Fed liefert Zinssenkung um 25 Basispunkte

Die US-Notenbank hat auf ihrer heutigen Sitzung ihren Leitzins erwartungsgemäß um 25 Basispunkte gesenkt.

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Bernd Weidensteiner, Dr. Christoph Balz

Commerzbank Economic Research

07.11.2024

Damit hat sie die Schrittgröße verringert, nachdem sie sich im September noch um 50 Basispunkte bewegt hatte. Die Notenbank will keine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes und erwartet weiterhin, dass die Inflation dauerhaft auf das Ziel von 2% fällt. Entsprechend dürfte sie auf den nächsten Sitzungen die Zinsen weiter senken.

Fed senkt ihren Leitzins weiter

Die US-Notenbank hat ihren Leitzins heute um 25 Basispunkte gesenkt, der Zielkorridor für die Fed Funds fällt auf 4,50% - 4,75%. Die heutige Entscheidung fiel einstimmig, nachdem auf der letzten Sitzung Gouverneurin Bowman gegen eine große Zinssenkung von 50 Basispunkten gestimmt hatte.

Das nach der Sitzung veröffentlichte Kommuniqué der Fed wurde nur unwesentlich angepasst. Wie bisher stellt die Fed fest, dass weitere Zinssenkungen von den eingehenden Daten, dem sich entwickelnden Ausblick und dem Verhältnis der Risiken abhängen. Offensichtlich haben die seit der letzten Sitzung veröffentlichten Daten den Ausblick wenig verändert.

Pressekonferenz

Fed-Chef Powell stellte erneut fest, dass die Fed in den letzten beiden Jahren beträchtliche Fortschritte in Richtung ihrer Ziele gemacht habe. Jetzt gehe es darum, die Geldpolitik zu rekalibrieren, eine deutlich restriktive Ausrichtung ist nicht mehr nötig. Die weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes – der Arbeitsmarkt sei jetzt weniger eng als 2019, unmittelbar vor der Corona-Krise – spreche dafür, die Zinsen in Richtung des neutralen Niveaus zu senken. So gehen laut Powell vom Arbeitsmarkt keine Inflationsrisiken mehr aus. Bei den Zinssenkungen bestehe aber kein Anlass zu übergroßer Eile, "nichts in den Daten" würde dies nahelegen.

Sobald man sich dem neutralen Niveau nähere, das ohnehin nicht genau bekannt ist, könnte man langsamer vorgehen. Damit meint Powell offenbar, dass man dann die Leitzinsen womöglich nicht mehr auf jeder Sitzung senkt.

Im Hinblick auf mögliche deutliche Änderungen der Fiskalpolitik, die Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auch auf den Kurs der Geldpolitik Entscheidungen der Politik haben könnten, sagte Powell, dass dies kurzfristig keinerlei Auswirkungen auf die Fed hätten. Schließlich seien noch keine Details bekannt, die dann in die Prognosen von Inflation und Wachstum einfließen würden. Ansonsten verweigerte sich Powell jeglicher politischer Aussage, auch zu etwaigen Risiken für die Unabhängigkeit der Fed im Gefolge des Wahlsiegs von Donald Trump.

Powell gestand zu, dass aktuell ein beträchtliches Ausmaß an Unsicherheit herrsche. In diesem unklaren Umfeld hält er Forward Guidance nicht für angemessen. Dies ist ein interessantes Argument, denn eigentlich soll Forward Guidance Unsicherheit ja reduzieren. Er wiederholte den Stehsatz, dass die Fed ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung treffe.

Unsere Einschätzung

Die Fed hatte im Umfeld der US-Wahlen offenbar – und wenig überraschend – großes Interesse daran, nicht für zusätzliche Unruhe zu sorgen. Nachdem sie den Zinssenkungsprozess mit einem großen Schritt begonnen hatte, fällt sie jetzt in das gewohnte 25-Bp-Tempo. Schließlich zeigen größere Schritte gewöhnlich an, dass man den Kurs zu spät angepasst hat oder sogar Not am Mann ist und die Geldpolitik rasch geändert werden muss. Dafür besteht vor dem Hintergrund der Datenlage kein Anlass.

Wir gehen davon aus, dass die Fed vorerst auf Zinssenkungskurs bleibt. Ein weiterer Schritt auf der letzten Sitzung des Jahres im Dezember ist aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich. Auch zu Jahresanfang wird die Fed die Leitzinsen wohl weiter reduzieren. Allerdings erwarten wir jetzt, dass der Zinssenkungsprozess bei 4,00% endet (und nicht, wie bisher erwartet, bei 3,50%). Damit stehen nur noch drei Schritte zu je 25 Bp an. Wir haben unsere Prognose entsprechend angepasst. Eine weitere Lockerung erscheint vor dem Hintergrund der vermutlich inflationär wirkenden Politik des künftigen Präsidenten Donald Trump unwahrscheinlich.

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