Auf den Mix kommt es an: Einblick in die Transformationsfinanzierung

Die Dekarbonisierung ist der Dreh- und Angelpunkt für eine nachhaltige, auf das Pariser Klimaziel ausgerichtete Realwirtschaft.

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Beate Schlosser

Commerzbank

11.12.2024

Globus aus Kristall auf Waldboden
Eine CO2-arme Zukunft braucht Dekarbonisierung© Adobe Stock, Antony Weerut

Ziel ist es, den Produktions- und Lieferprozessen möglichst viel CO₂ zu entziehen. Aber wie können Unternehmen das überhaupt bewerkstelligen? Und wie kann eine Bank wie die Commerzbank unterstützen? Die Zeit drängt; denn EU-weit sollen die Emissionen bis 2040 um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken.

Dekarbonisierung und Elektrifizierung gehen Hand in Hand

„Das Elektrifizieren von Produktionsverfahren ist unerlässlich, um perspektivisch den gesamten Betrieb auf erneuerbare Energien umzustellen“, sagt Wolfgang Vitzthum, Managing Director des Teams ESG & Transition Finance Advisory bei der Commerzbank. „Das spart CO₂ und treibt die Dekarbonisierung der Wirtschaft voran.“

Eine Elektrifizierung stärkt zudem die Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen können schrittweise auf Öl und Gas verzichten und sich damit unabhängiger von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt machen.

Finanzierung klären

„Vorher ist allerdings zu klären, wie viel Geld ein Unternehmen für die Transformation benötigt und wie die Finanzierung aussieht“, führt Vitzthum aus. Zur Unterstützung ihrer Firmenkunden gibt es bei der Commerzbank dafür ein Team von speziell ausgebildeten ESG- und Transformations-Beraterinnen und -Beratern. Mithilfe ihrer Expertise werden konkrete Umsetzungsschritte und Finanzpläne ausgearbeitet. Ziele und Kennzahlen, die für Fortschritte bei der Dekarbonisierung stehen, sind dabei wesentliche Bestimmungsfaktoren.

Ein Mix aus erneuerbaren Energiequellen schafft Vorteile

Für Unternehmen, gerade in energieintensiven Branchen, ist eine verbesserte Energieeffizienz oftmals der erste Schritt in Richtung Dekarbonisierung. Aber das ist nur der Anfang. Vielmehr geht es darum, die Energieversorgung möglichst weitgehend auf Erneuerbare umzustellen und dabei die Bezugsquellen zu diversifizieren. „Herkunftsnachweise, die belegen, dass der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt, und langfristige Stromabnahmeverträge, sogenannte virtual oder physical Power Purchase Agreements, sind wichtige Instrumente, um die Transformation im eigenen Unternehmen voranzubringen“, sagt Vitzthum. „Das sorgt nicht nur für eine kleinere CO₂-Bilanz, sondern auch für mehr unternehmerische Sicherheit, was Preis und Verfügbarkeit betrifft.“

Investiert ein Unternehmen zudem in eigene Kapazitäten wie Wind- oder Solarparks, verschafft es sich Autonomie und ein Plus an Preis- und Versorgungssicherheit. Die entsprechenden Anlagen können auf dem Firmengelände (on-site), in der Nähe (near-site) oder außerhalb davon (off-site) angesiedelt werden. „Das ist komplex und aufwendig, lohnt sich aber“, so Vitzthum. „Nur mit einem Mix aus erneuerbaren Energiequellen lassen sich Transformation und langfristiger Unternehmenserfolg miteinander in Einklang bringen“, lautet sein Fazit.

Banken beraten und strukturieren

Zur Finanzierung einer Zukunft mit möglichst wenig Emissionen bieten sich beispielsweise strukturierte Transaktionen an, die an bestimmte CO₂-Kennzahlen gekoppelt sind. Dazu zählen Konsortial- oder Projektfinanzierungen sowie Anleihen und Verbriefungen. Ebenso berät die Bank bei der Einbindung von Exportversicherern, die bei grenzüberschreitenden Transaktionen einen Teil des Risikos übernehmen. Bilaterale Kredite, deren Zinslast an CO₂-Ziele gebunden ist, wiederum sind insbesondere für Mittelständler interessant, die nicht am Kapitalmarkt aktiv sind. Förderinstrumente wie Bundes- und KfW-Förderung ermöglichen es darüber hinaus, den Finanzierungsspielraum bestmöglich zu nutzen. „Auch bei der Finanzierung kommt es auf den Mix an“, resümiert Vitzthum.

Porträt von Wolfgang Vitzthum
Wolfgang Vitzthum hat fast 20 Jahre Strukturierungs- und Vertriebserfahrung.© Privat

Wolfgang Vitzthum

Er ist Managing Director des Teams ESG & Transition Finance Advisory bei der Commerzbank. Das Team berät Firmenkunden an der Schnittstelle von Strategie, Nachhaltigkeit und Finanzmärkten. Wolfgang Vitzthum verfügt über knapp 20 Jahre Strukturierungs- und Vertriebserfahrung in verschiedenen Sektoren und Kundengruppen. Er ist Diplom-Volkswirt und begann seine Karriere 2005 im Bereich Structured Finance der Dresdner Bank.