Versicherungen, Versicherungen für Selbstständige
Selbstständig sein bedeutet auch: sich selbst gegen Risiken abzusichern – private wie betriebliche. Welche Versicherungen für Selbstständige sind vorgeschrieben? Und welche sind darüber hinaus sinnvoll? Das klären wir im Folgenden.
Versicherungen für Selbstständige – ein Muss
Als Angestellter in einem Unternehmen ist man für Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Rente gesetzlich versichert und hat kein unternehmerisches Risiko. Bei Selbstständigen und Freiberuflern sieht das anders aus: Sie tragen betriebliche und private Risiken, die im Schadenfall die eigene Existenz bedrohen können. Für die Absicherung der beiden Risikogruppen gibt es eine Vielzahl von Versicherungen für Selbstständige und Freiberufler.
Wichtig zu wissen: Sozialversicherungspflicht
Für Selbstständige und Freiberufler besteht in der Regel Sozialversicherungsfreiheit. Sie können frei wählen, ob Sie sich freiwillig gesetzlich oder privat absichern möchten. Von dieser Regel gibt es jedoch zahlreiche Ausnahmen, in denen auch Selbstständige vollständig oder teilweise der Sozialversicherungspflicht per Gesetz unterliegen.
Eine eingehende Fachberatung zu diesem Thema ist daher jedem Gründer und Freiberufler dringend zu empfehlen.
EmpfehlungNotwendig | Betrieblicher SchutzBetriebshaftpflichtversicherung
Berufshaftpflichtversicherung bzw. Vermögensschadenhaftpflichtversicherung | Privater SchutzPflege- & Krankenversicherung | Berufsunfähigkeitsversicherung | Private Haftpflichtversicherung |
EmpfehlungEmpfehlenswert | Betrieblicher SchutzBetriebsunterbrechungsversicherung | Betriebliche Altersvorsorge | Risiko-Lebensversicherung | Privater SchutzRentenversicherung | Krankentagegeldversicherung | Unfallversicherung | Risiko-Lebensversicherung |
EmpfehlungZusatzversicherung relevant je Unternehmensgröße/-geschäftsausrichtung | Betrieblicher SchutzProdukt-, Maschinen-, Elektronik-, Umwelthaftpflichtversicherung | Cyber-Versicherung | Rechtsschutzversicherung (je nach Branche) | Privater Schutz |
Betriebliche Risiken
Sind Sie nicht ausreichend versichert, kann das gerade für Gründer im Schadenfall das Ende der beruflichen Existenz bedeuten. Andererseits ist es nicht sinnvoll und finanziell nicht leistbar, sich oder das Unternehmen gegen jedes mögliche Risiko umfassend abzusichern. Zu Beginn der unternehmerischen Tätigkeit spielt deshalb die Frage eine große Rolle, welche betriebliche Absicherung Selbstständige wirklich brauchen. Diese drei Fragen helfen Ihnen beim Start:
- Welches sind die Hauptrisiken Ihres Geschäfts?
- Welche Risiken müssen Sie zu Beginn absichern?
- Wie wahrscheinlich ist der Eintritt eines Risikos im Unternehmen?
Haftpflichtversicherungen
Was die Privathaftpflichtversicherung im privaten Bereich ist, ist im beruflichen die Betriebshaftpflichtversicherung sowie die Berufshaftpflichtversicherung bzw. Vermögensschadenhaftpflichtversicherung. Diese Versicherungen decken Schäden ab, die Sie oder Ihre Mitarbeiter anderen im Rahmen Ihrer betrieblichen Tätigkeit unabsichtlich zufügen. Die Unterschiede liegen im Detail und in den Berufsgruppen, an die sie sich richten.
Betriebshaftpflicht: Schutz für Unternehmen und Mitarbeiter
Die Betriebshaftpflichtversicherung dient vor allem der Absicherung von Unternehmen und Mitarbeitern, zum Beispiel im produzierenden Gewerbe. Stürzt oder verletzt sich jemand in den Betriebsräumen oder entsteht ein Sachschaden, deckt die Betriebshaftpflichtversicherung die Kosten und leistet im berechtigten Fall Schadensersatz.
