Neues Millionenspiel

16.05.2023 – Der erfolgreiche Multi-Unternehmer ist abermals Testimonial der Commerzbank. Der gebürtige Iraner plant nach seiner Bilderbuchkarriere ein neues ehrgeiziges Digital-Projekt.

Lieber Jacob Fatih, Sie waren schon im vergangenen Jahr Testimonial der Commerzbank. Ihr Porträt mit der schwarzen Baseballmütze war millionenfach im Internet und in allen Filialen der Commerzbank zu sehen. Bei so viel medialer Aufmerksamkeit sei die Frage erlaubt: Wen sehen Sie selbst, wenn Sie morgens in den Spiegel schauen?

Jacob Fatih: Ja, erstmal muss ich sagen, dass ich noch nie so viele Nachrichten, Selfies mit meinem Porträt bekommen habe, wie während der Kampagne. Wenn ich mich selbst betrachte, muss ich gestehen, dass ich ein Mensch bin, der mit sich selbst im Reinen ist. Ja, ich bin jeden Morgen voller Dankbarkeit an Gott – für mein Leben, meine Freiheit, die ja nicht selbstverständlich ist. Und ich sehe einen Menschen voller Selbstbewusstsein und Optimismus. Mein Lebensweg als Unternehmer hat mir gezeigt, dass alles möglich ist. Neben der Leidenschaft gehört natürlich auch Zufall und Glück dazu, aber auch damit kann der Tüchtige belohnt werden.

Hat der Erfolg keine Schattenseiten?

JF: Na ja, ich sehe auch einen Menschen, der seine Familie nicht schützen konnte. Ich habe eine Scheidung hinter mir, bin auch von der Mutter meines zweiten Sohnes getrennt. Aber zu beiden Jungs habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Genauso zu meinen Ex-Partnerinnen. Es gibt keinen Streit, keine Boshaftigkeiten. Darüber bin ich happy und dafür dankbar. Es bleibt aber eine große Schwäche in meinem Leben.

In der ersten Kampagne haben wir über Ihren Lebensweg gesprochen, Ihre überstürzte Flucht aus dem Iran im Alter von Anfang 20 und Ihre Anfänge in Essen, wie Sie sich mit verschiedenen Firmen in der Immobilienbranche und im Fitnessbereich sehr erfolgreich hochgearbeitet haben. Wie waren die Reaktionen auf diese unglaubliche Erfolgsgeschichte?

JF (lacht): Ein guter Freund hat mich etwas aufgezogen, weil ich jetzt Werbung mache. Aber ansonsten habe ich sehr, sehr viele positive Reaktionen erhalten. Auch im Sinne der Commerzbank. Viele haben mir geschrieben, dass sie die Aktion so cool fanden, dass sie Kunden bei der Bank geworden sind. Zwei, drei haben mich aber auch wissen lassen, dass ich mit meinem Aussehen nicht zu einer solchen Kampagne passe. Sie fanden mein Auftreten zu progressiv und zu hart. Aber was soll ich dazu sagen?

Keine Meinung?

JF: Na klar, ich habe eine Meinung dazu, aber ich weiß nicht, ob das hierher passt.

Bitte…

JF: Ich glaube, die Welt hat sich schon in den letzten 20 Jahren maßgeblich verändert. Und es geht nicht mehr allein um Äußeres. Und um Klischees.

Wichtig ist doch nicht die Kleidung, die Hautfarbe oder die Herkunft eines Menschen, sondern das Innere.

Seine Leistung, seine Werte, ob er sich bemüht oder nicht. Die Welt verändert sich dramatisch. Und die jüngeren Generationen verbinden sich international ganz anders, nehmen sich viel offener und zugewandter wahr.

2022 war leider nicht nur ein Erfolgsjahr. Sie haben einen Ihrer besten Freunde und Förderer verloren. Rainer Schaller, der Gründer von McFit, für den Sie nach Ihrer Flucht gearbeitet haben, ist bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.

