind für die Bodenarbeit ebenso unerlässlich wie ein gut angepasster Sattel.
Die Abschwitzdecke und eine Stallapotheke ergänzen die Erstausstattung. Erfahrungsgemäß entwickelt jeder Besitzer eines Pferdes und auch jedes Tier seine eigenen Vorlieben wie beispielsweise die Bürsten. Für stark haarende Pferde ist die Wonderbrush genau richtig, während besonders kuschelweiche Bürsten für den Kopf mancher Tiere eine wahre Wohltat sind. Das eine oder andere Pferd lässt sich diese Sonderbehandlung gerne gefallen. Das Putzzeug muss demnach nicht von Anfang an vollständig sein, eine Grundausstattung genügt. Mit der Zeit lässt sich der Putzkasten stückweise mit der bevorzugten Produktauswahl erweitern.
Die Stallapotheke für Pferde muss von Beginn an griffbereit sein und gehört zwingend zum ersten Equipment eines Reitsportlers. Zwischen den Tieren kommt es immer wieder zu Bissen, Schrammen und offenen Stellen. Wunden sollte kein Besitzer auf die leichte Schulter nehmen. Jede noch so kleine Verletzung kann sich schnell zu einem „Einschuss“, einer eitrigen Entzündung, weiterentwickeln. Am besten eignen sich Desinfektionsmittel sowie eine Zinksalbe aus der Stallapotheke zur Erstversorgung. Die reitsportliche
Wiederkehrende monatliche Kosten
Stallmiete
Sofern das Pferd nicht auf dem eigenen Hof untergebracht werden kann, bietet sich nur die Möglichkeit, den Vierbeiner in einem gemieteten Stall einzustellen. Hier übernehmen Stallgehilfen oder Pferdewirtinnen, Pferdewirte die Versorgung mit der Fütterung oder der regelmäßigen Reinigung der Box. Auf Wunsch kann das Pferd in Abwesenheit der Besitzerin, des Besitzers von Reitschülerinnen und Reitschülern beritten werden, um ein optimales Maß an Bewegung für das Tier sicherzustellen. Je nach Region und Stallausstattung belaufen sich die Kosten für die Unterbringung auf etwa 150€ bis 600€ pro Monat.
Hufgesundheit
Alle 8 Wochen ist ein Besuch beim lokalen Hufschmied, Hufschmiedin Pflicht. Werden die Hufe nicht ordentlich gepflegt, entwickelt das Pferd einen ungeraden Ablauf an den Füßen. Die Kosten für den Hufschmied, die Hufschmiedin hängen davon ab, ob herkömmliche Beschläge ausreichen oder Spezialbeschläge gewünscht sind. Die Kosten belaufen sich auf rund 30€ pro Monat.
Ausgewogene Ernährung
Damit das geliebte Pferd gesund bleibt, bedarf es einer optimalen Futtermischung. Zwar nehmen die Tiere über das Gras wichtige Spurenelemente, Mineralstoffe und Vitamine auf, doch eine zusätzliche Futterquelle mit Heu ist unerlässlich. Mit dieser Methode bleibt dem Vierbeiner eine gesunde Darmflora erhalten. Das rohfaserreiche Futter sollte mit Kraftfutter (Hafer, Salzlecksteine) und Zusatzfutter (Möhren, Äpfel) ergänzt werden. Pro Monat kostet die ideale Futtermischung rund 100€.
Versicherung
Es kann passieren, dass die großen Tiere im Stallgebäude oder beim Transport einen Schaden verursachen. In diesen Fällen ist es hilfreich, wenn eine Pferdehaftpflicht die entstandenen Kosten übernimmt. Es besteht die Möglichkeit, einen Selbstbehalt von 100€ zu vereinbaren, um die monatlichen Kosten relativ gering zu halten. Eine Haftpflichtversicherung ist ab 10€ pro Monat zu haben. Darüber hinaus ist es ratsam, über eine Pferdekrankenversicherung nachzudenken. Mit dem Abschluss einer OP-Versicherung lassen sich hohe Kosten für eine kostspielige Behandlung oder einen Aufenthalt in der Klinik einsparen. Die Prämien variieren allerdings erheblich je nach Alter und Rasse des Pferdes.
Welche Sonderausgaben gibt es?
Die Pferdesteuer
Bisher wird die Pferdesteuer nur in wenigen Gemeinden Deutschland erhoben. Muss sie bezahlt werden, belastet die Gebühr das Portemonnaie der Reiterin, des Reiters mit rund 90€ bis 300€ pro Jahr.
