Interview
, In sechs Monaten zur Privatpraxis

Interview mit Dr. Dominik Kieu, Privatpraxis für regenerative Medizin

Dominik Kieu hat ein glasklares Ziel: Er will eine privatärztliche Praxis für regenerative Medizin mit ganzheitlichem Ansatz eröffnen. Als promovierter Arzt hat er dafür umfangreiche Erfahrungen und exzellente Expertise. Bei der Finanzierung gibt es allerdings viel mehr Hindernisse als gedacht, bis es zum Gamechanger kommt.

In nur einem halben Jahr zur eigenen privaten Arztpraxis

Dominik Kieu atmet tief durch und spricht es klar aus. „Ich hatte richtig Druck und große Sorgen.“ Heute, keine sieben Monate später, hat sich seine Perspektive deutlich entspannt. Die private Praxis des 35-jährigen promovierten Arztes läuft, die Zukunfts­aussichten sind glänzend. Doch der Weg bis zur Eröffnung war, wie bei so vielen Gründern, speziell. Trotz hoher Motivation.

Ich hatte richtig Druck und große Sorgen.

Denn Dominik Kieu ist Mediziner aus Berufung, was auch mit eigenen Erfahrungen zu tun hat. Im Alter von neun Jahren bekommt er Rückenschmerzen, ist unkonzentriert. Mit seiner Mutter geht er von Arzt zu Arzt, keiner kann dem Jungen helfen. Die Ärzte wollen eher die Symptome bekämpfen bis hin zur Operation, als den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Früh lernt er, Stress mit mentalem Training und Radfahren abzubauen

Ein Heilpraktiker bringt die Wende. „Er hat sich Zeit für mich genommen, war ehrlich interessiert an mir und meinen Schmerzen und Sorgen.“ Ein Ansatz, der den Menschen als Ganzes sieht. Autogenes Training und Radfahren als Ausdauersport helfen dem jungen Dominik nicht nur, sondern bringen ihn in Balance. Er habe angefangen, sich selbst mehr zu fühlen, und gemerkt, dass „ich selbst viel beeinflussen kann, um Stress abzubauen“. Heute als Achtsamkeit geschätzt.

Die Selbsterfahrung löst ihn ihm etwas aus. Er entscheidet sich, Medizin zu studieren. Er spürt, wie ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen Positives bewirken kann. Das wird sein roter Faden, seine Mission und Vision. Nach einem glänzenden Abitur studiert er an der Goethe-Universität in Frankfurt Medizin. Sein Talent und sein Gefühl für das richtige Wirken werden gesehen. Ausgezeichnete Leistungen hat er sowieso.

Dank Meditation ist er extrem leistungsfähig

Hochkarätige Stipendien säumen seinen Weg. In der Lernphase zum Physikum macht er eine weitere wichtige Selbsterfahrung: „Ich hatte zwei Monate, bei denen ich mich nur aufs Lernen und mich konzentrieren konnte.“ Er meditiert, merkt nochmal auf neuer Ebene, welche Kraft und Balance Körper, Seele und Geist im Zusammenspiel erreichen.

Während seiner Stipendien und seines praktischen Jahres als Arzt sammelt Dominik Kieu viel Erfahrung. Er arbeitet europa- und weltweit an verschiedensten Stationen, wie an der medizinischen US-Fakultät in Yale.

Meine Lernkurve war steil, aber so wollte ich das nicht.

Die eineinhalb Jahre nach dem Staatsexamen als Arzt in der Neurochirurgie der Berliner Charité bringen allerdings 24 Stunden-Dienste und harte Krankenhausrealität. „Meine Lernkurve war steil, aber so wollte ich das nicht.“ Er ist nicht mehr in der Balance und beschließt, sich auf die Allgemeinmedizin zu konzentrieren.

Es folgt der Wechsel zu einer kassenärztlichen Hausarztpraxis für ganzheitliche Medizin. Parallel arbeitet der inzwischen promovierte Arzt als Gutachter am Frankfurter Referenzzentrum für Seltene Erkrankungen. Dort hat er viel mit Long Covid Patienten zu tun.

Der Entschluss zur Gründung einer Privatpraxis reift

Sein Blick wird immer klarer: „Ich brauche mehr Zeit für jeden Patienten.“ Der Entschluss für eine eigene Praxis reift endgültig. Und zwar direkt nach Abschluss seiner Facharztausbildung. Er will regenerative Medizin anbieten, bei der er jahrtausende­altes Wissen mit den fortschrittlichsten Technologien und Methoden heutiger Zeit zu erstklassiger Prävention, Regeneration und Förderung der Gesundheit kombiniert.

Ich kann Menschen viel mehr helfen, wenn ich Zeit für sie habe.

Privat soll sie sein, denn die kassenärztlichen Regeln erlauben nur enge Zeitfenster für Patienten und bezahlen viele Leistungen nicht. Er will nicht nur Symptome bekämpfen, sondern ganzheitlich den Ursachen auf den Grund gehen und Menschen helfen.

Er sieht die Praxis in Bad Nauheim schon vor Augen, 30 Kilo­meter nördlich seines Geburtsortes Frankfurt. Dort fühlt er sich zu Hause. Inzwischen mit seiner Frau Huyen.

Als ich zum ersten Mal mein Pitchdeck vorgestellt habe, hatte ich von Anfang das Gefühl, ich kann machen, was ich will, das ‚Nein‘ steht fest.

