Was Trumps Kehrtwende für unsere Prognosen bedeutet
Donald Trumps Kehrtwende am Mittwoch Abend zeigt, dass er doch vom Einbruch der Finanzmärkte beeindruckt ist.
Commerzbank Economic Research
11.04.2025
Die Ankündigung massiver reziproker Zölle am Mittwoch vergangener Woche ließ viele Anleger glauben, Donald Trump akzeptiere einen Kollaps der Aktienmärkte, um das hohe US-Handelsbilanzdefizit zu reduzieren und um Zolleinnahmen zu erzielen, mit denen er Steuersenkungen finanzieren kann. Wir hielten stattdessen an unserem Hauptszenario fest, dass es Trump vor allem um Deals geht und er nicht unbeeindruckt ist von den massiv gestiegenen Rezessionsrisiken und den Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten. Wir hatten deshalb unsere Konjunkturprognosen vergangene Woche nicht geändert, sondern lediglich auf gestiegene Risiken verwiesen.
Trumps Kehrtwende am Donnerstag bestätigt unser Hauptszenario
Trumps Kehrtwende am Donnerstag Abend bestätigt dieses Hauptszenario. So soll bei den reziproken Zöllen (mit Ausnahme von China) für 90 Tage ein Standardsatz von 10% gelten und nicht die länderspezifischen höheren Sätze, die etwa bei der EU 20% betragen. Für Autos, Autoteile, Aluminium und Stahl gelten weiter die sektoralen Zölle von 25%.
Nicht nur seine Taten, auch seine Äußerungen lassen vermuten, dass der Einbruch der Aktienmärkte eine Rolle bei seiner Kehrtwende in der Zollpolitik spielte: „Well, I thought that people were jumping a little bit out of line, they were getting a little bit yip“. Außerdem scheint es ihm auch um Deals zu gehen: „A deal can be made with everyone of them. A deal is gonna be made with China.“ Dass er auch China erwähnte, ist insofern bemerkenswert, als er die Zölle auf chinesische Waren kurz zuvor auf 145% erhöht hat.
Keine große Änderungen bei US-Prognosen
Weil wir unser Hauptszenario bestätigt sehen, dass Trump einen Einbruch der Wirtschaft und der Aktienmärkte vermeiden will, haben wir uns im Rahmen unserer monatlichen Prognosesitzung gegen eine massive Senkung unserer US-Konjunkturprognose entschieden. Wenn wir die 2025er US-Wachstumsprognose nur von 2,0% auf 1,7% senken, dann deswegen, weil das zurückliegende Hick-Hack in der Zollpolitik die Unsicherheit deutlich erhöht hat, was die Investitionen der US-Unternehmen belastet. Trotzdem sollte ausreichend Abstand zur Rezessionsschwelle gewahrt bleiben, eben weil Trump eine Rezession vermeiden will und die US-Wirtschaft ohnehin eine hohe Grundgeschwindigkeit aufweist. So ist das Bruttoinlandsprodukt in jedem der drei zurückliegenden Jahre mindestens um 2,5% gewachsen.
Für die US-Notenbank hatten wir bisher für das Winterhalbjahr 2025/6 zwei Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte erwartet. Auch hier nehmen wir nur eine moderate Änderung vor und erwarten ab September drei Zinssenkungen im Quartalsrhythmus. Die Obergrenze des US-Leitzinskorridors läge dann im März 2026 bei 3,75%. Gegen aggressive Zinssenkungen spricht, dass wir nicht mit einer Rezession rechnen und die US-Konsumenten wegen der Zölle für die Zukunft eine massiv höhere Inflation erwarten. Damit das nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird, kann die Fed ihren Leitzins nur auf ein Niveau reduzieren, bei dem ihre Geldpolitik noch inflationssenkend wirkt.
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