Berufshaftpflicht: Schutz vor Schadenersatzforderungen
Die Berufshaftpflichtversicherung bzw. Vermögensschadenhaftpflichtversicherung schützt vor den finanziellen Folgen eines beruflichen Versehens und geht über die Betriebshaftpflichtversicherung hinaus bzw. ergänzt diese. Sie kommt für echte Vermögensschäden auf, die von der einfachen Betriebshaftpflichtversicherung oft nicht abgedeckt sind: zum Beispiel, wenn durch einen Beratungs-, Gutachten- oder Programmierfehler beim Kunden oder Klienten ein finanzieller Schaden entsteht, der zu einer Schadensersatzforderung führt. Diese Versicherung für Selbstständige brauchen vor allem Angehörige von Berufen, die durch ihre Tätigkeit ein erhöhtes Haftungsrisiko tragen, etwa Steuerberater, Ingenieure oder Ärzte. Beratungs- oder Behandlungsfehler können zu hohen Schadensersatzforderungen führen, die unversichert schnell den finanziellen Ruin bedeuten können. Die Kosten für diese Versicherung hängen unter anderem von Deckungssumme, Selbstbeteiligung und den versicherten Leistungen, aber auch der Zahl der Mitarbeiter und dem individuellen Risiko ab.
Wichtig: Achten Sie auch bei der Betriebs- oder Berufshaftpflichtversicherung unbedingt auf eine ausreichend hohe Deckungssumme!
Weitere Versicherungen
Darüber hinaus gibt es viele weitere Versicherungen für Selbstständige, die je nach Tätigkeitsschwerpunkt und Unternehmensform zur Absicherung sinnvoll sein können. Dazu zählen:
Im Geschäftsleben können Auseinandersetzungen mit Kunden, Lieferanten, Geschäftspartnern oder Angestellten schnell zu einem teuren Rechtsstreit führen. Eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung sichert dieses finanzielle Risiko ab und übernimmt bei Rechtsstreitigkeiten im Rahmen der beruflichen Tätigkeit Anwalts-, Gutachter- und Gerichtskosten. In der Regel können Sie die Rechtsbereiche auswählen, die Sie versichern wollen, also zum Beispiel Arbeitsrecht, Steuerrecht, Immobilien- oder Vertragsrecht, und sich Ihren Versicherungsschutz individuell zusammenstellen. Viele Versicherungen bieten für Selbstständige und Freiberufler spezielle Tarife und Rechtsschutzpakete an, die auf deren Bedarf zugeschnitten sind. Ein Beratungsgespräch mit einem unabhängigen Experten lohnt sich.
Sie greift, wenn das Unternehmen aus bestimmten Gründen zum Erliegen kommt bzw. für eine gewisse Zeit unterbrochen werden muss. Ursachen dafür müssen Schäden sein, die durch Feuer, Leitungswasser, Sturm oder Einbruchdiebstahl verursacht wurden. Die Versicherung deckt in der Regel den entgangenen Betriebsgewinn sowie die weiter fortlaufenden Kosten ab. Für die Absicherung von Maschinen, Geräten, Waren und Vorräten wird eine zusätzliche Inhaltsversicherung benötigt.
Die aufgeführten Versicherungen können sinnvoll für Selbstständige und Freiberufler sein, wenn sie in bestimmten Bereichen tätig sind, in denen spezielle Haftungsanforderungen auf sie oder deren Unternehmen zukommen. Eine Produkthaftpflichtversicherung kann zum Beispiel für Sie sinnvoll sein, wenn Sie Waren herstellen, verarbeiten oder vertreiben. Denn laut Produkthaftpflichtgesetz haften Selbstständige unbegrenzt für Sach-, Personen- und Vermögensschäden, die durch Produktmängel verursacht werden.
Cyberattacken nehmen stark zu und verursachen hohe Schäden. Gerade kleine Unternehmen, Selbstständige oder Freiberufler haben oft keine ausreichende IT-Sicherheitsinfrastruktur, um sich wirkungsvoll gegen technisch ausgeklügelte Angriffe zu schützen. Deshalb ist es sinnvoll, eine Absicherung gegen Schäden durch Hackerangriffe, Datenlecks, Viren & Co. einzuplanen. Eine gute Cyber-Versicherung deckt eigene Schäden ab, wie zum Beispiel die Wiederherstellung der IT-Infrastruktur im Unternehmen oder Umsatzeinbußen durch Ausfälle. Aber auch Schadensersatzforderungen bei Drittschäden, zum Beispiel durch Weiterverbreitung von Schadsoftware, ist abgesichert.
