Rentenpunkte berechnen und Rente aufstocken

01.02.2022 – Rentenpunkte sind bares Geld wert. Wie kann ich Entgeltpunkte sammeln oder kaufen und mit privater Vorsorge den Ruhestand finanziell absichern?

Vorsorge fürs Alter treffen und Rentenpunkte berechnen

Jeden Monat zahlen rund 38 Millionen Menschen deutschlandweit Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung ein. Vermutlich wird die gesetzliche Rente für die meisten Menschen nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Eine private Vorsorge in drei Schichten bewahrt versicherte Menschen vor drohender Altersarmut. Mit der betrieblichen Altersversorgung und Kapitalanlageprodukten erreichen betroffene Personen ihre Lebens- und Finanzziele wesentlich einfacher. Sich ausschließlich auf die gesetzliche Rentenversicherung für die Altersrente zu verlassen, ist sehr wahrscheinlich nicht die beste Idee. Daher sollten Sie Ihre zukünftige Rente im Blick behalten, Ihre Rentenpunkte früh genug berechnen und sich gegebenenfalls über zusätzliche Vorsorgen informieren.

Was sind Rentenpunkte?

Rentenpunkte, oder Entgeltpunkte geben versicherten Personen Einblick in ihr Rentenkonto inklusive Berechnungsgrundlagen. Dabei messen Rentenpunkte die Höhe des in diesem Jahr durchschnittlich erreichten Bruttoeinkommens aller Einzahlerinnen und Einzahler. Mithilfe der Rentenpunkte und der regelmäßigen Mitteilungen durch die Rentenversicherung können Sie abwägen, wie viel private Vorsorge notwendig ist, um den aktuellen Lebensstandard halten zu können. Dazu wird ein spezielles Wertesystem mit Entgeltpunkten oder Rentenpunkten herangezogen. Diese Rechnungsgröße dient zur Ermittlung des gesetzlichen Rentenanspruchs.

Der Wert eines Rentenpunktes wird jedes Jahr zum 01. Juli festgelegt. So können zukünftige Rentenbezieher und Rentenbezieherinnen besser einschätzen, wie viel Geld zum Pensionsantritt erwartet werden kann. Wer also ein durchschnittliches Entgelt hatte, bekommt dafür einen Rentenpunkt. Liegt das Arbeitsentgelt bei der Hälfte aller versicherten Personen, werden dem Rentenkonto nur 0,5 Rentenpunkte gutgeschrieben. Werden das 1,5-fache des Durchschnittsentgelts verdient, werden dem jeweiligen Konto 1,5 Punkte hinzugefügt. Wie stark sich dieser verändert, wird durch die Rentenanpassungsformel bestimmt. Diese bezieht sich primär auf das Lohnniveau vom Vorjahr. Ein gesonderter Nachhaltigkeitsfaktor berücksichtigt außerdem die langfristige demografische Entwicklung, in der sich immer mehr Bezieherin und Bezieher einer Rente bzw. aktive Renten-Einzahlerinnen und Einzahler gegenüberstehen. Für die Rentenhöhe ist der festgesetzte Rentenwert zum Eintritt der Rente entscheidend.

Rentenpunkte sichern & Ruhestand genießen

Je höher das Einkommen, desto höher die Rente. Die meisten Rentenpunkte sammeln versicherte Personen durch eigene Arbeit. Doch vollwertige Beitragszeiten kommen auch durch Kindererziehung oder Pflege im häuslichen Bereich zustande. Künftige Bezieherinnen und Bezieher einer Rente erhalten von der Deutschen Rentenversicherung regelmäßig Mitteilungen zum aktuellen Stand aller erworbenen Rentenpunkte sowie Renteninformationen. Wer nicht über genügend Entgeltpunkte verfügt, kann ab dem 50. Lebensjahr Sonderzahlungen zum zusätzlichen Erwerb leisten. Die Höhe richtet sich primär nach den fehlenden Rentenpunkten und wie viel Geld die versicherten Personen investieren möchten.

Damit die monatliche Altersrente besser nachvollzogen werden kann, wird die Rentenhöhe bestimmt. Vier Faktoren sind in der Formel einzubeziehen:

Monatliche Rente = Rentenartfaktor x Zugangsfaktor x Entgeltpunkte x Rentenwert

Während der Zugangsfaktor und Rentenfaktor deutschlandweit einheitlich festgelegt sind, variieren Rentenwert und Entgeltpunkte in Ost und West.