Der Reitunterricht
Der Weg zur Einheit zwischen Reiter, Reiterin und Pferd ist ein langer. Schließlich reagieren die Tiere sehr feinfühlig auf die Signale Ihrer Bezugsperson. Das Zusammenspiel funktioniert nur, wenn beide die essenziellen Grundlagen beherrschen, daher ist der Reitunterricht sehr ratsam. Permanentes Training und ein enger sozialer Kontakt bilden die Basis für die gemeinsame Kommunikation. Reitunterricht ist für Kinder erst ab einem Alter von durchschnittlich 10 Jahren empfehlenswert. Es gibt zwar Kids, die wesentlich früher fest im Sattel sitzen und mit dem Reitstunden beginnen können, dies hängt aber primär von der körperlichen und geistigen Entwicklung ab. Nach oben ist der Altersgrenze kein Limit gesetzt. Allerdings sollten Kinder ihre ersten Erfahrungen im Reitunterricht eher auf kleinen Ponys absolvieren, die mit ihrem geduldigen Gemüt als optimale Partner gelten.
Reitanfängerinnen und Anfänger können in Probestunden herausfinden, ob die Investition für eine komplette Ausrüstung sinnvoll ist. Ansonsten müssen Reithelm, Reithose, Reitstiefel, Reithandschuhe, Gerte, Führstrick, Putzbox und ein Haargummi unbedingt auf die Einkaufsliste. Die Kosten pro Stunde für einen normalen Reitunterricht beläuft sich in der Gruppe zwischen 10€ und 18€. Turniervorbereitungen mit professionellen Ausbilderinnen und Ausbildern verursachen Kosten von 30€ bis 50€.
Die Urlaubsbetreuung
Entspannt in den Urlaub? Ein frommer Wunsch für Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzer. Damit das Tier dennoch optimal versorgt ist, brauchen sie eine Pferdesitterin oder Pferdesitter nach Wunsch. Meist ist er die beste Option für Mensch und Tier während der Abwesenheit. So wird der Vierbeiner mit bestem Futter versorgt, die Stallbox wird regelmäßig gereinigt und das Pferd erhält sein gewohntes Maß an Bewegung. Zudem unterliegt es einer konstanten Beobachtung der Pferdesitterin, des Pferdesitters. Sobald sich das Tier ungewöhnlich verhält, kümmert sich das Personal um die Pflege.
Die Tierarztkosten
Plötzlich auftretende Erkrankungen sind beim Pferd meist mit vielen Kosten verbunden. Für den Notfall sollte eine Pferdebesitzerin oder Pferdebesitzer Rücklagen in Höhe von etwa 1.000€ zur Verfügung haben, um etwaige Tierarztkosten begleichen zu können.
Kostenbeispiel für ein Pferdeleben
- Stallmiete - 12 x 350€ = 4.200€
- Hufschmied, Hufschmiedin - 6 x 80€ = 480€
- Impfung - 2 x 60€ = 120€
- Wurmkur - 4 x 15€ = 60€
- Versicherung - 100€
- Reitunterricht - 12 x 30€ = 360€
Gesamtsumme = 5.320€
Mit diesem Jahresbetrag sind monatlich rund 443€ fällig. Allerdings nur dann, sofern keine ungeplanten Tierarztbesuche stattfinden. Eine Haftpflichtversicherung schützt Pferdeliebhaber und Liebhaberinnen nicht vor den Tierarztkosten. Hier kann lediglich eine Pferdekrankenversicherung das eigene Budget entlasten.
Einmalige Anschaffungskosten
Pferd | ab 1.000 € |
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Sattel und Satteldecken | ab 165 € |
Trense und Gebiss | ab 50 € |
Halfter und Strick | ab 25 € |
Putzkasten | ab 20 € |
Unterschiede in der Tierhaltung und Pflege von Bundesland zu Bundesland
Die meisten Pferde leben deutschlandweit in Niedersachsen. Mit etwa 23% hält sich das Bundesland vor Nordrhein-Westfalen mit 20%, gefolgt von Bayern mit 12% und Baden-Württemberg mit 10%. Unter den Haltern befinden sich über 60% Privatpersonen, lediglich 16% gehörten der gewerblichen Haltergruppe an.
Während inzwischen 35% der Tiere in einem Offenstall untergebracht sind, verbringen 43% ihr Leben in einer Innen- oder Außenbox. Über einen permanenten Zugang zur Weide freuen sich 25% der Pferde und Paddockboxen genießen 13%. Aktiv- und Laufställe können lediglich von 8% der Tiere bewohnt werden. Die größte Herausforderung in den Bundesländern ist die tiergerechte Haltung sowie die Unterschiede in der Pferdesteuer.