Private Risiken
Krankenversicherung
Ob privat oder gesetzlich: Die Krankenversicherung ist in Deutschland Pflicht, auch für Selbstständige und Freiberufler. Die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Pflegeversicherung muss jeweils mit abgeschlossen werden. Beachten Sie auch, dass eine Grundsicherung häufig nicht ausreicht und der Abschluss weiterer privater Zusatzversicherungen sinnvoll sein kann, zum Beispiel mit Blick auf das Thema Pflege. Besprechen Sie Ihre individuelle Situation mit einem Experten, um Ihre persönlichen Bedürfnisse mit Blick auf die Krankenversicherung bestmöglich auszuloten.
Private Krankenversicherung (PKV)
Die PKV bietet Ihnen verschiedene Tarife mit unterschiedlichem Leistungsumfang und unterschiedlich hoher Selbstbeteiligung an.
Argumente pro PKV
- Tarife individuell wählbar, je nach Leistungsumfang und Selbstbeteiligung
- Oft umfangreichere Leistungen und kürzere Wartezeiten auf Arzttermine
- Beitrag für junge, gesunde Selbstständige meist günstiger als die GKV
- Gegebenenfalls Beitragsrückerstattungen
Argumente contra PKV
- Gesundheits-Check erforderlich, der Eintritt in die PKV kann abgelehnt werden
- Die Beitragshöhe ist abhängig vom Gesundheitszustand
- Keine Reduzierung der Beiträge bei z. B. schlechter Ertragslage
- Familienmitglieder sind nicht mitversichert
Wichtig: Die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ist schwierig und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Ab 55 Jahren ist sie nur unter bestimmten Kriterien zulässig. Die Entscheidung für die private oder gesetzliche Krankenversicherung sollte also nicht nur die aktuelle gesundheitliche und finanzielle Situation berücksichtigen.
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Sie muss jeden aufnehmen – unabhängig von Alter, Vorerkrankungen etc. – und steht also auch Selbstständigen und Freiberuflern offen, die einer privaten Krankenversicherung nicht beitreten wollen.
Argumente pro GKV
- Steht allen offen, unabhängig von Alter, Vorerkrankung etc.
- Familienmitglieder sind mitversichert
- Beiträge einkommensabhängig, reduzierte finanzielle Belastung bei z. B. Einkommensrückgang
- Beiträge steigen im Alter weniger stark als in der PKV
Argumente contra GKV
- Leistungen nicht frei wählbar, ggfs. Ergänzung über private Zusatzversicherungen erforderlich
- Eventuell geringerer Leistungsumfang und längere Wartezeiten auf Arzttermine
- Junge, gesunde „Gutverdienende“ zahlen höhere Beiträge als in der PKV
Die Krankentagegeldversicherung
Angestellte erhalten im Krankheitsfall sechs Wochen lang weiter ihr Gehalt vom Arbeitgeber und anschließend Krankengeld von der GKV. Bei Selbstständigen ist das nicht der Fall. Deshalb sollten Selbstständige und Freiberufler zusätzlich eine private Krankentagegeldversicherung abschließen. Damit können sie krankheitsbedingte Einkommensausfälle bis zur Höhe ihres tatsächlichen Einkommens absichern. Der Leistungsbeginn ist frei wählbar und bereits ab dem ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit möglich.
Die Unfallversicherung
Anders als Angestellte haben Selbstständige und Freiberufler keinen gesetzlichen Versicherungsschutz gegen Unfälle. Sie müssen für die finanziellen Folgen eines Unfalls selbst aufkommen und auch den damit verbundenen Verdienstausfall aus eigener Tasche tragen. Abhilfe bietet eine private Unfallversicherung, die die finanziellen Folgen eines Unfalls absichert. Weitere Informationen zur Absicherung für Selbstständige finden Sie in der Broschüre zur privaten Unfallversicherung unseres Partners Allianz.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung
Für den Fall, dass gesundheitliche Probleme nicht nur vorübergehend sind, empfiehlt sich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie zahlt eine lebenslange Rente, wenn der Versicherte durch einen Unfall oder eine Krankheit seinen Beruf nicht mehr weiter ausüben kann. Hierbei liegt der wesentliche Unterschied der Berufsunfähigkeitsversicherung zur Erwerbsminderungsrente: Diese zahlt nämlich erst bei Erwerbsunfähigkeit, also wenn der Betroffene überhaupt keiner Tätigkeit mehr nachgehen kann. Die Versicherungssumme der Berufsunfähigkeitsversicherung sollte sich auf etwa drei Viertel des Nettoeinkommens belaufen. Bei der Wahl der passenden Berufsunfähigkeitsversicherung spielen viele individuelle Faktoren eine Rolle. Ein gründlicher Vergleich oder eine Beratung beim Experten lohnt sich. Hier beantworten wir für Sie die wichtigsten Fragen rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Die private Haftpflichtversicherung
Eine private Haftpflichtversicherung (PDF) ist in Deutschland keine Pflicht – und trotzdem eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Denn wer einen Schaden verursacht, ob zu Hause, im Straßenverkehr, beim Sport oder auf dem Spielplatz, haftet dafür in unbegrenzter Höhe. Behandlungskosten, Verdienstausfall und Ansprüche der Geschädigten auf Schmerzensgeld oder eine lebenslange Rente bei bleibenden Schäden können zu einem Gesamtschaden in Millionenhöhe führen. Eine Haftpflichtversicherung sichert Personen-, Sach- und Vermögensschäden in allen Freizeitbereichen ab.
