Wiederaufbau der Ukraine

Sollten es die USA schaffen, mit Russland einen Frieden in der Ukraine auszuhandeln, ...

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Bernd Weidensteiner

Commerzbank Economic Research

18.02.2025

...werden die Kosten für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes und für die Absicherung des Friedens in das Zentrum rücken. Wir versuchen eine grobe Abschätzung des Mittelbedarfs.

Die US-Regierung macht Druck, um möglichst bald einen Frieden oder doch zumindest einen Waffenstillstand in der Ukraine zu erreichen. Dazu sind offenbar direkte Verhandlungen mit Russland ohne die EU und mit unklarer Beteiligung der Ukraine selbst geplant. Ob es unter diesen Voraussetzungen zu einem raschen Ende der Kampfhandlungen kommen kann, lässt sich nur schwer beurteilen. Dennoch rücken bereits jetzt die Kosten eines Wiederaufbaus in der Ukraine in das Zentrum des Interesses. Wir versuchen, einige grobe Anhaltspunkte für den Umfang des Wiederaufbaus zu geben.

Kriegsschäden in der Ukraine...

Eine Abschätzung des Mittelbedarfs für den Wiederaufbau beginnt mit einer Begutachtung der entstandenen Schäden. Die schlimmsten Schäden eines Krieges sind natürlich die menschlichen Verluste: Tote, Verwundete und anderweitig Versehrte. Wir konzentrieren uns hier auf die enormen materiellen Verluste und stützen uns dabei auf die von der Ukraine gemeinsam mit EU, Weltbank und UN vorgelegten Schätzungen der Kriegsschäden (Rapid Damage and Need Assessment, RDNA). Bislang liegen drei solche Schätzungen vor, die letzte wurde vor einem Jahr mit dem Stand von Ende 2023 veröffentlicht

  • Direkte Schäden. Damit sind die Zerstörungen von Wohnraum, Infrastruktur oder Produktionsanlagen gemeint. Ende 2023 waren rund 10% des Wohnraums der Ukraine beschädigt oder zerstört. Dazu kommen Zerstörungen der Infrastruktur oder an Produktionsanslagen. Alles in allem veranschlagt man diese Schäden auf über 150 Mrd Dollar. Nach einem weiteren Jahr Krieg dürften sie nun über 200 Mrd Dollar liegen.
  • Indirekte Schäden ("Losses"). Kampfhandlungen und Vertreibungen führen zu Produktionsausfälle oder Ernteverlusten. So waren per Ende 2023 5,9 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in anderen europäischen Ländern registriert, dazu kamen 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge. Zudem sind bis zu einer Million Personen in der ukrainischen Armee. Millionen Menschen wurden dem Arbeitsmarkt in der Ukraine somit entzogen. Diese Menschen konnten in den letzten drei Jahren somit nicht mehr oder zumindest nicht in gewohntem Umfang zur Wertschöpfung beitragen. Ausgefallene Unterrichts- und Ausbildungszeiten haben ebenfalls ökonomische Folgekosten. Die indirekten Schäden sind deutlich höher als die direkten und werden per Ende 2023 mit rund 500 Mrd Dollar veranschlagt.

Im Gegensatz zu den direkten Schäden lassen sich die indirekten später nur teilweise wieder ausgleichen – so ist eine ausgefallene Ernte unwiederbringlich verloren.

Den vollständigen Text finden Sie im PDF-Dokument.