Gemeldet werden müssen alle Tiere, dabei ist es unerheblich, ob sie eine Steuerbefreiung erwarten. Pferde, die nicht reitbar sind oder sogenannte Gnadenbrotpferde werden nicht besteuert. Gleiches gilt für Landwirte und Landwirtinnen, die Ihre Pferde als Nutztiere und zum beruflichen Haupterwerb einsetzen. Wer im gewerblichen Rahmen züchtet oder als schulischer Betrieb gilt, muss ebenso keine Steuer entrichten.
Die Pferdesteuer richtet sich an Reitvereine sowie alle Besitzer und Besitzerinnen, die Ihre Pferde zu Freizeitzwecken anschaffen und halten. Für Fohlen unter 6 Monaten ist keine Gebühr zu bezahlen. Bislang konnten sich die Bundesländer zu keiner einheitlichen Regelung durchringen. Die meisten erheben keine Pferdesteuer. Lediglich ein paar Gemeinden in Hessen und Nordrhein-Westfalen erheben aktiv diese Art der Steuerform.
Checkliste vor dem Pferdekauf
Damit die Erfüllung des Traums vom eigenen Pferd kein Albtraum wird, sollten Pferdeliebhaberinnen und Liebhaber folgende Dinge beachten:
- Bin ich bereit für die Verantwortung ein eigenes Pferd zu betreuen?
- Besitze ich genügend Erfahrung?
- Kann ich die laufenden monatlichen Unterhaltskosten für mein Pferd tragen?
- Bin ich in der Lage, mich in den nächsten Jahren um das Pferd zu kümmern?
- Wer versorgt mein Pferd, wenn ich nicht vor Ort bin?
Vor der Suche
Wer sich der Verantwortung in der Pferdehaltung stellt, muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Pferd zwar im Idealfall ein Partner fürs Leben ist, aber auch sehr viel Futter, Pflege und gemeinsame Zeit in Anspruch nimmt.
Vor dem Kauf
Welche Pferderasse darf es sein? In der Kostenkalkulation übernimmt dieser Faktor einen wesentlichen Punkt. Talentierte Sportpferde sind wesentlich teurer als ein rohes Pferd oder ein geduldiger Partner für die Freizeit. Traumpferde sollten vor allem nach dem verfügbaren Budget gewählt und ohne Risiko in Sachen Gesundheit auserkoren werden.
Tierarzt oder Tierärztin einbeziehen
Während des Kaufs sollte eine Tierärztin oder ein Tierarzt des Vertrauens das Pferd im Zweifel untersuchen. Eine zweite Meinung schadet nie. Zudem liefert eine unbeteiligte Begleitung mit Erfahrung wertvolle Hinweise, auf die potenzielle Käufer und Käuferinnen im Zuge der Kaufverhandlung eventuell vergessen. Es lohnt sich im Vertrag alles schriftlich festzuhalten wie beispielsweise die Fähigkeiten des Pferdes, sein Charakter, Probezeiten, Garantien oder eventuelle Mängel.
Nach dem Kauf
Zeit um sich an den Alltag zu gewöhnen. Die nächsten Termine finden beim Schmied oder Schmiedin, Sattler oder Sattlerin und im Reitershop statt. Danach heißt es: Diese Freundschaft hält fürs Leben.
Der Traum vom eigenen Pferd – so geht er in Erfüllung
Wer die Leidenschaft zum Reitsport mit seinem eigenen Vierbeiner teilen möchte, braucht Selbstvertrauen, Verantwortungsgefühl und Empathie. Von Pferden können Menschen in Sachen Feinmotorik und Balance eine ganze Menge lernen. Mit ihren pädagogischen Fähigkeiten macht der Umgang mit den Tieren noch viel mehr Spaß. Wen der Pferdevirus gepackt hat, der braucht einen zuverlässigen Kassensturz. Meist ist die Anschaffung nicht der größte Kostenpunkt, sondern der monatliche Unterhalt. Hohe laufende Kosten jeden Monat und tägliches Ausmisten gehören ab sofort auf den persönlichen Zeitplan. Die Kostenspanne für die Stallmiete, den Hufschmied die Hufschmiedin, die Reitstunden oder einen ersten Sattel für das Pferd schlagen sich mit mehreren Hundert Euro zu Buche. Ob Turnierpferd oder Freizeitpferd: Die regelmäßige Pediküre und ein Besuch beim Tierarzt oder der Tierärztin gehören zum fixen Wellnessprogramm der Vierbeiner.
Ist das passende Pferd gefunden, müssen Decken, Halfter, Strick, Sattel, Trense, Beinschutz und Satteldecke her – nicht zu vergessen: die Putzutensilien.