Das zeichnet eine gute private Haftpflichtversicherung aus:
- Deckungssumme hoch genug
- Selbstbeteiligung möglich
- Forderungsausfall abgesichert
- Schutz vor unberechtigten Forderungen
Weitere Produkte
Rentenversicherung & Co. – Absicherung fürs Alter
7 Tipps zur Versicherung für Selbstständige und Freiberufler
Vergleichen, vergleichen, vergleichen
Ob Berufsunfähigkeitsversicherung oder Krankenversicherung: Lassen Sie sich individuelle Angebote von mehreren Versicherern unterbreiten und vergleichen Sie die Tarife. Für Gründer gibt es bei Gewerbeversicherungen oft Rabatt – nachfragen lohnt sich.
Preis-Leistungs-Verhältnis prüfen
Schauen Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Versicherungsleistungen: Wer bietet was? Sind alle angebotenen Leistungen für Sie relevant? Sind auch wirklich alle wichtigen Risiken abgesichert?
Der Teufel steckt im Detail
Lesen Sie das Kleingedruckte, bevor Sie eine Versicherung abschließen. Sonst laufen Sie Gefahr, im Schadenfall leer auszugehen.
Bleiben Sie flexibel
Gerade am Anfang ist es sinnvoll, sich nicht durch langfristige Verträge zu binden, weil Sie in dieser Phase noch gar nicht absehen können, welchen Versicherungsschutz Sie wirklich brauchen.
Nicht zu viel und nicht zu wenig
Achten Sie darauf, dass Sie nicht unter-, aber auch nicht überversichert sind. Beides kann Sie viel Geld kosten – entweder in Form unnötig hoher Beiträge oder durch unzureichenden Versicherungsschutz im Schadenfall.
Kosten nicht vergessen
Versicherungsbeiträge sind ein Kostenfaktor. Sie sind existenziell wichtig und gehören von Anfang an als fester Posten in Ihren Finanzplan.
Verträge & Tarife regelmäßig überprüfen
Mit einem Altvertrag fährt man nicht immer günstig. Versicherer ändern häufig ihre Tarife, bieten Neukunden Rabatte oder ändern den Leistungskatalog. Deshalb lohnt sich Tipp Nr. 1 auch, wenn Sie schon eine Versicherung für das jeweilige Risiko haben.
Ein Tipp zum Schluss: Bleiben Sie auf dem Laufenden!
So wie sich Ihr Unternehmen entwickelt, ändern sich auch die betrieblichen Risiken – und dementsprechend auch Ihr Versicherungsbedarf. Deshalb sollten Sie Ihren Versicherungsschutz regelmäßig auf folgende Punkte prüfen:
- Bestehen die jeweiligen Risiken noch?
- Sind durch eine Erweiterung der Geschäftstätigkeit neue Risiken entstanden, die noch nicht abgesichert sind?
- Passt die Deckungssumme noch oder muss sie angeglichen werden?
Achtung: Ändert sich Ihre Risikolage, müssen Sie das der Versicherung mitteilen! Sonst riskieren Sie Ihren Versicherungsschutz.
Eine Versicherung, die sich für Sie als Selbstständige oder Selbstständigen lohnen kann, ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Sie sichert nicht Sie persönlich, sondern Ihre Mitarbeiter ab. Hier erfahren Sie, wie Sie mit betrieblicher Altersvorsorge im Unternehmen die Mitarbeiterbindung erfolgreich gestalten können.