Wie sind meine Rentenpunkte zu berechnen?

2021 lag der Rentenwert für einen Rentenpunkt im Westen bei 34,19, im Osten bei 33,47. Um Rentenpunkte zu berechnen, ist eine festgelegte Kalkulation notwendig. Diese Art künstlicher Währung nimmt direkten Einfluss auf die spätere Altersrente. Ein fixer Zugangsfaktor der Einheit 1,0 wird als Bemessungsgrundlage gewertet, um überhaupt in den Ruhestand treten zu dürfen. Ist dieser Zahl höher als 1,0, wird die Altersrente trotz erfüllter Wartezeiten erst nach Erlangen der Regelaltersgrenze in Anspruch genommen. Ist der Wert geringer, regelt der Zugangsfaktor den vorzeitigen Anspruch der Ruhestandsbezüge. Mit dem Zugangsfaktor sind ermittelte Rentenpunkte zu vervielfältigen. Die erwirtschafteten Entgeltpunkte werden im Ergebnis gelistet.

Während der gesamten Erwerbstätigkeit sammeln versicherte Personen in der gesetzlichen Deutschen Rentenversicherung ihre persönlichen Entgeltpunkte. Derzeit liegt der Beitragssatz bei 18,6% des Bruttolohns (Stand Februar 2022). Aus dieser Beitragshöhe lassen sich die Rentenpunkte berechnen, jene Einheit, die notwendig ist, um die spätere Auszahlung zu ermitteln.

Verdienen versicherte Personen genau das Durchschnittsentgelt, sammeln sie einen Rentenpunkt pro Jahr. Um die persönlichen Rentenpunkte zu berechnen, wird das eigene Bruttojahreseinkommen durch das Durchschnittsentgelt dividiert. Daraus ergibt sich ein Vergleichsfaktor, der mit dem Einzahlungszeitraum multipliziert wird. Im Ergebnis der Berechnung stehen die Rentenpunkte. Für die Endrechnung zum Antritt der Altersrente berechnen Sie alle Rentenpunkte, und zwar mithilfe des durchschnittlichen Einkommens aus sämtlichen erwerbstätigen Jahren.

Beispiel: Rentenpunkte berechnen

Ausgehend von einem Durchschnittsentgelt von 40.000€ jährlich und einem individuellen Bezug in Höhe von 44.000€ wird der Modellrechnung ein Erwerbstätigkeitszeitraum von 40 Jahren zugrunde gelegt. Der Verdienst von 44.000€ liegt 10% über dem Durchschnittsentgelt, woraus sich der Rentenwert 1,1 ergibt. Das bedeutet, der versicherte Person hat pro Jahr 1,1 Entgeltpunkte verdient.

  • Jahre x Vergleichsfaktor = Rentenpunkte
  • 40 x 1,1 = 44

Welche Rentenartfaktoren gibt es?

Um die Rentenhöhe bereits viele Jahre vor Berücksichtigung diverser Zugangsfaktoren auf ein besseres Niveau zu heben, sollten Sie frühzeitig Rentenpunkte berechnen, Rentenwerte evaluieren und den zutreffenden Rentenartfaktor im Blick behalten. Letzterer bestimmt das Sicherungsziel der Rentenart und steht im direkten Verhältnis zur Altersrente. Der Rentenartfaktor beträgt beispielsweise bei Altersrenten, Erziehungsrenten, Erwerbsminderungsrenten und Erwerbsunfähigkeitsrenten 1,0. Für eine Vollwaisenrente 0,2 und Halbwaisenrente 0,1. Der Rentenartfaktor für Berufsunfähigkeitsrenten hingegen beträgt 0,6667.

Wie komme ich zu Rentenpunkten?

Sinkt das bundesweite Lohnniveau, drückt diese Entwicklung auf den Wert der Rentenpunkte. Bis Januar 2025 sind Durchschnittsentgelte in den neuen Bundesländern geringer angesetzt. Mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall werden die unterschiedlichen Ruhestandsbezüge aus der staatlichen Rentenversicherung angeglichen sein.
Als Faustregel für den Erhalt von Rentenpunkten gilt: Je mehr jemand verdient hat und je länger gearbeitet wurde, desto höher ist die Altersrente. Auch Zeiten ohne eigene Beitragsjahre oder Berufstätigkeit können sich auf den Rentenanspruch und Zugangsfaktor positiv auswirken. Zusätzliche Punkte gibt es unter anderem für Pflege, Kindererziehung, Wehr- und Zivildienst.

