Chinas Überkapazitäten

Hat China tatsächlich in den vergangenen Jahren mithilfe massiver Subventionen große Überkapazitäten aufgebaut, mit denen es nun die westlichen Märkte zu überfluten droht?

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Tommy Wu

Commerzbank Economic Research

21. Juni 2024

Ein Blick auf die Kapazitätsauslastung in den fraglichen Branchen reicht nicht aus. Vielmehr muss zur Klärung dieser Frage ein ganzes Set an Indikatoren betrachtet werden, und diese deuten tatsächlich für einige Sektoren der chinesischen Wirtschaft auf beträchtliche Überkapazitäten. Zudem lässt die auf einige Schlüsselbranchen fokussierte Wachstumsstrategie der chinesischen Regierung befürchten, dass sich das Problem in den kommenden Jahren eher verschärfen wird.

Höhere Zölle wegen Sorgen über Chinas Überkapazitäten

Die USA und die EU werfen China vor, durch massive Subventionen bei vielen als strategisch eingestuften Produkten überdimensionierte Produktionskapazitäten aufgebaut zu haben. In der Tat ist die Kreditvergabe an die Industrie in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, vermutlich vor allem, um die Kapazitätsausweitung zu finanzieren. Um eine Überflutung ihrer Märkte und damit eine Bedrohung ihrer eigenen Industrie zu verhindern, haben die USA die Zölle auf einige chinesische Produkte weiter deutlich erhöht, unter anderem auf Elektrofahrzeuge, Lithium-Ionen-Batterien, Solarzellen und Halbleiter. Die EU steht kurz davor, die Zölle auf aus China importierte Elektrofahrzeuge ebenfalls zu erhöhen.

Aus der Sicht der chinesischen Regierung führt der Kapazitätsausbau in Branchen wie Elektrofahrzeugen und grüner Energie nicht zu Überkapazitäten. China würde nur auf die massiv steigende weltweite Nachfrage reagieren und entsprechende Kapazitäten aufbauen. Außerdem sei die Kapazitätsauslastung der gesamten Industrie nicht ungewöhnlich niedrig. Offiziellen Daten zufolge lag die Kapazitätsauslastung, die viele als Indikator für Überkapazitäten verwenden, im ersten Quartal 2024 bei 73,6 %. Dies ist zwar niedriger als der Durchschnitt von 76% in den Jahren 2017-22, liegt aber immer noch über dem im Jahr 2016 erreichten Tiefstand von 72,9 % (Titelgrafik). Zudem könnte die Auslastung zurzeit durch die binnenwirtschaftliche Schwächephase und damit durch zyklische Faktoren gedrückt sein.

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