Let’s talk about Money, Honey!
25.05.2021 – Viele Paare streiten über ihre Finanzen. Mit klarer Kommunikation lässt sich das verhindern.
Die Liebe und das liebe Geld
Beim Geld hört die Freundschaft auf? Durchaus. Aber wenn Liebe im Spiel ist, kann die liebe Kohle manchmal sogar für noch mehr Zündstoff sorgen. Vor allem, wenn ein:e Partner:in deutlich mehr verdient oder wesentlich ausgebefreudiger ist als die/der andere. Deshalb ist es extrem wichtig, über die gemeinsamen Finanzen zu reden. Das kann eure Bindung sogar stärker machen. Wie das funktionieren soll? Lest ihr hier!
Oft genügt ein kleiner Funke
Schuld war eigentlich Pippi Langstrumpf. Genauer: Pippi im Taka-Tuka-Land. „Hat unser Kind nicht schon genug Bücher?“, hatte Lars an einem Montagabend seine Frau angefahren. Gestresst, gereizt, der Ton eine Spur aggressiv. Instinktiv ging Naima in die Verteidigungshaltung. „Es war im Angebot! Überhaupt: Du musst dir permanent das neuste Smartphone kaufen!“ „Aber ich verdiene ja auch mehr.“ Rumms!
Was folgte, kannte das Paar nur zu gut: In schöner Regelmäßigkeit flogen zwischen Lars und Naima die Fetzen. Der Grund war immer das liebe Geld. Damit sind die beiden nicht allein. Finanzen zählen zu den „beliebtesten“ Streitthemen in Beziehungen, lange vor Eifersucht. Das haben Wissenschaftler:innen in verschiedenen Befragungen herausgefunden. Getoppt wird das Thema nur von der Unordnung im Haushalt und dem Handy-Konsum.
Rosarote Brille auch bei den Finanzen
Dabei ist es am Anfang mit dem Geld wie mit den kleinen Macken des Schwarms: Man schaut über vieles hinweg. Die (finanzielle) Welt ist rosarot. Doch das ändert sich häufig, je länger man zusammen ist. Während der Ausbildung oder der Studienzeit ist es vielleicht noch romantisch, zusammen notorisch klamm zu sein. Danach aber treten die Unterschiede bei den Gehältern zutage. Und mit ihnen können sich die Machtverhältnisse in der Beziehung schnell verschieben. In dieser Phase ist es wichtig, über die eigenen Bedürfnisse im Alltag zu reden: „Lars kauft meist im Discounter ein, ich lieber auf dem Markt oder im Bioladen“, sagt Naima. „Dafür geht Lars gerne schick essen, während mir das Geld dafür zu schade ist.“
Spätestens wenn ihr in die erste gemeinsame Wohnung zieht, solltet ihr das Finanzielle einmal grundlegend besprechen. Bei Naima und Lars mussten erst ziemlich oft die Fetzen fliegen, bevor sie sich gemeinsam hinsetzten. Als Bürokaufmann ist das Gehalt von Lars höher als Naimas Lohn als Erzieherin. Naima schlug vor, die monatlichen Fixkosten analog zum Einkommen zu zahlen: 60:40. Lars fühlte sich damit nicht wirklich wohl. Deshalb fanden die beiden eine andere Lösung: Feste Ausgaben teilen sie genau, größere Anschaffungen wie Möbel zahlt Lars.
Äpfel & Birnen, Kinder & Karriere
Besonders groß ist der Redebedarf in einer Beziehung, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Wer geht arbeiten, wer bleibt beim Kind? Wie teilt man sich die Arbeit im Haushalt auf? Sicher ist: Spätestens in der Elternzeit trägt ein:e Partner:in signifikant weniger zum Einkommen bei als die/der andere. Der Mann ist das selten. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Bei manchen Frauen ist sicher der Wunsch ausgeprägter, das Kind ganz bewusst aufwachsen zu sehen. Doch oft liegt es am Einkommen: Frauen verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger und das liegt nicht nur an der Berufswahl. Selbst bei gleicher Arbeitsleistung und Qualifikation erhalten Männer rund sechs Prozent mehr Lohn. Stichwort: Gender Pay Gap. Auch deshalb bleiben meist die Väter weiter im Berufsleben.
Und noch ein Punkt wird jetzt besonders wichtig – das Thema Rente. Wer für das Kind zuhause bleibt, kann in dieser Zeit kaum etwas in die Altersvorsorge einzahlen. Und könnte später zu wenig zum Leben haben. Über Finanzen zu sprechen, ist aber in vielen Partnerschaften Tabu. Sobald ein Kind auf dem Weg ist, sollte sich das zwingend ändern. Redet offen über Geld und auch eure Sorgen, ganz ohne Scham. Im Zweifel müsst ihr mit der/dem Partner:in verhandeln, wenn ihr zugunsten der gemeinsamen Kinder auf die Karriere verzichtet. Denn sich um zwei Kinder zu kümmern, ist mindestens genauso anstrengend wie ein Acht-Stunden-Tag im Büro. So könnten Beiträge in einen Riestervertrag in der Zeit vom gemeinsamen Konto erfolgen.
Gemeinsame Kinder, gemeinsames Einkommen?
