Deutschland – Inflation nahe 2%, aber ...

Die Inflationsrate ist im Juni nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2,4% auf 2,2% gefallen.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

1. Juli 2024

Teilweise ist dies auf einen stärkeren Rückgang der Energiepreise zurückzuführen, aber auch die Kernteuerungsrate ist leicht von 3,0% auf 2,9% gefallen. Verantwortlich hierfür war ein weiterer Rückgang der Teuerungsrate bei Waren, deren Abwärtstrend aber bald zu Ende gehen dürfte. Die Teuerungsrate bei Dienstleistungen lag hingegen stabil bei knapp 4%. In den kommenden Monaten könnte die Gesamt-Teuerungsrate zwar zeitweise auf 2% fallen, aber die Kernteuerungsrate dürfte sich nahe ihrem aktuellen Niveau und damit deutlich über dem EZB-Ziel stabilisieren.

Im Mai war die deutsche Inflationsrate zum ersten Mal seit Dezember 2023, als sie ein Sondereffekt erhöht hatte, wieder gestiegen. Nun ist sie im Juni mit 2,2% wieder auf das Niveau zurückgefallen, auf dem sie sich im März und April befunden hatte. Ein Grund für die geringere Vorjahresrate war, dass sich der Rückgang der Energiepreise gegenüber Vorjahr noch einmal verstärkt hat. Aber auch wenn man die Energiepreise und die häufig ebenfalls sehr volatilen Nahrungsmittelpreise herausrechnet, ist die Inflationsrate leicht gesunken. Die so definierte Kernteuerungsrate lag im Juni bei 2,9%, nach 3,0% im Mai.

Ein Blick auf die Details zeigt, dass dieser Rückgang der Kernrate auf einen geringeren Anstieg der Warenpreise (ohne Energie und Nahrungsmittel) zurückzuführen ist, deren Vorjahresrate seit mehr als einem Jahr einen starken Abwärtstrend aufweist. Hintergrund ist der Preisschub durch die im Zuge der Corona-Pandemie aufgetretenen Lieferengpässe, der vor etwa einem Jahr auslief. Der Rückgang der Teuerungsrate bei Waren ist in erster Linie auf das Herausfallen dieser starken Anstiege aus dem Vorjahresvergleich zurückzuführen. Zuletzt sind die Preise gegenüber dem Vormonat zwar saisonbereinigt leicht gefallen. Angesichts eher wieder steigender Preise auf den Vorstufen und den anziehenden Arbeitskosten dürfte sich dies aber als temporäres Phänomen erweisen, sodass sich die Teuerungsrate bei Waren in den kommenden Monaten stabilisieren dürfte.

Bei den Dienstleistungspreisen weist die Teuerungsrate hingegen – wenn überhaupt – sogar einen leichten Aufwärtstrend auf. Im Juni betrug sie wie im Mai 3,9%. In diesem meist sehr arbeitsintensiven Sektor schlagen die steigenden Lohnkosten noch wesentlich stärker zu Buche. Darum gehen wir davon aus, dass sich die Teuerungsrate bei Dienstleistungen vorerst weiter nahe ihres aktuellen Niveaus bewegen wird.

So mag die gesamte Teuerungsrate in den kommenden Monaten wegen niedrigerer Energiepreise zwischenzeitlich auf 2% fallen. Die Kernteuerungsrate dürfte sich aber deutlich über diesem Zielwert der EZB stabilisieren und damit zeigen, dass das Inflationsproblem noch nicht gelöst ist.

Wie von den Meinungsforschungsinstituten prognostiziert, haben Le Pens Rassemblement National (RN) und seine Verbündeten mit einem Stimmenanteil von etwa 33% die erste Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen. Die zweitmeisten Stimmen mit etwa 28% erhielt die von den Linksparteien gebildete Neue Volksfront, während die die Politik von Präsident Macron unterstützenden Parteien mit einem Stimmenanteil von gut 20% mit Abstand nur noch den dritten Platz erreichten.

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