JF: Wenn ich an ihn denke, spüre ich immer noch eine sehr große Trauer. Er hat mich jahrelang gefördert, ich habe sehr viel für mein jetziges Unternehmertum von ihm gelernt. Der Besuch einer Universität oder ein Studium sind nichts dagegen. Wir sind in vielen Dingen durch dick und dünn gegangen. Sind einmal mit einem Auto 21 Tage quer durch China gefahren. Das hat zusammengeschweißt – und doch haben wir uns verloren. Mit meinem eigenen Erfolg reduzierte sich der Kontakt, wir hatten auch geschäftlich plötzlich unterschiedliche Auffassungen. Am meisten bereue ich, dass wir uns vor seinem Tod nicht nochmal aussprechen konnten.

Was ist von ihm für Sie geblieben?

JF: Mut, Unternehmergeist pur. Ein unfassbarer Unternehmergeist ohne eine große Ausbildung. Es gehörte einfach zu seiner DNA. Er hatte eine große Kreativität und ein noch größeres Durchhaltevermögen. Ein echter Musterunternehmer, der immer in meinem Herzen und meinen Gedanken bleiben wird.

Sie selbst haben die Fitnesskette FitX, die Fahrradmarke YT Industries gegründet, haben von Zalando die Marke Kickz gekauft, einen Onlineshop für Streetwear, Sneaker und Basketball Gear. Ein weiteres Unternehmen namens Crealize versteht sich als Inkubator für innovative Start-ups. Und jetzt sind Sie einen weiteren Schritt gegangen: Zusammen mit M3ta Collective haben Sie ein Metaverse-Unternehmen gegründet. Welcher Sinn steckt dahinter?

JF: Wir haben ein Joint-Venture mit der Werbeagentur Jung von Matt/Nerd, die auf digitale Popkultur und Fandom spezialisiert sind. Ein weiterer Partner ist die Digitalagentur Brandneo, die auch für den Instagram-Account „Agentur Boomer“ steht, ihn erschaffen hat. Und wir bringen mit „Kickz“ unsere Expertise im Retailmarkt mit. Wir ergänzen uns perfekt, wollen uns mit Produkten digital in anderen Welten, Stichwort Metaverse, verankern. Wir übertragen die Welt des Physischen ins Gaming und Web 3. Digital-Fashion ist die Zukunft. Große Marken wie Adidas und Nike sowie Luxusmarken haben das längst erkannt… Gaming wird die Welt verändern. Ich behaupte, dass es irgendwann in den nächsten 15 Jahren keine Währung mehr in der üblichen Form von Geld gibt, sondern nur noch eine digitale Währung. In einem Netz übrigens, das viel sicherer sein wird als heute.

Der jetzige Markt ist jetzt schon milliardenschwer, die Umsätze sind höher als die der ersten und zweiten Bundesliga zusammen. Wird Ihnen bei solchen Summen manchmal nicht schwindlig?

JF: Ach, wissen Sie, ich hatte meinen ersten Job bei einer Entrümplungsfirma. Mein Ziel war es damals, einmal 3.000 Mark netto zu verdienen und einen Golf 3 zu fahren. Das große Geld war für mich nie der Maßstab. Du kannst mir heute alles wegnehmen, ich werde morgen wieder das verdienen, was ich heute verdiene. Wenn man etwas mit Liebe, mit Passion tut, ergibt sich daraus ein Erfolg. Für einen Unternehmer bedeutet Erfolg mehr Geld, das ist der wirtschaftliche Sinn. Aber das ist für mich keine Maßgabe mehr.

Was sind Ihre unternehmerischen Stärken?

