Ausblick 2025 – die Folgen der großen Zinswende
Seit Mitte dieses Jahres senken die westlichen Zentralbanken ihre Leitzinsen.
Commerzbank Economic Research
15.11.2024
Die große Zinswende im Westen
Die große Inflation des Jahres 2022 hatte die westlichen Zentralbanken gezwungen, ihre Leitzinsen massiv anzuheben. So erhöhte die US-Notenbank ihren Leitzins von 0,25 auf 5,5%, bei der EZB ging es von -0,5% auf 4,0% nach oben. Diese geldpolitische Straffung ließ Konjunkturindikatoren wie den Einkaufsmangerindex vor allem 2022 einbrechen.
Seit Mitte 2024 sinken die Leitzinsen wieder. EZB und Fed haben sie jeweils um insgesamt 75 Basispunkte gesenkt, die Terminmärkte preisen weitere deutliche Schritte ein. Diese große Zinswende nach unten verbessert die konjunkturellen Rahmenbedingungen deutlich. Ab dem Frühjahr dürften sich die auf Umfragen basierenden Stimmungsindikatoren wieder erholen. Allerdings dürften die verschiedenen Volkswirtschaften unterschiedlich auf die geldpolitische Entspannung reagieren – abhängig von strukturellen Problemen, der Fiskalpolitik und anderen Faktoren.
Deutschland: Erosion der Standortqualität schwächt Effekt der geldpolitischen Lockerung
Die seit dem Frühjahr 2024 fallenden Frühindikatoren deuten für Deutschland auf ein schwieriges Winterhalbjahr, in dem das deutsche Bruttoinlandsprodukt bestenfalls stagniert. Aber der nachlassende Schmerz von der Geldpolitik spricht ab dem Frühjahr auch hierzulande für eine gewisse wirtschaftliche Aufwärtsbewegung – zumal der Energiepreisschock des Jahres 2022 zu rund zwei Drittel rückgängig gemacht ist und der private Verbrauch nach dem Rückgang der Inflation mit einer gehörigen zeitlichen Verzögerung endlich seinen Tiefpunkt erreicht haben sollte.
Aber wegen der seit den Merkel-Jahren erodierenden Standortqualität halten sich viele Unternehmen desillusioniert mit Investitionen in Deutschland zurück, zumal auch die nächste Bundesregierung aus Parteien bestehen könnte, die ähnlich wie die Ampel-Parteien keine gemeinsamen Vorstellungen über die notwendigen wirtschaftspolitischen Reformen haben. Hinzu kommt die nachlassende Nachfrage aus China, die Deutschland lange Rückenwind gegebenen hatte. Die geldpolitisch angelegte merkliche Konjunkturerholung dürfte also deutlich gedämpft werden. Wir rechnen für 2025 nur mit einem Wachstum von 0,2% und für 2026 von 1,0%, wobei das Wachstum 2026 ohne die ungewöhnlich hohe Zahl der Arbeitstage nur 0,7% betragen würde.
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