Berufliche Ausbildung

In der Berufsausbildung ist der Verdienst gering, weshalb Azubis einen Bonus erhalten. Ihre Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung werden bis zu 36 Monate auf 75% des Durchschnittsentgeltes angehoben. Zur Inanspruchnahme ist ein Nachweis erforderlich.

Zeiten für Kindererziehung

Für die Phasen der Kindererziehung übernimmt der Staat die Beitragszahlung in die Deutsche Rentenversicherung. Grundlage dafür ist das Durchschnittsentgelt. Das bedeutet, jedes Kindererziehungsjahr bringt einen Entgeltpunkt. Geburten bis 1991 werden mit maximal 24 Monaten bezuschusst, danach sind es bis zu 36 Monate. Bei der parallelen Erziehung von mehreren Kindern gleichzeitig verlängert sich dieser Zeitraum. Um für den späteren Ruhestand korrekt die Rentenpunkte zu berechnen, müssen diese Zeiten entsprechend beim Versicherungsträger gemeldet werden.

Pflege

Voraussetzung für die zeitliche Anrechnung der Rente ist eine Pflegesituation in häuslicher Umgebung. Mindestens 14 Stunden pro Woche Pflegeaufwand sind für eine Person zu erzielen, die Leistungen aus der Pflegeversicherung bezieht. Damit ist die unterstützende, versicherte Person in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert. Fällige Beiträge werden von der Pflegekasse eingezahlt. Achtung: Die Zeiten müssen gemeldet werden und gelten nicht als automatisch erfasst.

Erhalt von Sozialleistungen

Auch wer Sozialleistungen bezieht, kann wertvolle Rentenpunkte sammeln. Die Regelung gilt für den Bezug von Arbeitslosengeld oder wenn Betroffene zuvor versicherungspflichtig beschäftigt waren. In diesen Fällen übernimmt die Agentur für Arbeit anfallende Beitragszahlungen. Als Basis einer Berechnung der Rentenpunkte dienen 80% des letzten Bruttoeinkommens. Wer ALG II erhält, geht leer aus. Bezieherinnen und Bezieher von Übergangsgeld aus der gesetzlichen Rentenversicherung oder Krankengeld aus der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten Zahlungen ins Rentensystem mit 80% der Leistung zugrunde liegenden Arbeitsentgeltes.

Wie viel ist ein Rentenpunkt wert?

Gesetzliche Rentenbezüge basieren in Deutschland auf dem Generationenvertrag. Damit ist eine fiktive Übereinkunft verschiedener Alters- und Erwerbsgruppen definiert. Aktuell finanzieren beruflich aktive Menschen diejenigen mit, die nicht arbeiten. Jugendliche, Kinder, Rentner und Rentnerinnen profitieren von dieser Art des Sozialsystems. Je mehr Erwerbstätige einzahlen, desto höher fällt die spätere eigene Rente aus.

Die diesjährige Rentenanpassung liegt bei 33,47€ im Osten und 34,19€ im Westen. Grundlage dafür ist die Lohnentwicklung. Sie beträgt in den alten Bundesländern -2,34%. Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen bleiben außer Acht (1€-Jobs). Da in Deutschland immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen, aber mehr Personen in Rente sind, gleicht der Nachhaltigkeitsfaktor dieses Defizit langfristig aus.

Kann ich meine Rentenpunkte zusätzlich aufstocken?

Zusätzliche Einzahlungen lohnen sich. Einigen Personengruppen können auf freiwilliger Basis mehr Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

Darunter zählen:

  • Frührentnerinnen und Frührentner
  • Hausfrauen und Hausmänner
  • selbstständige Personen
  • Personen, die eine freiberufliche Tätigkeit ausüben

Die Nachzahlung für das vergangene Kalenderjahr ist bis zum 31.03. möglich. Freiwilligkeit in der Altersvorsorge kann vielfältig aussehen:

Die Möglichkeiten aus eigenen Stücken in ein Rentenversicherungsprodukt einzuzahlen, bietet zahlreichen Pflichtversicherten eine zusätzliche Einkommensquelle nach der Pensionierung.