JF: Aus dem Immobiliengeschäft habe ich gelernt, dass im Einkauf der Segen liegt. Kauf gut ein und du wirst Rendite erzielen. Dazu gehört natürlich auch Verhandlungsgeschick. Ganz wichtig ist aber, zuzuhören. Gerade jetzt, in der sich so stark verändernden Welt, ist man auch auf die Expertise und die Meinung anderer, auch jüngerer angewiesen. Ein Mensch allein kann gar nicht alles wissen. Also muss man auch zuhören, sich informieren, auf seinen Bauch, die Intuition hören.

Unternehmertum ist wie Skifahren. Man verlernt es nicht, aber das Handwerk muss immer wieder präzise angewendet werden. Und dazu gehören wie auf der Piste auch Stürze. Als Unternehmer musst du mental in der Lage sein, Fehler zu verkraften.

Mit Crealize fördern Sie Start-ups. 32 waren es in der Hochphase und…

JF: …und jetzt sind es weniger, weil wir auch viele Dinge ausprobiert haben, die eben nicht funktioniert haben. Auch das gehört dazu.

Haben Start-ups manchmal die falschen Ziele? Wird oft zu schnell an Exit gedacht? Wir gründen etwas und dann verkaufen wir ganz schnell. Und dann sind wir alle Millionäre.

JF: Ja, sehr oft ist es wirklich so. Insbesondere bei jungen Start-ups, die immer auf den Exit schielen und keine Spuren hinterlassen. Für mich ist die Idee eigentlich zweitrangig. Der Mensch dahinter ist der wichtigste Faktor. Ideen können noch so gut sein, wenn sie nicht mit Mut, Ausdauer, Kreativität umgesetzt werden. Alles andere ist oft zum Scheitern verurteilt. Bevor man an Exit denkt, muss man sich darüber im Klaren sein, wie hart die Arbeit sein kann. Es gibt Menschen, die auch mit einer schlechten Idee erfolgreich sind. Ich selbst habe ja auch nichts Neues erfunden. Ich war nie der Innovator. Ich habe McFit einfach als Vorbild gehabt, als ich FitX gegründet habe. Ich wollte Vorhandenes immer noch besser machen, wenn ich die Schwächen erkannt habe. Es ist wie gesagt immer ein langer Weg, für den man mentale Stärke braucht.

Wird das in der sich immer stärker digitalisierenden Welt nicht immer schwieriger?

Information ist brutal wichtig. Ich lese viel, unterhalte mich mit Leuten, von denen ich annehme, dass sie ein paar Dinge besser wissen als ich.

Ich behaupte mal, dass ich durch meine Lebenserfahrung und die vielen unterschiedlichen Aktivitäten eine sehr schnelle Auffassungsgabe habe. Momentan arbeite ich mit einem 22-jährigen Produktentwickler für ein neues Projekt zusammen, von dem ich sehr viel lerne. Ich habe Respekt vor jungen Leuten, wenn sie schon so viel können. Und das ist für mich ein Privileg, mit jungen, hochtalentierten, hochintelligenten Menschen zu arbeiten.

Fällt einem so erfolgreichen Unternehmer wie Ihnen das Zuhören wirklich immer so leicht?

JF: Ja, na klar, sich manchmal zurückzunehmen, mein Temperament zu zügeln. Manche Dinge schlucke ich runter, sind ja eh nur Emotionen…

Macht Ihnen der Zustand der Welt, Krieg, Klima usw. nicht manchmal Angst?

JF: Ich bin ein sehr, sehr positiver Mensch. Und ich glaube, dass wir durch neue Technologien nicht nur Lösungen für unsere Probleme finden werden. Die Menschen werden sich weltweit auch anders verbinden – für mehr Frieden auf unserem Planeten. Deswegen müssen wir auch in Technologien, in Zukunft investieren. Um ehrlich zu sein, ich hätte auch schon vor fünf Jahren aufhören können. Aber ich bin auch süchtig nach dem, was ich mache. Ich will Dinge verändern, die auch eine Auswirkung auf unsere Gesellschaft haben. Dafür stehe ich jeden Morgen mit einem breiten Lächeln auf.