Das erste „Nein“ steht bereits vor der Pitchpräsentation fest

Er macht einen Plan und geht damit zur lokalen Bank. „Als ich dort mein Pitchdeck vorgestellt habe, hatte ich von Anfang das Gefühl, ich kann machen, was ich will, das ‚Nein‘ steht schon fest. Ich wurde sehr respektlos behandelt.“ Augenhöhe Fehlanzeige. Der Bankberater verweist ihn an eine Unternehmensberatung, die auf die Arztbranche spezialisiert ist.

Die Beratung, die ihn einen fünfstelligen Betrag kostet, unterstützt nicht nur den Businessplan ,sondern schafft auch Zugang zu Banken. Seine Frau ist Designerin, gestaltet die Präsentation. Er probt seinen Pitch, verlässt sich auf die Expertise der Berater und macht schon Praxisräume klar. Auch den Innenarchitekten beauftragt er mit privatem Geld. Was noch fehlt, ist der notwendige sechsstellige Kredit.

Nachdem vier Banken absagen, nimmt er die Sache wieder selbst in die Hand

Er präsentiert seinen Pitch verschiedenen Banken. Sie finden sein Konzept stark. Dennoch lehnt selbst eine Spezialbank aus der Ärztebranche ab. Eine große Bank würde mit der Bürgschaftsbank reden, wenn er ihnen vorher 100.000 Euro aufs Konto legt. Sie glauben nicht, dass er die benötigten Patientenzahlen erreicht. Die Unternehmensberater scheinen bei so einem fortschrittlichen Praxiskonzept an ihre Grenzen zu stoßen. Weil die Finanzierung immer noch nicht steht, gehen ihm seine Praxisräume, in deren Planung er schon investiert hatte, durch die Lappen.

Davon erfährt er während einer Weiterbildung in Norddeutsch­land. Er ist sauer. Aber auch wenn er kein Eigenkapital hat, will er trotzdem, dass es zu 100 Prozent funktioniert. Dominik Kieu nimmt die Sache selbst in die Hand, schaut im Internet nach Banken, geht auf die Webseite der Commerzbank. Klickt sich durch und macht einen Termin aus. Philipp Keller von der Unternehmerkundenberatung in Frankfurt ruft ihn zurück. Schon im ersten Gespräch hat er ein gutes Gefühl, weil es inhaltlich wird.

Die Commerzbank hat zugehört und mein Konzept direkt verstanden.

Im Wohnzimmer steckt er mit der Commerzbank den Kreditrahmen ab

Bereits eine Woche später kommen Philipp Keller und sein Vorgesetzter Dominik Prinz zum Gespräch zu ihm nach Hause. „Ich war supernervös, hab alles geprobt, Getränke rausgestellt und sogar einen Anzug angezogen.“ Diesmal stellt er sein Praxiskonzept im Wohnzimmer vor. Der Termin wird zum Gamechanger. „Es war sehr angenehm und absolut auf Augenhöhe. Sie haben zugehört und mein Konzept direkt verstanden.“

Im nächsten Schritt konkretisieren sie den Kredit. Dominik Prinz, Gebietsleiter Unternehmerkunden Frankfurt, glaubt an das Praxiskonzept, die Zahlen und vor allem an ihn. Alles geht schnell, etwa Kreditprüfung und Abschluss einer Lebensversicherung zur Absicherung des Kredits. Kein Vergleich zu den schleppenden Gesprächen mit anderen Banken zuvor. Sein Commerzbank-Berater Philipp Keller ist bestens erreichbar. Zusammen optimieren sie den Businessplan hinsichtlich des Finanzrahmens. Auch der zugesagte Zinssatz bleibt trotz veränderter Konjunkturbedin­gungen bestehen.

Dominik Kieu kann durchatmen. Kurz danach schon streicht er seine 200 Quadratmeter große und acht Räume umfassende neue Praxis und richtet sie im japanischen Stil ein. Um Geld zu sparen, helfen Familie und Freunde. „Die Türen habe ich in der Nacht vor der Eröffnung aus Holland im Transporter abgeholt.“ Heute lächelt er beim Erzählen, damals sei es „purer Stress gewesen.“

Geh in die Offensive, wenn Du von Deinem Konzept und Deiner Idee der Gründung voll überzeugt bist. Aber fang früh damit an.

Die Praxis ist vom Start weg erfolgreich, der Stress fällt ab

Die Eröffnung der Praxis ist ein voller Erfolg. Er hat vorher Ärzte und Physiotherapeuten aus der Stadt und Region kontaktiert. „Ich habe richtig Klinken geputzt mit der Bitte, mir Patienten zu schicken.“ Die Patienten kommen. Und zwar weit mehr als im Businessplan stehen. Dominik Kieu entspannt. Die Sorgen und Ängste, die so viele Gründer haben, fallen von ihm ab. Die Arbeit macht ihm viel Freude, er ist glücklich darüber, wie zufrieden seine Patienten sind. Auch die Liquidität stimmt.

„Geh in die Offensive, wenn Du von Deinem Konzept und Deiner Idee der Gründung voll überzeugt bist. Aber fang früh damit an“, lautet seine Empfehlung. Er blickt zuversichtlich in die Zukunft. Mittlerweile hat er eine medizinische Fachangestellte, die zweite folgt. Bald will er auch eine Fachärztin einstellen. Es wächst und gedeiht. Auch privat. Seine Frau ist schwanger. Dominik Kieu strahlt. Er ist in der Balance.

Autor: Murtaza Akbar

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