Ein gemeinsames Konto hat viele Vorteile, kann aber auch noch mal extra zu Streit führen. Wenn eine:r Geld für „unnötige Dinge“ ausgibt zum Beispiel. Stichwort: Pippi Langstrumpf. Nicht nur Naima und Lars fallen bei Streitigkeiten gerne in alte Verhaltensmuster zurück. Vielen Paaren geht es ähnlich. Aus psychologischer Sicht kommt es darauf an, sich zunächst mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen. Was genau stört mich eigentlich? Und warum? Antworten finden sich oft in der Kindheit. Jeder Mensch ist geprägt von Botschaften, die er in jungen Jahren im Elternhaus erfahren hat. Von der Mutter, die der Tochter immer sagte, sie solle mal auf eigenen Beinen stehen. Oder vom Vater, der dem Sohn vorlebte, als Mann Besitztümer anzuhäufen.
Deins? Meins? Unser!
Verlieben sich solche Menschen Jahrzehnte später ineinander, prallen zwei unterschiedliche Systeme aufeinander – mit anderen Vorstellungen und Werten. Es gilt also, zuerst die eigene Haltung zu Geld, Haben, Nicht-Haben und Schenken zu erforschen. Und danach die des Gegenübers nachzuvollziehen. Erst dann können Lösungen oder zumindest Kompromisse gefunden werden.
Im Hinblick auf die Finanzen gibt es in Beziehungen ganz verschiedene Modelle: Individualistische Paare wollen nur der Liebe wegen zusammen sein, finanzielle Abhängigkeiten sollen keine Rolle spielen. Sie verwalten daher ihr Geld strikt getrennt. Kollektivistisch orientierte Paare verstehen sich als Einheit. Geld ist für sie immer gemeinsames Geld. Beide gehen davon aus, dass sich langfristig alles ausgleicht.3 Dabei gibt es kein richtig oder falsch: Beide Konzepte können Beziehungen zusätzliche Stabilität verleihen. Und natürlich gibt es zwischen diesen beiden Konzepten jede Menge Raum für andere Ideen (siehe: Sechs Schritte für eine gemeinsame Finanzplanung). Wichtig ist nur, dass Paare Regeln finden, mit der beide Seiten glücklich sind.
Sechs Schritte für eine gemeinsame Finanzplanung
Bestandsaufnahme: Welche gemeinsamen Ausgaben gibt es?
Schreibt alle eure monatlichen Fixkosten auf. Hierzu zählen Dinge wie Miete, Nebenkosten oder Lebensmittel. Auch das Thema Verhütung geht beide gleich viel an. Vielen Paaren hilft es, ein Haushaltsbuch zu führen. Das kann Emotionen aus den Konflikten ums Geld abschwächen. Unterstützen kann hierbei auch die FinanzAnalyse der Commerzbank.
Fifty-fifty oder Fairtrade: Wer zahlt wie viel?
Ein:e Bürokauffrau/-mann verdient meist mehr als ein:e Erzieher:in, ein:e Unternehmer:in meist mehr als die/der Physiotherapeut:in. Fragt euch, ob die/der Besserverdienende nicht auch mehr Geld zum Lebensunterhalt beisteuern könnte. Setzt dazu einfach die Einkommen ins Verhältnis. Alternativ kann auch eine:r die größeren Anschaffungen übernehmen, zum Beispiel Möbel oder den Urlaub.
Konto wechsle Dich? Die Wahl der Zahlungsmittel.
Nun stellt sich die Frage nach dem Konto-Modell. Manche Paare verfügen nur über ein gemeinsames Konto, auf das beide Zugriff haben. Der Vorteil: Alle Einnahmen und Ausgaben sind transparent, gespart wird zusammen. Der Nachteil: Jede:r sieht, wofür die/der andere Geld ausgibt. Das kann schnell im Streit enden.
Andere wählen das Drei-Konten-Modell: Beide überweisen monatlich einen festen Betrag auf ein Haushaltskonto, aus dem die Fixkosten beglichen werden. Auch ein kleines Extra für größere Ziele wie den nächsten Urlaub kann jeder einzahlen. Wichtig: Größere Einmal-Ausgaben vom gemeinsamen Konto, wie zum Beispiel ein Schulranzen oder ein Fernseher, sollten vorher unbedingt besprochen werden. Zusätzlich behält jede:r ein privates Konto. So kann man sich auch mal was gönnen. Oder das nächste Geschenk für die/den Liebste:n unbemerkt kaufen.
Kein Geld leihen
Schulden innerhalb der Beziehung zu machen, ist selten eine gute Idee. In jedem Fall sollte man einen richtigen Vertrag aufsetzen.
Letzte Ausfahrt Anwalt? Für eine Trennung vorsorgen
Sobald die Beziehung ernster wird, solltet ihr klare Vereinbarungen treffen. Gerade auch zum Thema Trennung: Was passiert mit dem eingebrachten und gemeinsam erarbeiteten Vermögen? Wer behält die Möbel? Hierbei kann eine einfache Liste helfen; vor der Hochzeit kann auch ein Ehevertrag sinnvoll sein.
Fürs Alter vorsorgen
Die Frau bringt das gemeinsame Kind auf die Welt, kümmert sich ums Baby und nimmt sich dazu eine berufliche Auszeit. So ist noch immer die Regel. Also sollte es selbstverständlich sein, dass der Mann in dieser Zeit etwas zur Altersvorsorge der Partnerin beiträgt. Im umgekehrten Falle gilt das genauso. Ist der Einkommensunterschied generell groß, sollten beide ihr Gehalt zusammenlegen und davon zu gleichen Teilen für die Rente sparen.