Trumps Zölle – wer verliert wirklich?

Donald Trump droht mit neuen, besorgniserregenden Zollerhöhungen auf Importe in die USA.

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Dr. Vincent Stamer

Commerzbank Economic Research

22.11.2024

Wir beschreiben die wichtigsten direkten und indirekten Wirkungskanäle und berechnen, was Trumps Pläne für die Vereinigten Staaten und den Euroraum bedeuten würden. Der Euroraum dürfte langfristig weniger Schaden nehmen als die USA selbst – auch deshalb, weil die Zölle vor allem in den USA die Inflation anheizen. Wirklich bedrohlich für die Wirtschaft im Euroraum wäre eine weltweite Spirale der Deglobalisierung.

Trump droht mit historisch hohen Zöllen

Donald Trump hat angedroht, die Importzölle der USA auf Importe aus China auf 60% zu erhöhen und die Zölle auf Importe aus allen anderen Ländern auf 10% anzuheben. Dies wäre noch einmal eine deutliche Verschärfung seiner Handelspolitik gegenüber seiner ersten Amtszeit. Schon damals war der durchschnittliche Zollsatz der USA von unter 2% auf etwa 3% gestiegen. Nun würde er sich auf etwa 15% vervielfachen und das Niveau aus den 1930er Jahren erreichen (Titelchart). Die höheren US-Zölle würden offensichtlich den Zugang für europäische Warenexporte zum US-Markt erschweren, deren Volumen immerhin 2,9% des Bruttoinlandsproduktes der EU ausmacht.

Kurzfristig belasten die Zölle die europäische Wirtschaft

In der politischen Diskussion stehen zumeist zwei Effekte im Mittelpunkt, die die europäische Wirtschaft belasten würden. So werden ausländische Güter auf dem US-Markt teurer, weshalb US-Konsumenten ihre Nachfrage von importierten auf heimisch produzierte US-Güter verschieben. Die europäischen Exporte in die USA würden also fallen. Zudem würde sich der Wettbewerb auch auf anderen Märkten verschärfen: Insbesondere chinesische Unternehmen würden für ihre nun in den USA nicht mehr absetzbaren Produkte andere Absatzmärkte suchen. Sie würden verstärkt – und mit niedrigeren Preisen – auf andere Märkte drängen und damit den Wettbewerb für deutsche Produkte auch außerhalb des US-Marktes intensivieren. Beide Effekte zusammen würden die Konjunktur in Europa zunächst bremsen.

Mittelfristig gleichen andere Effekte das aber aus

Allerdings gibt es einige Effekte, die in der Diskussion über die drohenden US-Zölle ausgeblendet werden und für sich genommen positiv auf die EU-Wirtschaft wirken:

  • China trifft es stärker als die EU. Da die Importe aus China voraussichtlich mit einem höheren Zoll versehen werden als Importe aus Europa, verbessert sich auf dem amerikanischen Markt die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produkte gegenüber chinesischen Produkten. Dieser Wettbewerb hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, da China technologisch aufgeholt hat und zunehmend technologisch hochwertige Maschinen und Elektronik exportiert.
  • Der US-Dollar wertet auf. Aufgrund der Zölle fragen die USA weniger Güter auf dem Weltmarkt nach. Folglich tauschen amerikanische Importeure weniger US-Dollar in Fremdwährungen um, womit das Angebot an US-Devisen geringer wird und der US-Dollar gegenüber Fremdwährungen aufwertet. Der stärkere Dollar macht Importe aus der EU für Amerikaner erschwinglicher und gleicht damit die negative Wirkung der Zölle teilweise aus.
  • US-Produkte verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Da US-Unternehmen auf importierte Vorprodukte Zölle bezahlen müssen, werden ihre Endprodukte teurer. Insbesondere auf den Märkten außerhalb der USA macht dies Güter "made in USA" in Relation zu europäischen teurer. Das wäre auf allen Märkten der Welt ein (relativer) Vorteil europäischer Produkte gegenüber amerikanischen. Dieser Effekt würde noch dadurch verstärkt werden, dass die größere inländische Nachfrage nach US-Produkten auch den Bedarf an Arbeitskräften erhöhen und damit die Lohnkosten stärker steigen lassen dürfte.

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