Bei der Höhe der Einzahlung ist die Rentenversicherung flexibel. Monatlich können Interessierte zwischen 83,70€ und 1.311,30€ auf freiwilliger Basis einzahlen. Bei einer freiwillig gezahlten Summe von 10.000€ für das Jahr 2021 schreibt die Deutsche Rentenversicherung 44,25€ brutto pro Monat gut. Hinzu kommen Steuererleichterungen bei Zahlungen an die Rentenkasse. Je nach individueller Situation können die Steuerersparnisse bis zu ein Drittel betragen. Durch diese staatlich eingeräumte Möglichkeit fehlende Beträge auf freiwilliger Basis aufzustocken, füllt sich das Rentenpunktekonto automatisch.

Rentenpunkte kaufen – so funktioniert es

Die tatsächliche Rentenhöhe beschäftigt viele Menschen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die eigene gesetzliche Altersrente verbessert werden kann. Unter anderem ist das mit dem Kauf von Rentenpunkten möglich. Das Flexi-Rentengesetz ermöglicht allen Menschen ab 50 Jahren, die bereits in die Rentenversicherung eingezahlt haben, zusätzliche Zahlungen zu tätigen.

Rentenpunkte berechnen und im Falle eines höheren Pensionsbezuges finanzielle Vorteile zu erzielen, macht den Kauf zu einer lukrativen Angelegenheit. Interessenten müssen bei der Deutschen Rentenversicherung einen formalen Antrag stellen. Daraufhin erhalten Betroffene die Information, welchen Höchstbetrag sie maximal entrichten können. Einfach die Rentenauskunft einholen, um zu erfahren, mit welcher Rentenhöhe zum geplanten Rentenbeginn zu rechnen ist. Je nachdem, wie groß die Rentenminderung ausfällt und wie hoch die Ausgleichszahlungen sein müssten.

Wie viele Rentenpunkte kann ich maximal kaufen?

Ein Rentenpunkt bzw. Entgeltpunkt kostet derzeit etwa 7.542€ (Stand 2021). Wie viele Rentenpunkte jemand kaufen sollte, hängt davon ab, wie hoch die berechnete Ausgleichszahlung beim gesetzlichen Antritt zur Altersrente ausfallen müsste. Da Erwerbstätige nur bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze freiwillige Rentenversicherungsbeiträge entrichten können, sollten Betroffene frühzeitig berechnen, wie viele Entgeltpunkte dafür notwendig sind.

Der aktuelle Beitragssatz liegt im Jahr 2022 bei 18,6%. Jedes Jahr gibt es Beitragsbemessungsgrenzen, die für 2021 eine Höchstgrenze von 2,04 Entgeltpunkten festlegen, das entspricht 85.200€.

Gut zu wissen: Eine Rentenminderung bei Bezug einer Erwerbsminderungsrente kann nicht durch den Zukauf von Entgeltpunkten ausgeglichen werden.

Ist eine zusätzliche Vorsorge sinnvoll?

Wer seine persönlichen Entgeltpunkte nicht im Fokus haben möchte, hat die Alternative, privat mit unterschiedlichen Vorsorgeprodukten für eine zusätzliche Rente zu sorgen. Somit ist unabhängig von gesetzlichen Zugangsfaktoren die endgültige Rentenhöhe auch von diversen Sparplänen, Kapitalinvestitionen und deren Rendite abhängig.

Den Ruhestand in einer finanziell sicheren Lage zu genießen, ist den meisten Menschen sehr wichtig. In jeder Art von Erwerbstätigkeit liegt am Ende der beruflichen Laufbahn der Pensionsantritt. Welche Rentenhöhe dann zur Verfügung steht, hängt von den erworbenen Ansprüchen ab. Um den gewohnten Lebensstandard zu halten und drastische finanzielle Einbußen nicht akzeptieren zu müssen, sorgen angehende Rentenbezieher und Rentenbezieherinnen am besten in einem 3-Säulen-System vor. Als Basisvorsorge und Säule 1 dient die gesetzliche Rentenversicherung oder Rürup-Rente. Die betriebliche Altersvorsorge leistet steuerlich attraktive Zahlungen in die Riester-Rente. Zur dritten Säule zählen Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen, Fondssparpläne, VL-Sparpläne mit vermögenswirksamen Leistungen oder ein persönliches Wertpapierdepot zur direkten Veranlagung von Aktien und Wertpapieren.

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