Europas Aufrüstung und die Folgen

Die seit 80 Jahren währende Sicherheitsgarantie der USA für die europäischen Demokratien ist Vergangenheit.

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Dr. Jörg Krämer, Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

28.02.2025

Um die Aufrüstung zu finanzieren, dürfte sich Deutschland von vergleichsweise niedrigen Haushaltsdefiziten verabschieden. Die europäischen Länder werden im Durchschnitt in den kommenden Jahren Defizite von deutlich mehr als 3% des Bruttoinlandsprodukts fahren. Die Risiken an den Staatsanleihemärkten steigen.

Der Rückzug der Amerikaner

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Amerikaner die europäischen Demokratien vor Russland beschützt. Diese seit 80 Jahre währende Sicherheitsgarantie ist nun Vergangenheit. In einer Rede vor europäischen NATO-Mitgliedern hat der US-Verteidigungsministers Pete Hegseth gesagt, die Europäer müssten künftig selbst die Verantwortung für ihre konventionelle Sicherheit übernehmen.

Das wäre kein Problem, wenn Russlands Führung Frieden wollte. Aber das Putin-Regime will offenbar den Einflussbereich zumindest teilweise zurückzugewinnen, den Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verloren hatte. Es verhält sich gegen seine direkten westlichen Nachbarn wie Polen seit langem äußerst aggressiv. Insofern ist es durchaus möglich, dass Russland die Verteidigungsbereitschaft der westlichen Demokratien etwa durch einen Angriff auf ein baltisches Land testet, wenn es sich in ein paar Jahren vom Krieg in der Ukraine militärisch erholt hat. Bis dahin müssen die Streitkräfte der europäischen NATO-Mitglieder stark genug sein, um einen möglichen konventionellen Angriff Russlands ohne amerikanische Hilfe glaubhaft abwehren zu können.

Wieviel die Wiederaufrüstung kostet

Die Europäer verfügen derzeit aber nicht über diese Fähigkeit – man denke nur an den Zustand der Bundeswehr. Das liegt daran, dass sie ihre Verteidigungsausgaben nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion massiv zurückgefahren hatten. Die meisten europäischen Nato-Länder haben das 2014 beschlossene Nato-Ziel, 2% des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, über viele Jahre nicht erreicht. Gemessen an dieser Relation beträgt die in den vergangenen gut zehn Jahren aufgelaufenen Unterinvestition kumuliert knapp 700 Mrd Dollar oder 3,6% des Bruttoinlandsprodukts der europäischen Nato-Mitglieder.

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