Schwache Konjunktur, mehr EZB-Zinssenkungen
Mit dem Einkaufsmanagerindex befindet sich ein wichtiger konjunktureller Frühindikator für den Euroraum den zweiten Monat in Folge nahe an der Rezessionsschwelle.
Commerzbank Economic Research
25.10.2024
Euroraum: Im Winterhalbjahr weniger Wirtschaftswachstum, …
Im Oktober lag mit dem Einkaufsmanagerindex ein wichtiger Frühindikator für den Euroraum den zweiten Monat in Folge nahe an der Rezessionsschwelle (Titelchart). Wir nehmen das ernst und senken die prognostizierten Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts für das Winterhalbjahr. Für die Quartale danach erwarten wir weiter eine moderate Belebung der Konjunktur mit Zuwachsraten leicht über dem Trendwachstum, weil der Schmerz der zurückliegenden EZB-Zinserhöhungen abebbt und der Anstieg der Energiepreise von 2022/23 mittlerweile zu zwei Drittel rückgängig gemacht ist.
Wegen der schwächeren Ausgangsbasis senken wir unsere 2025er Wachstumsprognose für den Euroraum von 1,1% auf 0,9%. Für das unter schlechten Standortbedingungen leidende Deutschland rechnen wir für 2025 nur noch mit 0,2% Wachstum (bisher: 0,5%), womit wir deutlich vorsichtiger bleiben als der Durchschnitt der Volkswirte.
… was zusammen mit gefallenen Energiepreisen die Inflation drückt, …
Das geringe Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr dürfte den unterliegenden Preisdruck, also den Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel (Kerninflation), etwas drücken. Wichtiger ist aber der deutliche Rückgang der Energiepreise, der etwa über Transportdienstleistungen auf die Kerninflation durchschlagen dürfte. Die Kerngröße der Verbraucherpreise sollte im Winterhalbjahr vorübergehend mit aufs Jahr hochgerechneten Raten steigen, die mit dem EZB-Ziel von 2% vereinbar sind.
Ähnliches war im Herbst vergangenen Jahres zu beobachten. Allerdings lief dieser Effekt nach der Jahreswende 2023/24 aus, und die stark steigenden Löhne dominierten wieder die Kerninflation und ließen sie mit Raten steigen, die merklich oberhalb des EZB-Ziels sind. Ähnliches erwarten wir ab dem Frühjahr nächsten Jahres – zumal sich der Anstieg der Tariflöhne mittlerweile bei hohen 4,5% eingependelt hat, ohne dass bereits eine Verlangsamung sichtbar wäre.
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