US-Wirtschaft – Schlagloch oder Talfahrt?

In den USA haben zuletzt viele Konjunkturindikatoren enttäuscht.

people___profile_24_outline
Bernd Weidensteiner, Dr. Christoph Balz

Commerzbank Economic Research

12. Juli 2024

Vor allem einige Stimmungsindikatoren sind in den Keller gerutscht. Ein Einbruch der Konjunktur ist aber unwahrscheinlich. Denn die Finanzierungsbedingungen haben sich für die meisten Sektoren zuletzt wieder verbessert, und die starke Einwanderung hilft bei der Abkühlung des Arbeitsmarktes und stützt den privaten Verbrauch. Trotzdem dürfte die Wirtschaft vorerst nur moderat expandieren, worauf die Fed gegen Ende des Jahres mit Zinssenkungen reagieren wird.

Anzeichen einer merklichen Abkühlung, ...

Die US-Wirtschaft zeigt Anzeichen einer deutlichen Abkühlung. Besonders augenfällig waren die von ISM erhobenen Einkaufsmanagerindizes. Der Index für die Industrie fiel im Juni zum dritten Mal hintereinander und liegt mit 48,5 unter der neutralen Schwelle von 50. Der Dienstleistungsindex rutschte im Juni sogar um 5 Punkte auf 48,8 ab, ein Vierjahrestief. Auch harte Zahlen, besonders aus dem Wohnungsbau, neigen gegenwärtig zur Schwäche. Droht der amerikanischen Wirtschaft damit ein böses Erwachen?

... die aber auch gewünscht ist

Diese Interpretation erscheint uns voreilig. Denn letztlich kann die Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik kaum überraschen. Schließlich zielten die Zinserhöhungen der Fed genau darauf ab, die Wirtschaft abzukühlen und dadurch die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Gleichzeitig nehmen die Impulse von der Finanzpolitik eher ab, auch wenn von einer Konsolidierung der Staatsfinanzen keine Rede sein kann. Auch als Reaktion hierauf ist bei einigen Bereichen der Investitionen zuletzt eine deutliche Abkühlung zu beobachten. Dies gilt insbesondere für den Wohnungsbau, der von den anhaltend hohen Hypothekenzinsen gebremst wird, und den Wirtschaftsbau. Hier ist der von den diversen staatlichen Subventionen angefachte Boom beim Neubau von Fabriken (u.a. für Chips) ausgelaufen.

Finanzierungsbedingungen zuletzt wieder besser ...

Dagegen sind aber die Ausrüstungsinvestitionen und die Investitionen in intellektuelles Eigentum wie Software sehr robust. Hierbei könnte der Megatrend Künstliche Intelligenz eine positive Rolle spielen. Hinzu kommt, dass sich die Finanzierungsbedingungen – trotz der relativ hohen Leitzinsen – im Laufe des letzten Jahres sogar eher verbessert haben. Dies zeigt auch der weit gefasste nationale Index der Finanzierungsbedingungen der Chicago Fed, der etwa 100 Indikatoren wie Risikoaufschläge, Kreditbedingungen der Banken, Marktvolatilität, Aktienmarktentwicklung zusammenfasst. Nach ihm sollten die Unternehmen weiterhin keine Probleme bei der Kapitalbeschaffung haben. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass sich für das zweite Quartal Wachstumsraten von 9% bei den Ausrüstungen und 5% bei intellektuellem Eigentum (jeweils Jahresrate gegen Vorquartal) abzeichnen.

Den vollständigen Text finden Sie im PDF-Dokument.